Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

Oberösterreich aktuell Festsaal (Hauptsaal) von Schloß Zell an der Pram mit Freskoausmalung von Christian Wink und Architekturmalerei von dem Theatermaler Josef Damian Stuber Ik' ** i jt IMpiWJJl-kJJ r medalilons. Das nächste Podest gewährt uns wieder einen Durchblick, diesmal auf einen Balkon mit einer Frau und einem Kind. Ge genüber, an der Südwand, schauen wir einem Türken zu, der Pfeife raucht und sich am illu sionistischen Treppengeländer aufstützt. Die Wand entlang des letzten Stiegenteiles füllt eine ebenso große Grisallle, wie die ein Ge schoß tiefer; diesmal führen Faune und Nym phen einen Reigentanz vor dem Standbild der Kybele (große Muttergottheit) auf, den Nym phen mit Musik begleiten. Nun können wir von ganz nahe das fast qua dratische Deckenfresko betrachten: in Ihm beherrscht Hermes (Merkur), Götterbote und Beschützer des Handels und Wohlergehens, die Szene, welche In einem dreieckartigen Aufbau Im geöffneten Himmel Gestaltengrup pen zeigt, die auf Wolken figurleren. In sou veräner Komposition, die Gruppen ungleich mäßig verteilt, die Farben in schönem Gegen satz gesetzt, ergibt das Ganze ein Bild selbst verständlicher Natürlichkeit. Umschreiten wir den Saal Im ersten Stock, leuchten uns Im öst lichen Gang wieder drei Medaillons von der Decke entgegen. Das mittlere läßt den Blick in den leicht bewölkten Himmel schweifen. In dem Chronos, ein geflügelter alter Mann, der Gott der Zeit und Urgrund aller Dinge, mit einem bekränzten Mädchen, Symbol der Ju gend, entschwebt. Ein Putto mit der Sense, Zeichen für den Tod, und in der Hand die glei che Blume, welche das Mädchen hält, fliegt den beiden voraus.In den zwei kreisrunden Medaillons spielen Putti wieder mit Frucht end Blumengirlanden. Die drei Fresken der östlichen Galerie versinnbildlichen die fünf Sinne: die Mitte zeigt den Geruchs- und Ge schmackssinn, wobei sich Christian Wink an tik-mythologischer Motive bediente. Pomona, die altitalische Blumen- und Früh lingsgöttin, nimmt Blumen aus einem Korb und riecht daran, während Dionysos-Bacchus aus einer Schale den Geschmack des Weines prüft. Puttl bedienen beide. Im linken Rondo wird der Gesichtssinn realistisch verkörpert: zwei Frauen und ein Putto blicken durch Fern rohre, während ein Putto sich wohigefällig im Spiegel beschaut. Den Gehörsinn verdeutli chen im rechten Fresko eine Flötistin und eine Lautenspielerln. Überzeugend führt Wink auch den Tastsinn vor: eine sitzende Frau streckt einem Putto (einem Kind?) einen Krebs entgegen, der sie in den Finger zwickt. Der Schmerz zeigt sich im verzerrten Gesicht des Kindes, das so mitfühlt, als hätte der Biß Ihm selbst gegolten. Im Ovalfresko der westlichen Galerle greift Wink mit Zephir und Flora erneut ein mythologisches Thema auf. Im linken Rondo charakterisiert er hervorragend das Al87

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