Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

Oberösterreich aktuell Darstellung auf der Längsseite des Festsaales über den Fenstern — Vogeljagd; „Für die Vogeijagd stehen Lockvögel in Käfigen im Vordergrund. Auch Putten und Nymphen mit Falken, die auf Hasen und Wasservögel angesetzt werden, sind dargestellt." — Sämtliche Farbfotos: Foto-Verlag Hofstetter-Dia, zitierte Texte aus dem Kunstführer „Ein Fresken zyklus von Christian Wink" in Schilf verwandelt, Meleager überreicht der schönen Jägerin Athalante den Kopf des erymantlschen Ebers. An der Fensterwand zei gen sich Zephir und Aurora, ein alter Mann mit Schilfkranz, der ein Mädchen raubt (Alpheus und Arethusa), Leda mit dem Schwan, Diana mit dem Jäger Aktalon. Kunsthistorisch In engem Zusammenhang mit dem Schloß steht die Kirche, daher sei Ihre Bedeutung kurz gestreift: noch während die Innenausstattung des Schlosses vor sich ging, gab Josef Ferdinand Graf Tattenbach an Franpols Cuvillles den Auftrag, den Plan für eine neue Pfarrkirche In Zell zu entwerfen. Zö gernd wegen der Finanzierung wurde der Bau ausgeführt und 1777 beendet.^® Deutlicher noch als das Schloß Ist die Kirche dem Frühklasslzlsmus verhaftet. Sie Ist beispielhaft für diesen Stil, von einem Meister geformt, der nahtlos den Übergang fand vom überschäu menden Ineinander aller darstellenden Künste zu edlem Ernst In der einfachen, doch reser vierten Sprache der Architektur, die den ande ren Künsten fast keinen Platz mehr an Ihr bot. Leider verbrannte 1782 die kongeniale Altar ausstattung nach den Entwürfen Cuvillles. Das 19. Jahrhundert war dem Schloß nicht hold. 1779 fiel das Innviertel an Oberöster reich, 1816, nach sechsjähriger Zugehörigkeit zu Bayern (In den napoleonischen Kriegen), kam es erneut an Oberösterreich. 1821 starb Heinrich Ignaz Graf von Tattenbach und Rheinstein als königlich bayerischer Kämme rer zu München. Noch Im gleichen Jahr erwarb Graf Maximilian von Arco-Valley das Schloß (der Graf hatte alle Tattenbachschen Herr schaften gekauft). Bereits um 1900 war der Schaden an den Ma lerelen groß. 1938 sollte das Schloß wegen seiner Baufälligkeit abgerissen und an seiner Stelle eine Schule errichtet werden. Der Ein spruch des Denkmalamtes brachte die Ret tung. 1941 wurde es Eigentum der Nachbar gemeinde RIedau, die einige Räume für Ge meinschaftszwecke benützte, so den Festsaal als Turnsaal.1® 1943 gab RIedau das Schloß an die Deutsche Reichsbahn ab, die zuerst Bahnbedienstete darin unterbrachte, dann Bahnmaterial lagerte. 1945 fiel es unter den Begriff ,,Deutsches Eigentum", wurde aber von der österreichischen Bundesbahn ver waltet. 1950 setzte sich Frau Maria Kapsreiter als ehrenamtliche Korrespondentin des Bundesdenkmalamtes eifrig für die Restaurierung des gefährdeten Schlosses ein. Indem sie sich mit Eingaben an den Landeshauptmann und den Unterrichtsminister wandte. In jenem Jahr erwarb die Gemeinde Zell an der Pram das Gebäude und adaptierte es für Volksschule, Kindergarten und Mietpartelen. Denkmalamt und Gemeinde bemühten sich In den Jahren 1950 bis 1953 In ersten Restaurierungsversu chen, dem Freskenverfall Einhalt zu gebieten, was nur kurzfristig gelang, denn bereits 1965 mußten die Malerelen erneut gesichert wer den, ebenso das Dach.^^ Von dieser Zelt an reißen die Anstrengungen von Denkmalamt und Gemeinde nicht mehr ab, dem Ruin zu steuern. Doch all dies konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß es nur eine Möglichkeit gab, das Schloß zu retten: es von Grund auf zu sanieren und Ihm eine sinnvolle Verwen dungsaufgabe zuzuweisen. An das erste Pro blem konnte herangegangen werden, nach dem eine neue Schule gebaut und dadurch das Schloß von Ihr befreit worden war und das Land Oberösterreich das Schloß zum Revltallslerungsobjekt erhob als Beitrag Innerhalb des europäischen Denkmalschutzjahres 1975. Das zweite, ganz entscheidende Problem fand seine Lösung mit dem Entschluß, hierin ein musisches Bildungszentrum des Landes Oberösterreich einzurichten, nachdem frü here Überlegungen, ein Imker- oder ein Innvlertler Zentralmuseum zu etablieren, nicht zielführend gewesen waren.Daß dieser Entschluß gefaßt werden konnte, der die um fassende Außen- und Innenrestaurierung so wie den Umbau zum neuen Zweck, bei Wah rung aller denkmalpflegerlschen Interessen, beinhaltete, auch zur Durchführung kam, Ist der vorbildlichen Zusammenarbeit aller daran beteiligten Stellen zu danken. Diese waren: Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, damals Landesrat und wie heute Kulturrefe rent, W. Hofrat Dr. Otto Wutzel von der Kultur abteilung der oö. Landesregierung, W. Hofrat Dr. Aldemar Schiffkorn, Leiter des Landesin stitutes für Volksbildung und Heimatpflege In 00., Frau Prof. Dr. Katharina Dobler von der Förderungsstelle des Bundes für Erwachse nenbildung, W. Hofrat DIpl.-Ing. Karl-Heinz Hattinger von der oö. Landesbaudlrektlon als entwerfender und leitender Architekt des Um baues, und wahrlich nicht zuletzt W. Hofrat Dr. 89

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