Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

Oberösterreich aktuell Schloß Zeil an der Pram — Bayerisches Kunstdenkmai und oberösterreichisches Biidungszentrum Grußwort Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Als der Europarat das Jahr 1975 zum Jahr der Denkmalpflege proklamierte, wer zugleich die Parole ausgegeben worden, jedes Land sollte mit der Restaurierung eines Gorßobjektes der Bevölkerung beispielgebend vorangehen. Damals war gerade die Rettung des Linzer Ursulinenklosters in vollem Gange. Seine Erhal tung und Umwidmung zum Landes-Kulturzentrum haben sich inzwischen als ein guter Griff erwiesen. Es ist heute nicht mehr aus un serer Landeshauptstadt wegzudenken. Ob wohl die Arbeiten noch lange nicht zu Ende waren, entschied ich mich, Schloß Zell an der Pram zum Landesobjekt für Denkmalpflege zu erklären, und konnte dadurch ein Kunstwerk von hohem Rang retten. Das Herrenhaus, ge plant und erbaut von dem Münchner Hofbau meister Franz de Guvillies d. J., und mit mei sterhaften Fresken von Christian Wink, dem damals sehr angesehenen Münchner Hofma ler, geschmückt, zählt zu den bedeutendsten Werken des süddeutschen Rokoko. Aber nicht nur die Aussicht, daß mit der Ret tung des Schlosses eine denkmalpflegerische Großtat vollbracht werden konnte, war für diese Entscheidung ausschlaggebend, son dern mehr noch, daß mit der Neuwidmung des Schlosses der oberösterreichischen Erwach senenbildung und damit der ganzen Bevölke rung des Landes ein wichtiger kultureller Dienst erwiesen werden könnte. Durch die Schwanthaler-Ausstellung 1974 in Reichers berg war das im Stift eingerichtete erste Bil dungszentrum Oberösterreichs in seinem Luftbild von Zell an der Pram. Im Vordergrund das renovierte Schloß, dahinter die Pfarr kirche. — Foto: Helmut Wansch, Gallspach Weiterbestand gefährdet, da die Räume für die Ausstellung zur Verfügung gestellt werden mußten. Als zwar einfache, aber immerhin mögliche Ausweiche bot sich Zell an der Pram mit Schule und Pfarrheim an. Die Bildungszentren sind eine sehr begrü ßenswerte Entwicklung in der Volksbildung, weil durch sie jeder Bewohner auf dem Lande die Möglichkeit hat, sich neben seiner Arbeit weiterzubilden und seine musischen und schöpferischen Kräfte zu entfalten. In ihren Wochenendkursen bringen die Bildungszen tren ein vielfältiges Angebot für eine sinnvolle Freizeitgestaltung und eine geistige Bereiche rung des Lebens. Zudem stand das Jubiläum der 200jährigen Zugehörigkeit des Innviertels zu Österreich bevor und ich konnte mir keine schönere Ge ste den Innviertlern gegenüber denken, als ih nen und der ganzen Bevölkerung zum Jubi läum das in seiner Pracht und Schönheit wie dererstandene Schloß zu übergeben. Mit Stolz kann ich sagen, daß das Landes-Bildungszentrum Zell an der Pram genauso wie das Landes-Kulturzentrum Ursulinenhof Linz sehr regen Zuspruch findet. 1982 waren 17.540 Menschen durch seine Räume gegangen; sie kamen als Besucher von 31 Konzerten, zwei Ausstellungen und 159 Kursen. Diese Zahl bestätigt, daß die Entscheidung von 1975 rich tig war. Möge das Schloß, das seit eh und je der Erholung und Freude gedient hat, auch in künftigen Jahren seine Aufgabe zum Wohle seiner Besucher erfüllen. 81

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