Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

Bücherecke dort, New York, Laibach, Tokio, Prag und Nizza ent halten. Die Preise und Auszeichnungen giptein im Jahr 1971 mit der Verieihung des Professorentiteis sowie der Verieihung des österreichischen Ehren kreuzes für Wissenschaft und Kunst 1981. B. Franz Carl Lipp: Kostbar die Zeit. Erinnerung an ein Museum. - Linz: OLV-Buchveriag 1983, 80 Seiten, 4 Schwarzweißbilder, Ladenpreis S 98.- Es wird wenig Museumsdirektoren geben, die ihrem Beruf und ihrem Museum auch ein iyrisches Denk mai setzen können. Hofrat in Ruhe Dr. Franz Cari Lipp machte seinem Oberösterreichischen Lan desmuseum zu dessen 150. Geburtstag und sich selbst zu seinem 70. Geburtstag ein Geschenk die ser Art. Seine Sprachbegabung setzt er seit Jahr zehnten in seinem gesamten fachiichen Schrifttum ein. Seine Bücher und Aufsätze sind nicht nur im inhalt, sondern auch in ihrer sprachiichen Gestaitung Dokumente eines echten Humanisten, dem Schrei ben Wissenschaft und Kunstübung zugieich bedeu tet. Freunden ist seit iangem auch bekannt, daß Franz 0. Lipp poetische Ambitionen besitzt. Viel dürfte in seinem Schreibtisch verwahrt sein, in die sem schmaien Gedichtband hat er eine kleine Auswahi für die öffentiichkeit freigegeben, in vier einieitenden Gedichten denkt er über die ,,Grausame Rafferin Zeit" nach. Wehmut kiingt aus diesen Versen und schließt mit der Bitte: ,,Gib, Chronos, Gott du der Zeit, den Ruhiosen Frieden." Weit spannen sich die Gedichte seines ,,Museum Lyricum". Es sind poetische Beschreibungen von ,,Kulturhistorischem", ,,Voikskundiichem", einer ,,Bildergalerie" mit dichterischen Porträts von Arthur Fischer-Coibrie, Josef Weinheber und Richard Biiiinger. Das Gedicht für Fischer-Coibrie war bereits in der Nummer 3/1983 unserer Zeitschrift zu iesen. Die Heiligen Sebastian, Franz von Assisi und Wolf gang werden bedacht, ebenso die tausendjährige Linde in Piomberg, der Offensee und der Wiide Lauffen. Schriftsteine eines imaginären Lapidariums leiten zu ,,Reflexionen" über, die der Lyriker in der tägli chen Begegnung mit seinem Museum fand, wobei es ihm vor allem das Linzer Schioßmuseum angetan hat, für dessen Entstehung und Aufbau er ja leiden schaftlich eingetreten ist. Seine Gedanken sind je doch nicht nur an diesen Ort gebunden. Sie umfas sen mehr - ein ,,Museum Europa", die allgemein gültige Idee der Kustodie, des Bewahrens. Sie spre chen die wichtige Dreiheit ,,Musen-Museum-Mu sik" an. O. W. Das innviertei. Beiträge v. Franz Engt, Gottfried Giechner, Rudolf Waiter Litschei, Josef Mader, Ge org Miesgang, Gottfried Schäffer. Schriftieitung Heiga Litschei. - Linz: OLV-Buchveriag 1983, 179 Seiten, davon 36 Earb- u. 60 Schwarzweißbiidseiten, 5 Skizzen, Ladenpreis S 398.-. ,,Ein Buch für Wanderer, Kunstliebhaber, für ge schichtlich interessierte, für Freunde der Natur und des Brauchtums und natürlich für alle jene, die das innviertei kennen und lieben oder gewillt sind, sich von ihm bezaubern zu lassen." Diesem Werbe spruch, den der 00. Landesverlag Ges. m.b.H. seinem neuen Landschaftsbuch mit auf den Weg gegeben hat, stimmen wir gerne zu. Helga Litschei als Schriftleiterin hat sich wieder einmal als treuer Sachwalter des Vermächtnisses ihres Gatten Pro fessor Rudolf Waiter Litschei erwiesen, der die Erst fassung dieses Werkes ,,Land am Inn in Bayern und Oberösterreich" besorgt hat, die zwei Auflagen er lebte, seit längerer Zeit jedoch vergriffen war. Die Neufassung erhielt einen neuen Untertitel ,,Ober österreichs bayerisches Erbe", in dem die inhalt liche Orientierung aufgezeigt wird. Wie im Vorwort betont, ist es der Schriftleitung gelungen, Mitarbeiter zu gewinnen, ,,die das Land am Inn nicht nur ken nen, sondern mit dem Herzen gesucht und gefun den haben". Gleich der erste Beitrag, ,,Wo Gegensätze den Gieichkiang formen. Das Innviertel - Land und Leute" von Oberstudienrat Dr. Gottfried Giechner, bringt dem Leser die richtige Einstimmung. Der Au tor ist als dichterische Persönlichkeit bereits vielen bekannt. Hier erweist er sich auch als Meister der Sachprosa. Es ist ein ,,heimlicher Liebesbrief" an seine Heimat, den er uns beschert, allerdings und glücklicherweise ohne Überschwang, dadurch glaubhaft. Worin sieht er das Besondere der Inn viertier Landschaft? Ein Bildtext drückt es am knappsten aus:,,Himmlische Schönheit, gepaart mit irdischer Fruchtbarkeit." Wie sieht er den Innviert ier? - ,.Schaut doch unsere großen Söhne an! Es sind keine Asketen unter ihnen. Keiner hat je ganz aus den Holzschuhen herausgefunden, viele aber standen bei den Wirten in der Kreide." Sein Streif zug durch die innviertler Landschaft ist kenntnis reich und voll wertvoller Informationen. Mit seiner Feststellung des Grenzlandcharakters des Innviertels ist die Überleitung zum historischen Streifzug ,,Spannungsfeid im Herzen Europas-Das innviertei in der Geschichte" gegeben, der aus dem Nachlaß von Rudolf Walter Litschei stammt, den Helga Litschei gewissenhat überarbeitet hat. ,,Sein (des Innvierteis) Schicksal gestaltete sich aus dem Machtkampf zwischen hüben und drüben .. ." Die ser begann bereits unter dem letzten Babenberger, Friedrich dem Streitbaren, und endete eigentlich erst mit dem Abkommen von München vom 14. April 1816, wobei natürlich der Friede von Teschen vom 13. Mai 1779 nach wie vor als Geburtsstunddees österreichischen Innvierteis gelten kann. R. W. Litschei verstand es stets, anschaulich und lebhaft Geschichte zu beschreiben. Sein Standort als Miiitärhistoriker, zu dem er sich bedingungslos bekannt hat, prägte seine historische Blickrichtung, ünd was sagt er über den innviertler aus? - ,,Er ist geblieben, was er immer war: selbstbewußt, hei matverbunden, aufgeschlossen." Nicht in der Reihenfolge der Abhandlungen, jedoch sinngemäß schließt sich diesem historischen Bild die Darstellung ,,Man hüte sich, sie zu übersehen (Zitat von Hans von Hammerstein, Anm. d. Red.) - Persönlichkeiten aus dem innviertei" an. Auch hie für zeichnen Rudolf Walter und Helga Litschei ver antwortlich. Umfangreich und gewichtig sind die Beiträge von Oberstudienrat Franz Engi, der als Historiograph des innvierteis längst eine unverrückbare geistige Potenz in dieser Landschaft darstellt, ein Saizkammergutier, der am Inn seine Wahlheimat gefunden hat. Mit dem Titel ,,Heimstatt für Bauern, Bürger und Edelmann" beschreibt er die ,.Siedlungen", sowie ,,Städte und Märkte" des innvierteis. Er beginnt seine Darstellung mit der Prähistorie, setzt fort mit den bayerischen Besiedlungsabschnitten, beschäf tigt sich eingehend mit den Erkenntnissen, die aus den Ortsnamenformen gewonnen werden können, und führt vor allem in den Stadt- und marktgeschichtiichen Abrissen seine Beschreibung bis in die Gegenwart herauf. Ein Zitat, das mir für die Charak terisierung des innvierteis wesentlich erscheint: ,, Die bäuerliche Siediungslandschaft des Innviertels wird von Weilern und Einzelhöfen bestimmt." Reichhaltig ist die Darstellung der,.Kunstgeschichte und Kunststätten" des gleichen Autors unter dem Ti tel ,.Allzeit dem Schönen zugetan". Nur Schiagworte können in dieser Rezension angeführt wer den: Der Typus der ,,lnn-Saizach-Städte", die goti sche Kirchenbauwelie mit rund 120 Kirchenneubau ten ,,innerhalb eines knappen Jahrhunderts", die Überfülle des Barocks, Schlösser und Stifte, Inn viertler Künstiergilde. Für die österreichische Kunstgeschichtsforschung ergäben sich aus dieser Darstellung viele Anregungen zu. Dissertationen. Oberamtsrat Dr. Josef Mader, Kunsthistoriker und Leiter des innviertler Volkskundehauses in Ried, übernahm den Beitrag ..Voikskundiiches aus dem innviertei" mit dem Titel ,,Von Kopfurnen, Priemeß und Flohnschnallen". Mit Recht verweist er auf die Vielschichtigkeit des volkstümlichen Überiieferungsgutes, das zum Teil noch lebendig ist, zum größeren Teil sich jedoch in Museen zurückgezogen hat, wie etwa in die Braunauer Herzogsburg oder in das Innviertler Volkskundehaus, begründet von dem legendären Pfarrer Johann Veichtlbauer, fortgeführt von dem unvergessenen ,,Innviertler Universal historiker" Max Bauböck, heute großzügig und mo dern im Rieder Stadtmuseum untergebracht. Abschließend kommt das benachbarte Bayern zu Wort. Dr. Gottfried Schäffer, Historiker und Heimatpfieger in Passau, beschreibt ,,Die Nachbarn an Inn und Donau", Georg Miesgang, Erster Bürgermeister der Stadt Burghausen, ,,Die Nachbarn an Saizach und Inn". Das altbekannte ,,Hüben und drüben" kommt in diesen Abhandlungen eindrucksvoll zur Geltung. Hingewiesen sei auch auf die eingestreuten Ge dichte von Franz Steizhamer, Hans Schatzdorfer, Richard Biiiinger, Alois Beham, August Daxberger und Gottfried Giechner. Die biidmäßige Ausstattung dieses Landschaftsbu ches erfolgte mit viel Geschmack. Die ausgewählten Fotos ergänzen das Wort im besten Sinne bildhaft. Alois Sonnieitner: Der Böhmerwaid. Seele u. Pulsschiag einer Landschaft. - Linz: OLV-Buchveriag 1983, 192 Seiten, 26 Skizzen, 125 Schwarzweißfo tos, 55 Earbfotos, Ladenpreis S 398.-. Ziemlich zu Beginn dieses neuen OLV-Landschaftsbuches finden wir eine beachtenswerte Defi nition des Begriffes ,,Kultur": ,.Kultur besteht in ih rem Wesen darin, etwas Anvertrautes besser aus der Hand zu geben als man es übernommen hat." In dieser geistigen Grundhaltung hat der Autor sein Böhmerwaidbuch konzipiert und geschrieben. Stellt das innvierteibuch eine Teamarbeit dar, so ist diese Neuerscheinung eine Einzelieistung. Sie wird 97

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