Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

Staatsgebiet und blieb es bis 1816. Nach dem Wiener Kongreß kam es schließlich endgültig zu Österreich. Im Jahre 1810 wurde Braunau noch einmal Schauplatz eines weltpolitischen Ereignisses. Am 16. März traf Marie Louise, die Tochter Kaiser Franz I., als neuvermählte Gemahlin Kaiser Napoleons in Braunau ein, wo sie dem persönlichen Gesandten des Franzosenkai sers übergeben wurde. Auf 80 Fahrzeugen, von fast 500 Pferden gezogen, und unter dem Geleit der kaiserlichen Ehrengarde, kam die junge Kaiserin mit ihrer Aussteueren. In einem eigens errichteten Pavillon erfolgte der feierli che Akt und 24.000 französische Soldaten wa ren zur Parade angetreten. Die Nacht zum 17. März verbrachte die hohe Frau mit ihrem Hofstaat in Braunau. Für die Armen der Stadt spendete sie 15.000 fl. In den Jahren 1816/17 waren alle Lebensmit tel im Innviertel aufgebraucht gewesen, eine Mißernte trug das ihre noch dazu bei, daß die Lebensmittelpreise ungeheuer anstiegen. Ein Schäffel Weizen (ca. 25 kg), das normal 8 bis 11 Gulden kostete, wurde um 100 Gulden, Korn um 77 Gulden, Gerste um 50 Gulden ge handelt. Aus Brennesseln kochten die Men schen Suppe, und Kleie, sonst als Schweine futter verbraucht, wurde zu Brot verbacken. Hier half wieder einmal der angesehene Schiffmeister Michael Fink, der Brotgetreide mit seinen Schiffszügen aus Ungarn heran schaffte, um es zu Normalpreisen abzugeben, wobei er den Stadtarmen die Lebensmittel schenkte. Dieser Michael Fink und sein Sohn gleichen Namens zählten zweifelsfrei zu den bedeutendsten Schiffmeistern am Inn. In Ihrer Schopperstatt beschäftigten sie bis zu 500 Ar beiter, bauten neben Gamsen und Plätten jährlich bis zu 200 eigens für den Salztransport bestimmte Schiffe, sogenannte Salzmutzen. Der Sohn Michael verschiffte die ungeheueren Lebensmittelmengen, die Radetzky für seine Armee in den oberitalienischen Kriegen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts benötigte. Während Schärding nach den Franzosenkrie gen nach und nach wiederaufgebaut wurde und sich seine Wirtschaft wieder erholte, traf Braunau noch einmal im Jahre 1874 ein schreckliches Unglück. Am 28. März brach in der Malztenne des Brauers Stechl ein Brand aus, der, durch heftigen Sturm angefacht, in nerhalb einer Stunde 122 Objekte in der In nenstadt in Brand setzte und völlig zerstörte. Wenngleich man glaubte, das Ende der Stadt sei gekommen, erholte sie sich doch langsam wieder. Während man von Schärding heute von der barocken Stadt unseres Heimatlandes spricht, nennt man Braunau mit Recht noch die goti sche Stadt Oberösterreichs, denn glückli cherweise sind viele wertvolle Bauwerke aus jener Epoche erhalten geblieben. Verwendete Literatur Aberle Andreas: Michael Fink, der Schiffmeister vom Inn (1981). Andessner Josef: Zur Verkehrsgeschichte des Raumes von Obernberg (1964). Auffanger Loys-Eitzimayr Max: Braunau einst und jetzt (4. Auflage, 1979). Teppich-^nl'ih P Kössl Erlesene Antiquitäten, antike und alte Orientteppiche, besonders schöne Sammelstücke. Reichhaltiges Möbellager mit Biedermeier-, Barock- und Bauernmöbeln. A-4910 Ried im Innkreis (nur 15 Minuten von Reichersberg) Roßmarkt 35 Tel. 0 77 52 / 46 36 1 Christus, Lindenholz, süddeutsches Rokoko, ca. 33 cm Antiker Kasak, 253 x 153 cm, Lesgistan, Mitte 19. Jh., Naturfarben 66

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