Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

Die Bastelen Schärdings, wie sie zur Zeit des Osterreichischen Erbfolgekrieges 1740-1748 sicher bestanden haben. Rekonstruktion des Chronisten Joh. Ev. Lamprecht, um 1880. Er hatte schriftliche Unterlagen und Augenzeugenberichte von seinen Eltern und älteren Schärdinger Bürgern. - Foto; Max Himsl, Schärding Maria, der 1663 den Befehl zur Errichtung ei ner bastionären Festung gab. Sieben Jahre später war das Festungswerk vollendet. Dar nach wurde auch um Braunau zwischen 1672 und 1676 ein ähnlicher Festungsgürtel ge baut, dessen Schlußbau das mächtige Inntor an der Brücke war. Es stand bis 1892. Brau nau wurde zur stärksten Festung des ostbaye rischen Raumes ausgebaut und während der Bauzeit inspizierte der Kurfürst selbst drei zehnmal den Baufortschritt, wovon er sieben mal von Wasserburg, sechsmal von Neuötting per Schiff anreiste. Die Rückreise dagegen er folgte ,,per posta", da die Gegenfahrt zu lange gedauert hätte. Die Türken hatten 1683 Wien erreicht, kamen aber nicht in das Land ob der Enns. Kaiser Leopold I. floh nach Passau, der ganze Reichshofrat zog nach Schärding, wo er von Juli bis September die Sitzungen abhielt. Kur fürst Max Emanuel stellte 12.000 Mann zum Kampf gegen die Türken. Fünf Regimenter Reiterei sammelte er in Schärding, wogegen 4000 Mann Fußvolk in Braunau eingeschifft wurden. Am 23. Juli bzw. am 2. August legten die Schiffe ab. Als im Jahre 1700 König Karl II. von Spanien ohne männlichen Erben starb, drängte sich die Frage der spanischen Erbfolge auf. Daraus erwuchs der Spanische Erbfolgekrieg (1701 bis 1714), in welchem der bayerische Kurfürst Max Emanuel sich auf Seite Frankreichs schlug. Dies hatte zur Folge, daß die Österrei cher wieder in das Land am Inn eindrangen. Gerade die Städte Braunau und Schärding, an der Nahtstelle der streitenden Parteien gele gen, hatten unter den nun folgenden Kriegs handlungen schwer zu leiden. Schon 1703 wurde Schärding von den Kaiserlichen bom bardiert, wobei 53 Häuser zerstört wurden. Das Vordringen der Österreicher und die emp findlichen Kriegsauflagen und Rekrutierungen in Bayern führten 1705 zum Bayerischen Bau ernaufstand. ,,Lieber bairisch sterben, als in des Kaisers Kot verderben", war die Parole der Bayern. Darunter hatte besonders Brau nau schwer zu leiden, da die Festung mehr mals den Besitzer wechselte. Während die Festung Schärding damals zum Großteil ein gerissen wurde, blieb Braunau weiterhin befe stigt. Hier fand auch im Jahre 1706 die soge nannte ,,Defensionskommission" statt, an der beauftragte kaiserliche öffiziere mit den An führern der Bauern, Johann Georg Meindl, der Student von Altheim, und Georg Plinganser und etwa hundert Bauern teilnahmen. Wäh rend der Beratungen öffnete der Festungs kommandant d'öcfort die Tore den Kaiserli chen und nur die Bauernanführer und einige Bauern konnten durch eine List entkommen. Der Krieg führte zu einer Teuerung, wonach Weizen auf das Zwölffache, Gerste und Hafer auf das Zehnfache des üblichen Preises an stiegen. Die Felder vor den beiden Städten waren im weiten Umkreis zertrampelt, das Vieh zum Teil weggetrieben worden. Mitten im Frieden, im Jahre 1724, traf Schär ding ein schreckliches Unglück, indem ein glühender Patronenpfropfen ein Pulverfaß entzündete und 32 Häuser des Stadtplatzes völlig niederbrannten. Doch sehr lange währte der Friede nicht. Bay ern anerkannte plötzlich die Pragmatische Sanktion nicht, obzwar diese vom Kurfürsten mitunterzeichnet worden war. Es kam zum österreichischen Erbfolgekrieg (1740/48). Wieder wurde das Untere Amt Burghausen das Aufmarschgebiet der Österreicher. Am 8. Jänner 1742 fiel Schärding in die Hände der Kaiserlichen. Am 4. April standen sie vor Braunau, das durch zwei Wochen vergeblich belagert wurde. Es wurde auch eine Behelfs brücke über den Inn zwischen Hagenau und Braunau geschlagen, doch erwiesen sich die Belagerer als zu schwach, um die starke Fe stung Braunau einnehmen zu können. Das Schiechtwetter im Sommer und der frühzeitig einbrechende Winter zwangen die Österrei cher zum Rückzug. Aber bereits Ende April des folgenden Jahres zogen die Kaiserlichen erneut gegen Braunau. Diesmal kam ihnen die Behelfsbrücke sehr zustatten, da sie leicht in das Dorf Bimbach jenseits der Festung Brau nau einrücken konnten. Bereits am 9. Mai kam es zur entscheidenden großen Schlacht bei Bimbach, in der die Bayern eine vernichtende Niederlage hinnehmen mußten. Fast drei tausend Bayern fielen oder ertranken im Inn. Das aus 80 Häuser bestehende Dorf Bimbach wurde völlig niedergebrannt. Die jenseits des Inn gelegene Festung Braunau konnte aber nicht eingenommen werden, worauf sie die Österreicher durch acht Wochen belagerten und im wahrsten Sinn des Wortes aushunger ten. Erst am 8. Juli 1743, nachdem das letzte Pferd geschlachtet worden war und 82 Häuser im Zuge der österreichischen Beschießung zerstört waren, wurde die Festung übergeben. Interessant ist, daß während dieser Zeit Brau nau nochmals eine eigene Münzstätte besaß, in der die ,,Braunauer Notklippen" aus Gold, Silber und Kupfer geprägt wurden, von denen noch eine Anzahl im Heimathaus aufbewahrt werden. Endgültiger Friede trat erst durch den Vertrag von Füßen 1745 ein, in welchem der junge bayerische Kurfürst Max III. Joseph auf alle Forderungen gegen Österreich verzichte te. Die nun folgenden Jahrzehnte brachten einen Niedergang der Festungswerke Braunaus und Schärdings. In den Gräben wurden Gemüse gärten angelegt, die Mauern verfielen. Dar über berichtete Kaiser Joseph II. in seinem Tagebuch über die Reise durch das neuer63

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2