reich Kulturzeitschrift -ft K. m,r'* w M.
Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Bergbau in Oberösterreich Dipl.-Ing. Günther Hattinger Die Sole- und Salzgewinnung Österreichs in der Gegenwart 2 Dr. Georg Hellingsetzer Der Rudolfsturm in Hallstatt als Denkmal der österreichischen Salinengeschichte 11 Dr. Winfried Aubeli Das Markscheidewesen im österreichischen Bergbau 17 Dr. Hermann Kohl Die geologischen Grundlagen des Bergbaues in Oberösterreich 25 Dr. Bernhard Gruber Der Braunkohlenbergbau in Oberösterreich 35 Umschlag: Bad Ischl, Zunftfahne der Schiffleute, aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit dem Schutzpatron hl. Nikolaus. Insgesamt existieren in Bad Ischl drei Zunftfahnen mit 6 bildlichen Darstellungen, die auf den Bergbau und die Salzschiffahrt Bezug nehmen: Zunftfahne der Schiffleute, Zunftfahne der Zillenbauer, Zunftfahne des Sudholzlieferungspersonals. Die Schriftleitung dankt Konsulent Franz Stöger, Bad Ischl, für seine bewährte Hilfe. Foto: H. Hofer, Bad Ischl Gestaltung: Herbert Friedl Die Schriftleitung gratuliert Herrn Friedl zur Verleihung des Preises des Landes Steiermark beim 19. Österreichischen Grafikwettbewerb Innsbruck 1984. Diesen Preis erhielt er für seine Aquatintaradierungen. Eine internationale Jury ermittelte die Preisträger aus 1740 Einsendungen von 626 Künstlern. Beilagenhinweis: Anläßlich der 900-Jahr-Feier des Stiftes Reichersberg am Inn wird erstmals die Klosterlandschaft entlang von Salzach und Inn, In der einst nicht weniger als fünf Augustiner Chorherrenstifte — St. Nikola vor Passau, Suben, Reichersberg, Ranshofen und Domstift Salzburg — bestanden, in einer großen oö. Landesaus stellung in den Prunkräumen des Klosters Reichersberg vorgestellt. Ein Prospekt über die Schau „900 Jahre Stift Reichers berg — Augustiner Chorherren zwischen Passau und Salzburg" liegt diesem Heft bei. Dr. Dipl.-Ing. Karl H. Wirobal Der k.k. Obersteiger Isidor Engl — erster Kustos des Museums Hallstatt 43 Dr. Dipl.-Ing. Wernfried L. Werneck — Prof. Herbert E. Baumert Der Bergbau in den oberösterreichischen Gemeindewappen 49 Kulturzeitschrift Oberösterreich 34. Jahrgang, Heft 2/1984 Vierteljahresschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember. Oberösterreich aktuell Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck 3000 Jahre Salzgewinnung in Österreich — 700 Jahre Rudolfsturm — Der Österreichischen Salinen-AG ein herzliches Glückauf! 55 Landesrat Dr. Albert Lelbenfrost Wirtschaftsraum Salzkammergut 57 Medieninhaber (Verleger), Herausgeber und Hersteller: Oberösterreichischer Landesverlag Gesellschaft m.b.H., A-4020 Linz, Landstraße 41. ISSN 0253-7435 Redaktion: Dr. Otto Wutzel, Dr. Elfriede Wutzel, A-4020 Linz, Landstraße 41 Kunst der Gegenwart Dr. Walter Beyer Die Universalität Franz von Zülows (1880—1963) 69 Denkmalpflege Jahresabonnement (4 Hefte): S 380.- Einzelverkaufspreis: S 98.-. (Alle Preise inkl. 10% MWSt.) Schwerpunktthema Heft 3/1984 Wald in Oberösterreich Dr. Walter Koller Die Werkstätten des Bundesdenkmalamtes und ihr Einsatz für Oberösterreich seit 1975 75 Bücherecke 87 Abb. Seite 1: „Der Rudolphs-Thurm", Kolorierte Lithographie von Jakob Alt aus der Bilderserie „Vorzüglichste Ansichten des Salzkammergutes . . .", Wien 1825, OÖ. Landesmuseum, Inv.-Nr. OA II 107/48. — Foto: Franz Gangl
Kulturzeitschrift SKsBife Ut'^P/yty. C\ i^yy/-zzy ''l//.J= c ^/yyjyyAyy/.z'_ ■(>:<,} -rA^^c/f A/y i,yy.yAeyt^.cyt^ Jyz- if:fcy. ■'/y^ii yyy yyy'!/:>j?yyc<yzo- y/y c/y^ y-y/y'i'Zyzyz^ yiyi- y/^yyZ Der Festakt der Österreichischen Salinen AG am 4. Mai 1984 auf dem Hallstätter Salzberg „3000 Jahre Salzgewinnung in Österreich — 700 Jahre Rudolfsturm" war für die Redaktion willkommener Anlaß, Heft 2/1984 unserer Zeitschrift dem Schwerpunktthema „Bergbau in Oberösterreich" zu widmen. Es ist in er freulicher Weise gelungen, Naturwissen schaft und historische Landeskunde in Syn these zu bringen. Vor allem zeigte sich, wie stark gerade im Bergbau die kulturgeschicht lichen Komponenten sind. Die Schriftleitung dankt allen Autoren für ihre hervorragende Mitarbeit. Gleicher Dank gilt Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck und Landesrat Dr. Albert Leibenfrost für ihre auf das Schwerpunktthema abgestimmten Bei träge. Die Beiträge in den Sparten „Kunst der Ge genwart" und „Denkmalpflege" wurden an den Schluß des Heftes gestellt, da sie mit dem Schwerpunktthema nicht übereinstim men, wegen der Bedeutung ihres Inhaltes je doch unbedingt zur Veröffentlichung kom men sollten.
Die Sole- und Salzgewinnung Österreichs in der Gegenwart Günther Hattinger Seit drei Jahrtausenden sind in Österreich Salzlagerstätten bekannt und werden für die Gewinnung von Salz und Sole genützt. In hi storischer Zeit waren es vor allem die Landes herren und später die k. u. k. Hofkammer, wel che die Rechte für die Gewinnung des Salzes, früher als Regal und ab dem Jahre 1835 nach der Zoll- und Staatsmonopolverordnung als staatliches Monopol, innehatten. Heute befin det sich dieses Recht in Händen der Republik Österreich. Durch das Salz wurden nicht nur die meisten Namen der Stätten der Sole- und Salzgewin nung geprägt, sondern auch jene ganzer Re gionen und sogar der Name eines unserer Bundesländer. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist als Folge der Entwicklung der chemischen Indu strie und des durch die Motorisierung beding ten Bedarfes an Auftausalz für den Straßen winterdienst die Nachfrage nach Sole und Salz In Österreich stark gestiegen. In der folgenden Tabelle wird eine Übersicht über die Sole- und Salzproduktion in Öster reich seit dem Jahre 1950 gegeben: Sole- und Salzproduktion In Österreich 1950—1983 Sole Salz Beschäftigte Anzahl der m3/Jahr t/Jahr Betriebe 1950 790.000 92.000 1.710 11 1960 1,038.000 132.000 1.396 11 1970 1,747.000 265.000 844 7 1980 2,294.000 420.000 578 7 1981 2,313.000 464.000 575 7 1982 2,119.000 435.000 576 7 1983 1,811.000 359.000 532 7 Der Rückgang der Produktion in den beiden zuletzt vergangenen Jahren ist bedingt durch den Produktionsrückgang der chemischen In dustrie bei Solenachfolgeprodukten sowie auf die Witterungsverhältnisse und Verwen dungsbeschränkungen beim Auftausalz. Der Wandel In der Verwendung des Salzes vom Salz für Speise-, Fütterungs- und Gewerbezwecke zum chemischen Rohstoff und Massenprodukt hat der Entwicklung des österreichischen Salzbergbaues und der Sali nen in den jüngst vergangenen Jahrzehnten sowohl In technologischer als auch organisa torischer Hinsicht ihren Stempel aufgeprägt. Das durch jahrhundertelange Tradition ge zeichnete Bild des ehemaligen ärarischen Bergbaues und der Sudhütten trat als Folge einer bedeutenden Umstrukturierung sowohl Im Bereich der Produktion als auch In jenem der örganisatlon allmählich in den Hinter grund. Die längerfristig in kollektiver Übereinstim mung der Sozialpartner des Unternehmens durchgeführten Maßnahmen im technologi schen, organisatorischen und betriebswirt schaftlichen Bereich ermöglichten im Jahre 1979 auf Grund des Salzmonopolgesetzes 1978 eine Rechtsformänderung In Form der Ausgllederung des Bundesbetriebes öster reichische Salinen aus dem Bundeshaushalt und die Gründung der österreichische Salinen AG. Die österreichische Salinen AG, deren Gene raldirektion ihren Sitz in Bad Ischl hat, umfaßt als Betriebe die Salzbergbaue Altaussee, Bad Ischl mit dem obertägigen Sondenfeld Sulz bach, Hallstatt und Halleln, die Salinen Eben see und Halleln sowie die Tochtergesellschaf ten Bad Ischler Salz Ges.m.b.H. In Wien und die Blosaxon Salz Ges.m.b.H. In Bad Aussee. Diese Aktiengesellschaft, deren Führungs verantwortung In Händen des aktlenrechtllch bestellten Vorstandes liegt, ist auf Grund des Salzmonopolgesetzes verpflichtet, die Ver sorgung Österreichs mit Salz und Sole zu si chern. Aus diesem Monopol ergibt sich auch die Verpflichtung, jeden Kunden in Österreich mit Salz In der benötigten Qualität und Quanti tät zu beliefern. Das Monopol ist somit nicht nur Schutz, sondern auch Verpflichtung. Die zum Zeitpunkt der Ausgliederung be schäftigt gewesenen Mitarbeiter wurden, so weit diese in einem privatrechtlichen Dienst verhältnis zum Bund standen und nach dem ASVG pensionsversichert waren, Arbeitneh mer der österreichischen Salinen AG. Alle In einem Bundesdienstverhältnis mit Anspruch auf Pensionsversicherung durch den Bund gestandenen Mitarbeiter sind in diesem Dienstverhältnis geblieben, wenn sie nicht in nerhalb einer Frist von fünf Jahren in ein Ar beitsverhältnis zur österreichischen Salinen AG übergetreten sind. Stillgelegt wurden im Rahmen der Umstruktu rierung der Produktionsbetriebe die als Pfan nensalinen betriebenen Salinen Bad Ischl und Hallstatt Im Jahre 1965. Der Salzbergbau und die als Thermokompresslons-Saline betrie bene Saline Hall in Tirol mußten im Jahre 1967 ebenfalls stillgelegt werden und die als Pfan nensaline mit Schwerölfeuerung betriebene Saline Bad Aussee im Jahre 1983. Die Verle gung der Generaldlrektion des früheren Bun desbetriebes österreichische Salinen von Wien nach Bad Ischl In das Zentrum des Salz kammergutes und damit auch der Produk tionsstätten erfolgte Im Jahre 1975. Das durch die Stillegung der Betriebsstätten freigewordene Personal wurde innerhalb des Salzkammergutes von den eigenen Betrieben übernommen. Jenes der anderen Betriebs stätten konnte zu Dienststellen des Bundes und der Länder überstellt werden. Als Folge des Standortes der Lagerstätten und Salinen liegt der Schwerpunkt der Sole- und Salzgewinnung derzeit in öberösterreich. Von den Beschäftigten sind 60 Prozent in öber österreich gelegenen Arbeite- und Produk tionsstätten tätig. Von der Solegewinnung ent fallen 50 und von der Salzgewinnung 85 Pro zent auf Produktionsstätten in öberösterreich. Daraus resultieren vielfältige strukturelle und arbeltsmarktpolltische Impulse, welche von der österreichischen Salinen AG auf das Bundesland öberösterreich ausgehen. Die Führung des Unternehmens als Aktienge sellschaft bedingte auch die Schaffung einer zeitgemäßen und unternehmensgerechten örganisation des finanz- und betriebswirt schaftlichen Rechnungswesens, der Beschaf fung, des Verkaufes und aller übrigen Funk tionsbereiche des Unternehmens sowie die Anwendung moderner Verfahren und Hilfsmit tel auch In diesen Bereichen. Für den gesam ten Unternehmensverband verbindliche Grundsätze für die Führung und Zusammen arbeit dienen der Verbesserung der Zusam menarbeit, der Vermeidung von Konfliktsitua tionen und sollen auch dazu beitragen, die Ar beitswelt menschlicher zu gestalten. Die Gewinnung der Sole Die heimischen Salzlagerstätten eignen sich nicht für die Gewinnung von Salz in Form von festem Steinsalz. Die Gewinnung von Stein salz erfolgt derzeit nur noch im Salzbergbau Altaussee für die Verwendung als Naturleck stein, in der Hauptsache für die Wildfütterung. Der Anteil des In Form von Steinsalz gewon nenen Salzes beträgt knapp 2 Promille der jährlich als Sole gewonnenen Salzmenge. Die Gewinnung von Salz aus den Lagerstätten in großem Maßstab erfolgt durch Aussolung, d. h. durch planmäßiges Herauslösen des Salzes aus dem salzhältigen Gestein, dem ,,Haselgebirge", sowie durch Auflösung der zum Teil vorkommenden Stelnsalzbänke. öbwohl die Technik des Aussolbetriebes in den Salzbergbauen laufend Modifikationen
unterworfen war, wurde die Aussolung in so genannten Laugwerken, welche zwischen zwei im senkrechten Abstand von 35 bis 40 Metern angelegten Gewinnungshorizonten zur Aniage kamen, praktisch über mehrere hundert Jahre bis in unsere Zeit angewandt (Normalwerke). Dabei wurde In der Regel das Laugwerk im unteren Horizont ausgesprengt und dort auch der Abiaß für die Sole angelegt, während vom darüberliegenden Horizont die Zubringung des Wassers für die Ausiaugung durch einen schrägen Grubenbau zum Laug werk erfolgte. Die Aniage eines solchen Laugwerkes samt den dazugehörigen Gru benbauen war sehr arbeitsintensiv und eine Mechanisierung dieser Arbeiten nur in gerin gem Maße möglich. Das Intensive Studium der theoretischen und empirischen Kenntnisse des Aussoiungsprozesses, die Entwicklung der Pumptechnik, insbesondere jene der Unterwasserpumpen und deren Steuerungstechnik sowie der Aus bau der Versorgung der Salzbergbaue mit eiektrischer Energie ermögiichten in jüngerer Zeit die Anlage von Laugwerken mit Pumpbe trieb. Dabei wurde auch von der bisher vor wiegend angewandten Gewinnungsmethode in Laugwerken mit einer Abbauhöhe von nur einem Horizont abgegangen. Es erfolgte nunmehr die Anlage von Pumpwerken über eine Abbauhöhe von zwei Horizonten (Tief werke). Durch den Übergang zu dieser Aus solmethode mit annähernder Verdoppelung der Abbauhöhe wurde die Solegewinnung je Laugwerksanlage wesentlich vergrößert, während die Anlagekosten, bezogen auf die mögiiche Soiegewinnung, vermindert werden konnten. Parallel zu dieser Entwicklung erfolgte auch die Einführung der Aussolung mittels Sonden sowohl unter Tage als auch von über Tage (Bohrlochsolegewinnung). Durch einen Klein versuch im Salzbergbau Aitaussee, dessen Aussolraum, ähnlich wie jener von Normaiund Tiefwerkern, nach Versuchsende befahFiußlauf der Traun, Federzeichnung/Aquarell, um 1630, von Weif Hayden, Ausschnitt mit Darstellung von Ischl, Museum Caroline Augusteum in Salzburg, Inv. Nr. SMOA 238/67. Die Schriftleitung dankt Museumsdirektor Dr. Albin Rohrmoser für den interessanten Hinweis auf diese frühe topographische Darstellung j ''4„ , y i J. «""V .f " V ** -f^ iV
ren und besichtigt werden konnte, wurde die grundsätzliche Eignung des alpinen Salzge birges für diese Aussolmethode bei einem be stimmten Mindestsalzgehalt, entgegen der bislang vorherrschenden Meinung, festge stellt. Dieses im benachbarten Ausland zum Teil bereits seit dem 19. Jahrhundert ange wandte Verfahren wurde für die besonderen Lagerstättenverhältnisse der heimischen Salzbergbaue adaptiert und zur Betriebsreife entwickelt. Dadurch konnten unter Tage die lohnintensive, rein bergmännische Arbeit stark reduziert und die Gewinnungskosten vermindert werden. Neben der Eignung der Lagerstätten oder von Teilen derselben für die Gewinnung von Sole mittels Sonden war für eine planmäßige und gezielte Aussolung sowie für die Vermeidung eines zu großen Abbaurisikos auch die Mög lichkeit der Vermessung der durch Aussolung geschaffenen, aber für den Menschen unzu gänglichen Hohlräume Voraussetzung. Ein solches nach dem Prinzip der Echometrie ar beitendes Meßverfahren stand zum Zeitpunkt der Einführung der Bohrlochsoiegewinnung im österreichischen Salzbergbau zur Verfü gung, so daß auch von dieser Seite kein Hin dernis mehr für die verstärkte Anwendung der Solegewinnung mittels Sonden gegeben war. Die laufende Steigerung des Solebedarfes sowohl für die Salzgewinnung als auch für die Sole als Rohstoff verarbeitende chemische Industrie machte weiters grundsätzliche Über legungen zur Lagerstättenerkundung erfor derlich. Dabei sollte durch geophysikalische Messungen und Bohrungen festgestellt wer den, ob neben den bisher bekannten, durch die Salzbergbaue bereits aufgeschlossenen Lagerstätten auch andere abbauwürdige Salzlagerstätten vorhanden und wirtschaftlich genutzt werden können. Im Rahmen eines entsprechenden Aufsuchungsprogrammes in den Jahren 1965 und 1966 wurde südlich von Bad Ischl eine durch Sonden von über Tage aussolbare Lagerstätte aufgeschlossen, wel che seit dem Jahre 1967 genutzt wird. Der durch Aussolung nutzbare Lagerstättenbe reich liegt in einer Teufe zwischen 500 bis 300 m unter der Talsohle. Auf diesem Son denfeld stehen derzeit elf Sonden in Betrieb. Die für die Gewinnung der Sole erforderlichen nicht unbeträchtlichen Wassermengen stam men zum Teil aus dem wasserführenden Deckgebirge, aus Obertagequellen sowie aus Grundwasser. Für den Salzbergbau Altaus see muß zu Zeiten geringer Wasserdarbietung aus dem Altausseer See Wasser für die Sole gewinnung entnommen werden. Im Gegensatz zur industriellen Güterproduk tion in Fabriken, wo die Änderung von Fabrika tionsmethoden oder Technologien schlagartig vor sich gehen kann und deren wirtschaftliche 1 Oben: Gemälde eines unbekannten Künstlers, vermutlich 1. Hälfte 18. Jahrhundert, einst in der 1958 geräumten Salzbergkapelle befindlich, mit Darstellung des Bergmannslebens in Hallstatt. Rechts Blick in den Salzberg, darüber die hl. Barbara, St. Franziskus Xaverius und der Nährvater Josef. — Foto: IWS-Werner Lang Rechts: Pfannensaline Hallstatt im Jahr der Stillegung 1965. Produktionskapazität 6000 t/Jahr. — Foto: M. Singer, Hallstatt
Vorteile sich unmitteibar auswirken können, ist die Änderung von Gewinnungsmethoden im Bergbau unter Tage ein länger dauernder Prozeß, welcher von verschiedenen bergbau technischen Faktoren, unter anderem auch vom Gebot der weitgehenden Nutzung der Lagerstättensubstanz, abhängig ist. Im Zeitraum 1950 bis 1970 erfolgte die Sole gewinnung noch bis zu mehr als 90 Prozent aus Normalwerken, ebenso war bis dahin der Anteil der Solegewinnung aus Sonden unbe deutend. Im Jahre 1980 betrug dieser Anteii nur noch 17 Prozent, während der Anteil der Soleproduktion aus Tiefenwerken und Son den je zur Hälfte bereits 83 Prozent betrug. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Verhältnis nahezu umgekehrt. Um diese Angaben richtig werten zu können, muß jedoch auch berück sichtigt werden, daß sich im Zeitraum 1950 bis 1980 die Soieproduktion etwa verdreifacht hat. Neben der Änderung dieser für die Soiegewinnung angewandten Methoden wurden baid nach dem Ende des Zweiten Weitkrieges die Voraussetzungen für die Verlegung der obertägigen Betriebsstätten der Salzbergbaue Alt aussee und Hallstatt, der beiden größten Salzbergbaue Österreichs, aus einer See höhe von 1000 m und darüber in das Tal ge schaffen. Durch den Vortrieb des Altausseer und des Hallstätter-Erbstollens in den Jahren 1948 bis 1956 und 1947 bis 1952 sowie durch das Abteufen von Blindschächten und deren Ausstattung mit für Mannsfahrt und Güterbe förderung eingerichteten Schachtförderanla gen wurden diese beiden Salzbergbaue von der Talsohle aus erschlossen. Nach der Er richtung der erforderlichen Betriebsgebäude und sonstigen Obertagsanlagen im Talniveau war es möglich, die bis dahin erfolgte Kaser nierung der Arbeiter während der Arbeitswo che auf den Saizbergen zu beenden. Dadurch wurde nicht nur ein betriebswirtschaftlich posi tiver Effekt erzielt, sondern auch den Berg männern die tägliche Heimkehr zur Familie ermöglicht. In den übrigen Bergbauen waren solche Maßnahmen entweder nicht erforder lich oder konnten wegen fehlender Vorausset zungen nicht reaiisiert werden. Eine Mechanisierung größeren Ausmaßes, wie dies in anderen Massengut fördernden Bergbaubetrieben (Kohle, Erze, Steine und Erden) der Fall war, konnte in den Saizbergbauen mit Aussoibetrieb durch den Zuschnitt des Grubengebäudes und das geringere Ausmaß der rein bergmännischen Arbeit nicht Piatz greifen. Eine Rationalisierung der Ausrichtungs-, Vorrichtungs- und Erhaltarbeiten durch den Einsatz moderner Geräte war daher auch nur in bescheidenem Maße möglich. Während also der Einsatz maschineller Hilfs mittel größerer Leistung für die bergmänni sche Arbeit in den österreichischen Salzberg bauen nur beschränkt möglich ist, konnte die personalintensive Überwachung der Soiegewinnung, wie jene der Zuförderung des Süß wassers in Rohrleitungen, in zentralen, unter Tage gelegenen Grubenwarten zusammen gefaßt werden. Dadurch wurde die Informa tionsdichte über die iaufende Solegewinnung in den unter Tage zum Teil weit auseinanderiiegenden Gewinnungsorten stark erhöht und der dafür erforderliche Personalstand vermin dert. Die gezielte Anlage von Laugwerken und Sonden verlangt eine genaue geologisch-lagerstättenkundliche Kartierung und Kenntnis des unter Tage aufgeschlossenen Salzgebir ges. Trotz der bereits Jahrhunderte währen den Abbautätigkeit war es erst um die Mitte dieses Jahrhunderts möglich, für das ver meintliche Chaos des Haselgebirges eine so weitgehende Systematik zu erarbeiten, daß diese als Grundlage für eine lagerstättenkundliche Kartierung, Abbauplanung und auch Vor ratsermittlung dienen kann. Unter Haselge birge versteht man im engeren Sinne das in unseren Salzbergbauen für die Soiegewinnung genutzte Gestein, bestehend aus Ton-, Sandstein-, Anhydrit- und Gipskomponenten, welche in Steinsalz und dessen Nebensalze eingebettet sind. In der Folge dieser Arbeiten konnte auch durch Anwendung der Sporenanalyse eine sporenstratigraphische Einstufung der ver schiedenen Arten des Haselgebirges erfol gen. Die bis dahin übliche geoiogische Alters einstufung der alpinen Salzlagerstätten in die Trias mußte auf das Oberperm (Zechstein) und die unterste Trias (Skyth) korrigiert wer den. In die Zechsteinformation fäilt z. B. auch die Bildung der nord- und mitteldeutschen Salzlagerstätten. Bereits erfolgte Annahmen älterer Forscher wurden dadurch bewiesen. Die sporenstratigraphische Einstufung konnte in jüngster Zeit auch durch Schwefelisotopenuntersuchungen bestätigt werden. Das Soleleitungsnetz Die Förderung der Soie zu den Verarbeitungs stätten Saline und chemische Industrie erfolgt von Bad Aussee über Bad Ischl nach Ebensee durch Rohrleitungen, in welche im Teilstück Altaussee-Bad Ischl zur Überwindung einer geringen Trassensteigung eine Rohrpumpe eingebaut ist, während die Sole in den Leitun gen von Hallstatt nach Bad Ischl und Ebensee frei, ohne Zuhilfenahme einer Pumpe fließt. In Bad Ischl erfolgt in einer zentraien Soleverteii-. Vorwärm- und Meßstation die Abgabe der Sole an die Verbraucher in Ebensee. Wäh rend im Bereich bis Bad Ischl die Soleleitungstrassen ihrem alten, historischen Veriauf fol gen, ebenso im Bereich Langwies-Ebensee, wurde dieser im Teiiabschnitt Bad IschlLangwies bei der Verlegung von neuen lei stungsfähigen Soleieitungssträngen 1981/82 verlassen und dieses Teilstück im Radweg der Salzkammergut-Bundesstraße verlegt. Die Gesamtlänge der Soleleitungstrassen im Salzkammergut beläuft sich auf 72,4 km und die Gesamtlänge der darin verlegten Rohre beträgt 247,5 km. Die jährliche Fördermenge liegt um 2 Mili. m®. Die meisten der noch bestehenden Solestu ben entlang der Soleleitungstrassen im Salz-
Installation einer Bohrioctisonde unter Tage. — Foto: IWS-Werner Lang Ges.m.b.H. kammergut besitzen ihre einst wesentliche Funktion für die Druckunterbrechung und zum Teil auch Solevorwärmung heute nicht mehr. Beispiele alter, bodenständiger Zimmer mannsarbeit vergangener Zeit sind somit funktionslos geworden. Die Salzgewinnung in den Salinen Die Salzgewinnung erfolgt durch Verdampfen des Wassers aus der Sole. Jahrhundertelang, zum Teil noch bis in unsere Zeit, erfolgte die Gewinnung von Salz in offenen, runden, spä ter rechteckigen Sudpfannen, die bis in das 19. Jahrhundert hinein hauptsächlich mit Holz, später mit Kohle und in jüngerer Zeit auch mit Heizöl befeuert wurden. Auch Torf wurde zeitweise für die Feuerung verwendet. Um die Mitte dieses Jahrhunderts standen in Ebensee auch mit Dampf beheizte Pfannen in Betrieb. Lediglich für die Beheizung der Dörren zur Trocknung des Pfannensalzes wurde zum Teil bereits Ende des 18. Jahrhunderts Kohle her angezogen. Im Jahre 1950 erfolgte die Salzgewinnung in Osterreich noch zu fast 70 Prozent in Pfannen und der Rest von 30 Prozent in einer Mehrfacheffekt-Vacuumanlage, eine Technologie, welche in Österreich erstmals für die Salzge winnung im Jahre 1903 in der Saline Ebensee angewandt wurde. Die Änderung der Verbrauchsstruktur des Salzes vom Speise-, Vieh- und Gewerbesaiz zum industriellen Massenprodukt für die che mische Industrie und andere Verbraucher be dingte auch die volle Nutzung der Entwicklung der chemischen Verfahrenstechnik für die Oben: Installation am Sondenkopf einer Bohrlochsonde auf dem Sondenfeld Sulzbach bei Bad Ischl. — Foto: F. Putz, Bad Ischl Gewinnung des Salzes. Ab der Mitte dieses Jahrhunderts haben die Salinen in Österreich, diesem Trend folgend, begonnen, die Salz gewinnung auf das für unser Land wirtschaft lichste Gewinnungsverfahren umzustellen und zuletzt auch eine Konzentration der Salz gewinnung in Salinen in Österreich auf nur noch zwei Standorte, die Saline Ebensee und Hailein, durchgeführt. Die in Österreich auch bereits vor der soge nannten „Energiekrise" herrschende Knapp heit an heimischer, kalorischer Energie führte bereits früh zu Überlegungen, in Wasserkraft anlagen gewonnene elektrische Energie für die Salzgewinnung heranzuziehen. Ein dafür geeignetes Verfahren war das von einer schweizerischen Maschinen- und Verfahrens technikfirma mit Anwendern in Bayern und der 6
Füllort der Schachtförderanlage des Beustschachtes Im Erbestollenniveau des Hallstätter Salzbergbaues. — Foto: IWS-Werner Lang Ges.m.b.H. Schweiz im 2. und 3. Jahrzehnt dieses Jahr hunderts zur Betriebsreife entwickelte Thermokompressions- oder Wärmepumpenver fahren. Die erste Thermokompressionsanlage in Osterreich wurde in der Saline Hall in Tirol bereits im Jahre 1951 in Betrieb genommen. Im Jahre 1952 erfolgte sodann die Inbetrieb nahme einer Thermokompressions-Anlage in der Saline Ebensee und 1955 sodann jene der Saline Hallein. Im Jahre 1960 erfolgten nur noch etwas mehr als 20 Prozent der Salzgewinnung in Sud pfannen und nahezu 80 Prozent in Thermokompressionsanlagen und in der Mehrfacheffekt-Vacuumanlage der Saline Ebensee, welche jedoch im Jahre 1967 stillgelegt wurde. Die heute in der erst im Jahre 1979 auf neuem Standort in Betrieb genommenen Saline Ebensee und in der Saline Hallein konzen trierte Salzgewinnung Österreichs erfolgt aus schließlich in Thermokompressionsanlagen. Dieses technologisch hoch entwickelte Ver fahren arbeitet mit einem sehr hohen Nut zungsgrad von der für die Kompression erfor derlichen elektrischen Energie. Bei der Aus wahl des Verfahrens war neben der Wirt schaftlichkeit besonders auch das Ausmaß der Umweltbelastung durch die produktions bedingten Emissionen zu beachten. Dieses in Österreich zur Salzgewinnung aus Sole nunmehr ausschließlich und auch in an deren thermischen Industriezweigen ange wandte Verfahren wurde bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Österreicher erfunden und in der Saline Ebensee praktisch versucht. Im Jahre 1855 erschien im Verlag von Friedrich Manz, Wien, eine 43 Seiten um fassende Schrift mit einer Figurentafel unter folgendem Titel; Theoretisch-praktische Abhandlung über ein für alle Gattungen von Flüssigkeiten anwend bares neues Abdampfverfahren mittelst einer und derselben Wärmemenge, welche zu die sem Behufe durch Wasserkraft in ununter brochenen Kreislauf versetzt wird. Mit spezieller Rücksicht auf den Salzsiede prozeß dargestellt von Peter Rittinger, k.k. Sectionsrath (Oberbergrath) in Wien. In dieser Schrift sind die theoretischen Grund lagen des Verfahrens bereits niedergelegt. Die Versuche in der Saline Ebensee scheiter ten damals jedoch an den in der Eindampfap paratur auftretenden Inkrustationen, weil ein
Solestube Im Raum Steeg am Hallstätter See. Foto: M. Singer, Hallstatt Unten: Im Jahr 1979 In Betrieb genommene Thermokompresslons-Sallne Ebensee. Produktionskapazität: 400.000 t/Jahr. — Foto: ÖSAG Rechts: Standseilbahn des Salzbergbaues Hallstatt. Inbetriebnahme 1980, stündliche Transportkapazität 400 Personen. — Foto: IWSWerner Lang Ges.m.b.H. Verfahren zur Entfernung von Härtebildnern aus der Sole noch nicht bekannt war. Peter RIttinger, aus Mähren gebürtig, ersann diese Erfindung während seiner Tätigkeit als Sektionsrat für das Kunst- und Aufbereitungs fach im Ministerium für Landeskultur und Bergwesen in Wien. Er war nach Beendigung seiner Studien in Olmütz, an der Universität Wien und an der Bergakademie Chemnitz zu erst als Pochwerksdirektor in Chemnitz tätig und später bis zu seiner Berufung an das Mini sterium in Wien als Leiter des Bergoberamtes in Joachimstal. Rittinger entwickelte während seiner praktischen Tätigkeit auch Erzaufbereitungsanlagen. Im Jahre 1867 erschien in Ber lin ein von ihm verfaßtes Buch ,,Lehrbuch der Aufbereitungskunde in ihrer neuesten Ent wicklung und Ausbildung", das lange als Standardwerk der Aufbereitungskunde ange sehen wurde. Im Jahre 1863 wurde Rittinger in den erblichen Ritterstand erhoben und ihm dadurch für seine Leistungen gebührende An erkennung erwiesen. Die Änderung der Technologie von der Ge winnung von Pfannensalz bis zur Gewinnung von Salz in modernen Eindampfanlagen führte auch zur Änderung der Architektur der Be triebsgebäude. Die einstigen breit hingelagerten, flächenhaf ten Pfann- oder Sudhäuser, in denen die fla chen, genieteten, später geschweißten, aus Stahlblech gefertigten Sud- und Dörrpfannen untergebracht waren, mit über das Dach ra genden Brüdenkaminen zum Abzug des in Form von Dunstschwaden oder Brüden aus der Sole verdampften Wassers, mit dem ho hen Kamin zur Ableitung der Rauchgase von den Pfannenfeuerungen, mußten einer neuen Industriearchitektur Platz machen. Der hohe Verdampferturm, ein Stahlbeton- und Stahl skelettbau zur Aufnahme der Verdampferap parate mit dem vor- oder seitlich angebauten Maschinen- und Kesselhaus und eine geräu mige Salzlagerhalle mit Spitz- oder RundboniSSü! PETER RITTER V RITTINGER SCHOPFER DER WÄRMEPUMPE Peter Ritter von RittingerBüste in der Thermokompressorenhalle der Saline Ebensee. — Foto: ÖSAG
Pfannensalzgewinnung im iy. Uctt II IIU ndert — Saline Hallstatt. Aquarell von Isidor Engl, Ideallstisctie Darstellung. — Foto: IWS-Werner Lang Ges.m.b.H. gendach aus Holzleimbindern prägt heute das Bild einer Saline im ausgehenden 20. Jahr hundert. Die Produkte Haushalte, Gastronomie und die Nahrungs mittelindustrie verlangen verschiedene Salz qualitäten, welche durch die Beimischung von Mineralstoffen und Spurenelementen erzeugt werden. Salz mit gröberer Kornstruktur, z. B. für Salzgebäck, wird heute durch Kompaktie ren gewonnen. Die Verpackung des Speise salzes erfolgt in Hart- und Weichpackungen, die Absackung in Kunststoffsäcken. Für medi zinische Zwecke, vor allem zur Herstellung von physiologischen Kochsalzlösungen, wird chemisch reines und pyrogenfreies Salz er zeugt. Für die Landwirtschaft werden neben Viehsalz lose oder in Säcken auch gepreßte Lecksteine mit verschiedenen Zusätzen zur Viehfütterung und sonstigen Tierhaltung pro duziert. Gewerbe und Industrie benötigen Salz für ver schiedenste Zwecke als Roh- und Hilfsstoff, lose, in Säcken und auch in gepreßter Form. Die Chloralkaliindustrie benötigt große Menge von Salz hoher Reinheit. Auch Auftausalz für den Straßenwinterdienst wird zur Aufrecht erhaltung des Verkehrs Im Winter benötigt. Die Lieferung von Sole als Rohstoff für die chemische Industrie und für Kur- und Heil zwecke, für welche auch der bei der Gewin nung von Sole In Laugwerken zurückblei bende Ton oder ,,Werkslaist" herangezogen wird, runden die Aufzählung der wesentlichen Verwendungsbereiche von Salz und Sole in unserer Zeit ab. Die Erzeugung verschiedenster Salzqualitä ten, sich unterscheidend durch Körnung, Preßform sowie Gehalt an Zusätzen oder durch die Lieferform, erfordert eine große An zahl von der primären Salzproduktion nach geschalteten Anlagen. Sie reichen von ther mischen Trocknern, Siebanlagen, Mischern, Dosierpumpen und Dosierwagen, Paketier und Absack- sowie Palettieranlagen, Kompaktieranlagen und Lecksteinpressen bis zu den verschiedenen Ver- und Beladeeinrich tungen für den Transport und Versand. Der Betriebs- und Qualitätskontrolle dient ein modern eingerichtetes Laboratorium. Bergwerksbesuch, Fest und Feier Durch die Lage der Salzbergwerke in den schönsten Fremdenverkehrsgebieten Öster reichs gehört der Besuch eines Salzbergwer kes von alters her zu den bleibenden Elndrükken eines Ausfluges oder Urlaubstages. Er hat trotz veränderter Umwelt und Gesellschaft kaum von der Faszination, welche der Unter tagebetrieb auf einen des Bergmannsberufs unkundigen Laien ausübt, eingebüßt. Jährlich
»?s3 besuchen über 300.000 Erwachsene und Kin der die in allen Salzbergwerken Österreichs eingerichteten Besucherstrecken, um einmal unter Tage gewesen zu sein und sich über die Sole und Salzgewinnung an Ort und Steile zu unterrichten. Bei einem Besuch des Salzbergbaues Hall statt kann die Auffahrt auf den Salzberg mit ei ner leistungsfähigen Standseilbahn erfolgen. Man gelangt mit ihr mühelos bis zum einstigen im Hochtal des Salzberges gelegenen Grä berfeld aus der La-Tene-Zeit. Das Angebot des Bergwerksbesuches ist für den Fremdenverkehr der zugehörigen Region eine nicht unbedeutende Bereicherung. Eine solche bilden auch die als selbständige Ver eine bestehenden Bergmanns- oder Saiinenmusikkapeilen, welche die in den Salzberg werks- und Salinenorten weilenden Fremden mit Konzerten unterhalten und mithelfen, das Blasmusikschaffen zu erhalten und ihm da und dort neue Impulse zu geben. Die ,,Bergler" und die ,,Pfannhauser", wie die Arbeiter in den Salzbergbauen und Salinen von den Einheimischen auch heute noch ge nannt werden, halten auch noch am alten Brauchtum fest. Beim jährlich oder jedes zweite Jahr stattfindenden Bergfest erleben die Bergleute beim gemeinsamen Kirchgang unter Vorantragung der Bergmannsfahne und bei der Berichterstattung über das vergan gene Betriebsjahr Augenblicke der Besin nung, beim daran anschließenden gemein samen Essen, Umtrunk und Tanz jedoch auch Stunden fröhlichen und manchmal auch aus gelassenen Beisammenseins. Diese Feste er folgen meist unter Beteiligung der umliegen den Bevölkerung. Der nicht alltägliche Bergmannsberuf läßt auch die ,,hi. Barbara", als Schutzpatronin der Bergleute und ihren Namenstag noch nicht gänzlich in Vergessenheit geraten, obwohl zentraler Punkt von Fest und Feier das Berg fest und der Pfannhauser-Jahrtag sind. BarLinks: Standbild eines Saizbergmannes mit Grubeniampe und Bergeisen in der Eingangshaiie der Generaldirektion der ÖSAG in Bad ischi. — Foto: ÖSAG Rechts: Standbiid eines „Pfannhausers". Mit Krücke zum Saizausziehen in der Eingangshaiie der Generaidirektion der ÖSAG in Bad Ischi. — Foto: ÖSAG baramessen unter Tage in den Salzberg bauen Altaussee und Hallstatt sind Teil des Barbara-Brauchtums. In Hallein gedenkt man des ,,hl. Rupert", dem Schutzpatron des Landes Salzburg, zu des sen Attributen eine Salzkufe gehört. An besonderen Festtagen oder Jubiläen er folgt noch die Aufführung eines „Schwerttan zes", der in Haliein seit dem 16. Jahrhundert belegt ist. Auch in Aitaussee und Ischl erfolgen Aufführungen von Schwerttänzen. Sie sind je doch in ihren Figuren nicht direkt auf den Bergbau bezogen wie in Haliein. Das Schwert ist beim Schwerttanz nicht Symbol der Wehrhaftigkeit, sondern bindendes Element. Auch der ebenfalls bis in das 16. Jahrhundert zurückgehende „Ledersprung", damals in Böhmen als Aufnahmebrauch von Bergleuten in die Bergmannszunft oder Bergbruderschaft üblich, findet dann und wann noch statt, um aktive Bergleute und auch Honoratioren unse rer Gesellschaft symbolisch in den Berg mannsstand aufzunehmen. Die aufgezeigte Entwicklung eines der älte sten Produktionszweige Österreichs innerhalb der letzten Jahrzehnte findet sicherlich auch eine größere Anzahl von Parallelen in unserer Wirtschaft. Die Besonderheit jedoch liegt in der beim Salzbergbau und bei den Salinen er halten gebliebenen Kontinuität der Sole- und Salzgewinnung von der Vorgeschichte bis in das Heute und deren bis in die jüngste Zeit steigende Tendenz. Versucht man die jahr hundertelange Entwicklung dieses Wirt schaftszweiges zu überblicken, spiegeln sich in deren Auf und Ab auch jene der wirtschaftli chen Verhältnisse des Kernlands der ehema ligen österreichisch-ungarischen Monarchie sowie der Ersten und Zweiten Republik. Die Standortgebundenheit und die daraus sich er gebende Bindung der Betriebe des Unter nehmens an ihre Umgebung in verschieden ster Art und Weise sind ein weiteres Charakteristikum. Es besteht heute kein Zweifei mehr darüber, daß die Stillegung kleiner in ihrer Produktions kapazität und technologischen Konzeption nicht mehr zeitgemäßer Betriebe eine wirt schaftliche Notwendigkeit gewesen ist und der Zeitpunkt dafür inmitten der damals herr schenden Hochkonjunktur der österreichi schen Wirtschaft richtig gewählt wurde. Die gegenwärtige örganisationsstruktur, der Stand der Lagerstättenvorrichtung, die ange wandten Soiegewinnungsverfahren ober und unter Tage sowie Technologie und Kapazität der Salinen ermöglichen eine flexible Be triebsweise und ausreichende Anpassung an den Bedarf Österreichs an Sole und Salz und die Sicherung der vollen Versorgung des Lan des aus der heimischen Produktion. Im vergangenen, ja zum Teil sogar noch bis in unser Jahrhundert mag das traditioneile Bild unserer Väter von der Sole- und Salzgewin nung in unserem Land noch seine Richtigkeit gehabt haben. Heute und zukünftig bietet sich uns ein anderes, nämlich ein industrielies Bild. Wie immer während der langen Geschichte der Sole- und Salzgewinnung in Österreich ist es auch der derzeit tätigen Generation gelun gen, der Herausforderung durch die bedeu tenden Änderungen auf politischem, geseiischaftlichem, wirtschaftlichem und technolo gischem Gebiet zu entsprechen und der Re gion und unserem Land diesen Wirtschafts zweig für die Zukunft zu erhalten. Literatur: Klaus Wilhelm: Ober die Sporendiagnose des deut schen Zechsteinsaizes und des aipinen Saizgebirges; Zeitschrift der Deutschen Geologischen Ge sellschaft, Bd. 105/1953, S. 776/778. Knezicek Gerhard: Die Salinen AG - Salz: ein industrieiies Massenprodukt; in F. Löschnak- H. Tieber (Hrsg.) Vom Amt zum Unternehmen, S. 30/38. Schriftenreihe der Gemeinwirtschaft, Jänner 1984. Pak E. & Schauberger O.: Die geologische Datie rung der ostalpinen Salzlagerstätten mittels Schwefeiisotopenuntersuchungen, in: Verhandlungen der Geolog. Bundesanstalt, H. 2/1981, S. 185/192. Picki Franz: Die Wärmepumpe, eine österreichische Erfindung, in: Berg- und Hüttenmännische Monats hefte, H. 12/1949, S. 365/369. Roubin E.-Maitz P.: Neubau der Saline Steinkogei bis Ebensee, Porr-Nachrichten 79/80 - 1979, S. 3/13. Schauberger Othmar: Die Aipinen Salzlagerstätten; in; Verhandlungen der Geolog. Bundesanstalt, H. 3/1978, S. 455/459. Thomanek Kurt: Salz in Osterreich - Unterneh mensstrategie der Österr. Salinen AG, in: Berg- und Hüttenmännische Monatshefte, Heft 10/1982, S. 381/389. Treffer Günter: Weißes Gold - 3000 Jahre Salz in Osterreich; Verlag Fritz Molden - Wien-München-Zürich-New York 1981. (Mit ausführlicher Bibliographie.) 10
Der Rudolfsturm in Haiistatt als Denkmai der österreichischen Saiinengeschichte' Georg Heilingsetzer Die vielleicht deutlichste Verbindung, welche die Menschen mit Ihrer Vergangenheit haben, bilden Bauwerke, besonders wenn Ihre ur sprünglichen Funktionen über Jahrhunderte hinweg eine Rolle spielen. Vor allem augenfäl lig Ist dies bei Sakralbauten, aber auch Im pro fanen Bereich sind oftmals signifikante Denk male vorhanden, man denke nur an Burgen, Schlösser und Residenzen als Herrschafts mittelpunkte, aber auch an Amtsgebäude, Wohnhäuser und technische Anlagen. Für den Historiker, der sich sozusagen professio nell mit der Vergangenheit auseinandersetzt, stehen allerdings schriftliche Quellen, Urkun den und Akten für die Gewinnung von Er kenntnissen über die Geschichte im Vorder grund. Aber auch der Forscher wird zur Ver vollständigung seiner Ergebnisse dankbar auf Daten zurückgreifen, die Ihm Baudenkmale liefern können. Es sei auf einzelne Beispiele verwiesen, wie etwa das Feststellen von Bau unterbrechungen, Ergänzungen, Änderungen Im Verwendungszweck, Dispositionsände rungen und vieles andere mehr. Gegebenen falls wird der Historiker sogar manche nur aus dem schriftlichen Bereich gewonnene Er kenntnis dadurch In einem anderen Licht se hen.^ Das Bauwerk, das Im Mittelpunkt der folgen den Betrachtungen steht, der Rudolfsturm, er hebt sich In 865 m Höhe über dem Markt Hall statt. Nach einer mündlichen Tradition Ist der Turm 1284 von Herzog Albrecht I. von Öster reich zum Schütze des Salzberges errichtet und zu Ehren seines Vaters, König Rudolfs von Habsburg, Rudolfsturm benannt worden.= Nun haben allerdings schon am Beginn des 19. Jahrhunderts der Begründer der wissen schaftlichen Geschichtsforschung In Ober österreich, der Florianer Chorherr Franz Kurz, und Ihm folgend Anton DIcklberger, der erste bedeutende Sammler und Darsteller der oberösterreichischen Salinengeschichte, festgestellt, daß der Rudolfsturm solange nicht als Beweis für eine frühe Erschließung des Hallstätter Salzberges gelten könne, als man nicht mit Bestimmtheit das Datum seiner Er bauung und deren Ursache angeben könne.^ Bei DIcklberger findet sich auch ein Hinwels auf den möglichen Urheber dieser mündlichen Traditlon, denn er verweist auf ein,,Bergbuch" des ehemaligen Bergmeisters Johann Rlezlnger aus dem Jahr 1725, eine Handschrift, die heute leider als verschollen gelten muß. DIckl berger, der sich stets bemüht hat, auf urkund licher Grundlage zu arbeiten, hat diese Hand schrift offenbar noch benützt, er hätte es si cher angemerkt, wenn RIezIngers Behaup tung eine heute nicht mehr erhaltene Urkunde zugrunde gelegen wäre." Die erste urkundliche Erwähnung des Ru dolfsturmes Ist seine Bestimmung im soge nannten ersten ,,ReformatlonsllbeH" von 1524, als der Landesfürst daranging, das Salzwesen zu reformleren und die landes fürstliche Prärogative eindeutig festzulegen. Es heißt dort In einem Absatz bei der Be schreibung der Funktionen des Bergmeisters wörtlich: „Und damit aber ain yeder pergmalster allweg notturfftigellchen zu unnsern saltzpergen sehen und denselbn arbalttern obllgen möge, Ist der thurn der Rudolfstain genannt von unnsern vorfarn ze pawen angesehen, das allweg ein pergmalster darinn hewslich wonen und sizen solle, das wir auch hiemit verordnen und schaffn, das nu hinfür aIn yeder pergmalster sein wonung In gemeltem thurn haben, der In auch sovil die notturfft ervordert durch unnsern hoffschrelber allzeit mit paw, pessrung unnderhalltn werden solle. Doch wo Ichts namhaffts ze pawn fürfiel, sol sollchs mit rat der ambtlewt zw Gmundn beschehen. Zu welchen thurn sich dann zusambt der be stimmen purgkhuet aIn yeder pergmalster der grumb geprauchen und genlessn sol und mag, wie das yetzt Im prauch und von allter herkhomen Ist."® Das Ist eine sehr aufschlußreiche Stelle. Zum einen zeigt sie an, daß der höchste technische Beamte am Salzberg, eben der Bergmeister, seinen Wohn- und Amtssitz Im Rudolfsturm haben solle, und zum anderen erfahren wir so nebenbei, daß die ursprüngliche Bezeichnung des Bauwerkes ,,Rudolfstein" lautete. Die Funktion des Turmes als Wohnsitz des Berg meisters und Verwaltungsgebäude der Salz bergbau-Betriebsgesellschaft hat sich bis Ins 20. Jahrhundert erhalten, erst seit einiger Zelt dient er gastronomischen Zwecken. Eine wei tere Funktion, die das Bauwerk zur Zelt seiner Entstehung zweifellos hatte, nämlich die mili tärische, war offensichtlich schon seit dem 15. Jahrhundert nur mehr von untergeordneter Bedeutung. Um die Erbauungszelt des Tur mes feststellen zu können, reicht auch diese Quelle nicht aus, vielmehr Ist es notwendig, die Entstehungsgeschichte des Salzberg baues in Hallstatt selbst In Erinnerung zu ru fen. Jedermann kennt die Bedeutung des Salzes für die Wirtschaft, etwa für die chemische In dustrie und die täglichen Bedürfnisse In der Küche. In früheren Jahrhunderten war dieser Stoff, das ,,weiße Gold", von elementarer Wichtigkeit. Das Salz war lange Zelt das ein zige Konservierungsmittel für Lebensmittel, es war aber auch ein wichtiger Zusatz zu pflanzli cher und tierischer Nahrung und für die Vieh haltung unentbehrlich, so daß es nicht ver wundert, wenn diesem auch symbolische Be deutung zukam, man denke nur an das auf den römischen Dichter Horaz zurückgehende Sprichwort: ,,Salz und Brot macht Wangen rot, schlägt den Hunger tot."® Bei Berücksichti gung dieser Tatsachen erscheinen uns die ,,Salzkriege", die es gegeben hat, als Kampf um Lagerstätten, aber auch um Absatzgebiete heute gar nicht mehr so unverständlich, wenn man an die durchaus vergleichbaren weltpoli tischen Auseinandersetzungen um den Roh stoff Erdöl denkt. Vor allem Im Spätmittelalter und In der frühen Neuzeit herrschte eine stetige Rivalität zwi schen den bayerischen Herzogen (Reichen hall), dem Erzstlft Salzburg (Hallein) und den österreichischen Landesfürsten (Aussee, Hallstatt, ab 1363 auch Hall In Tirol). Einen er sten Höhepunkt erreichten die Auseinander setzungen, als auf eine falsche Nachricht vom Ableben des Habsburgers Albrecht hin der Salzburger Erzblschof den Kampf erneut auf nahm und eine neuerrichtete herzogliche Sa line In der Gösau und den dort angelegten Markt Traunau zerstören Heß (November 1295). Seine Streitmacht betrug etwa 2000 Bewaffnete zu Fuß und 100 Reiter, die nach vollendeter Tat weitermarschierte und auch noch die größte Saline der Habsburger, Aus see, besetzte. Wir sind über diese Ereignisse gut unterrichtet, denn der berühmte stelrlsche Reimchronist, Herr Qttokar oüz der Geul, schreibt darüber sehr ausführlich,^ wobei sein Interesse für die Salinen bei einem Mann rit terlichen Geblüts In der damaligen Zelt be achtlich Ist. Freilich entstammte auch einer der wenigen namentlich bekannten Techniker des Mittelalters, Nikolaus von Röhrenbach, der von Meinhard II. nach Hall In Tirol geholt wurde und dann später Im Salzkammergut eine Rolle spielte, ebenfalls dem Ritterstand. Hallstatt wird beim Reimchronisten übrigens nicht er wähnt, hingegen hat ein Geschichtsschreiber des 15. Jahrhunderts, Thomas Ebendorfer, Irrtümlich Hallstatt als diejenige Saline ange geben, die von den Salzburgern zerstört wor den Ist. Das beweist, daß man Im 15. Jahrhun dert gar nichts mehr von Gösau wußte, hinge gen die Saline von Hallstatt Im allgemeinen Bewußtsein fest verankert war.® Herzog Albrecht ergriff sofort Gegenmaß nahmen, jedoch kam Im September 1297 In Wien ein Friedensvertrag zustande, der eine längere Epoche der polltischen Freundschaft zwischen den Habsburgern und dem Erzstlft Salzburg einleitete.® Albrecht verzichtete auf den Salinenbetrieb in Gösau und der Erzbl schof verpflichtete sich, 3000 Mark Silber für den erlittenen Schaden als Entschädigung zu zahlen.''® Schon Im folgenden Jahr war Albrecht deut scher König geworden, was nicht nur eine Ehre für die Familie bedeutete, sondern auch eine Ausweitung seiner Verpflichtungen und Aufgaben mit sich brachte. Es kam Ihm dabei zugute, daß seine Gemahlin Elisabeth, die Tochter Meinhards II. von Görz-Tlrol, der die 11
Bronzestatue Königin Elisabetti, Gematilin König Albrechts I., Tochter Meinhards II. von Görz-Tirol, eine der 28 überlebensgroßen Renaissanceplastiken, die als Trauergeleite das Grab Kaiser Maximilians I. in der Innsbrucker Hofkirche umstehen. — Foto: S. Sickert, Innsbruck Unten: Urkunde der Königin Elisabeth aus dem Jahr 1311, OÖLA, Urkundensammlung HallstattBergmeister Nr. 1, Foto: OÖ. Landesarchiv fö-. 2u^ eCnvwli,» 4^ ^ ^ T' ruita m W »Piftii« ^ f'~f ^ «T-TV fr—-Ä fcf-th.li *» yiAwBk* Ä «?" «A-- " ^ 1^ ^ &a-i ■ A %. c—jiM ^..S^a JA , L Saline in Hall in Tirol nach modernen Ge sichtspunkten erschlossen hatte, durch ihren politischen und wirtschaftlichen Verstand eine Stütze von unschätzbarem Wert war. Elisa beth war es auch, die zur Begründerin des Bergbaus in Hailstatt wurde und hier zweck mäßige Maßnahmen zur Organisierung setz te. Wie sie in ihren Urkunden immer wieder be tont, hat sie die Saline von ihrem Gut ,,von wil den gebirge und grüenen wasen gepawet und gestiftet"." Nun wissen wir, daß, nachdem die Habsburger in Österreich Fuß gefaßt hatten, das ursprüngliche Heiratsgut Elisabeths, das in den habsburgischen Stammlanden lag, ge gen österreichische Besitztümer ausge tauscht wurde. Dieser Rechtsakt ist zwischen 1286 und 1290 vollzogen worden.Die Aktivi täten der Gemahlin Albrechts in Steyr oder Schiadming, das ebenfalls zu ihrer Ausstat tung gehörte, setzen jedoch erst einige Jahre nach der Jahrhundertwende ein. Elisabeths Beurteilung in der Historiographie ist zwiespältig, da man ihre Rolle bei der Ver folgung der Verschwörer, die ihren Gemahl 1308 ermordet hatten, überbewertet hat.^^ Allgemein anerkannt sind aber ihre Fähigkei ten auf dem Gebiet der Politik und Wirtschaft sowie als Vermittlerin von Friedensschlüssen. Es ist auch auffällig, daß sie besonders nach 1300 auf allen ihren Gütern die Initiative ergrif fen hat, etwa in Steyr, wo sie den Besitzkom plex durch Gütertausch abzurunden suchte und 1304 auch ein Spital gegründet hat. Ebenso in Halistatt. Die früheste Urkunde, die Elisabeths Präsenz erweist, ist zugleich die erste Nachricht über die Wiederinbetrieb nahme des Abbaus am Salzberg im Mittelalter (8. Februar 1305)." Wir erfahren von einer Übereinkunft zwischen der Äbtissin des Klo sters Traunkirchen, das Grundrechte am Salzberg besaß, und der Königin Elisabeth und ihrem Sohn Rudolf, daß das Kloster mit einer bestimmten Summe Geldes entschädigt wurde. Aber auch aus einem weiteren Grund ist die Urkunde in unserem Zusammenhang bemerkenswert, denn neben Elisabeth tritt ihr erstgeborener Sohn Rudolf handelnd in Er scheinung, der bis zu seinem Abgang nach Böhmen im Jahr 1306, wo er zum König ange nommen wurde, in Österreich die Regie rungsgeschäfte führte.i = An dieser Steile kann auch die Frage gestellt werden, welcher Habsburger dem Rudolfs turm den Namen gegeben hat. Die mündliche Tradition, nach der dies König Rudolf gewe sen sei, scheidet aus, ebenso eine Verbin dung mit des Königs gleichnamigem jüngeren Sohn, der schon 1290 gestorben ist. Es blei ben also noch übrig eben jener in der Urkunde von 1305 genannte Sohn Elisabeths, Herzog Rudolf III., sowie Herzog Rudolf IV., der Stifter. Von letzterem wissen wir, daß er im Jahr 1359 kurz persönlich in Halistatt anwesend ist," al lerdings sind sonst keine besonderen Aktivitä ten dieses sonst so unternehmungslustigen Fürsten bekannt. So spricht also doch die größte Wahrscheinlichkeit für Herzog Rudolf III. als Namensgeber des Turmes. Dies würde auch bedeuten, daß dessen Entstehungszeit in das erste Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts fällt. Damais waren ja die Bedrohung durch Salzburg und der Salzkrieg noch in frischer Er innerung, außerdem wird in den Urkunden Elisabeths von 1311, die als die eigentlichen Gründungsurkunden der Hailstätter Saline anzusehen sind, der militärische Aspekt noch stark betont. So hatten sieben Burgieute, die in Halistatt wohnen und eine ritterliche Lebens weise führen mußten, sich jederzeit bereit zu halten, zu Pferde geharnischt zu erscheinen." Nun noch einige Worte zu Herzog Rudolf III. und seiner Mutter Elisabeth! Der Herzog wurde 1306 zum König von Böhmen ange nommen, nachdem er die Witwe des letzten Pfzemysliden geheiratet hatte. Wurde Rudolf selbst bei Kennern der österreichischen Ge schichte weitgehend vergessen, so ist die Er innerung an ihn in Böhmen etwas nachhaltiger gewesen, obwohl er schon Anfang Juli 1307, erst 26jährig, gestorben ist. Die Tschechen nannten ihn ,,kräi kase", also „König Brei", wohl wegen seiner auffälligen Diät. Die böh mische Chronik des Christian Hoffmann be richtet darüber: ,,Er hilt sich nicht fürstlichen Adel über sein Tisch, wan in seiner Kuchen kochte man stetiglich prey; das ließ er viel leicht thun durch ertzney willen, wan er nicht starkeß leibß waß."" Ob diese Ernährung wirklich das Beste für den Habsburger gewe sen ist, diese Frage mag angesichts der Nachahmung durch Anhänger alternativer Lebensformen gestellt werden, zumal die Zeitgenossen auch einen ,,allgemeinen Er schöpfungszustand infolge übermäßiger ehe licher Beanspruchung" (Lhotsky) als Todes12
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