Felsen am Innufer absprengen und die inzwi schen städtische Siedlung erweitern. Bürger der Stadt ließen die Heilig-Geist-Kirche und dazu das Spital Im Jahr 1474 erbauen. Die Zünfte waren die hervorragenden Wirtschafts träger und der Schiffsverkehr erbrachte mit der Flußmaut hohe Einnahmen für die Stadt. Über Proviantlieferungen zum Heere Ludwigs des Reichen geben Rechnungen seines Kanzlers Dorner vom Jahr 1462 Aufschluß. „Was an Korn und Habern für Mann und Roß nicht auf Wägen von den Kästen Burghausen, Braunau und Schärding geführt werden kann, ist zu Schiff nach Ingolstadt zu bringen." Ge org der Reiche entsandte 1491 dem römi schen König Maximilian ein Heer nach Un garn. Hierüber geben die Aufzeichnungen des Rentmeisters von Burghausen Aufschluß; , ,1200 Reiter auf 24 Schiffen von Burghausen aus, 400 Reiter auf 8 Schiffen von Braunau und 250 Reiter und Zeug von Schärding aus inn- und donauabwärts gebracht." Daß aber auch der zivile Personenverkehr durch Jahr hunderte von großer Bedeutung war - man reiste schnell und vor allem sicherer als auf den Straßen -, beweist der Reisebericht einer venetianischen Delegation aus 1492. Nach Anhören der Messe in Etting (Otting) bestieg man das Schiff. Nach 15 Meilen kam man nachmittags zu einem sehr schönen Schloß namens Pranao (Braunau). Selbes liegt hoch über dem Fluß und hat eine Holzbrücke, was auf vornehme Einwohnerschaft schließen läßt. Am nächsten Tag floß man welter durch eine Felsenenge, darüber eine mächtige Burg stund (Neuburg nach der Vornbacher Enge) und kam am späten Mittag in eine feste Statt genannt Scarting (Schärding)." Das beginnende 16. Jahrhundert brachte neuerdings viel Drangsal über das Land am Inn durch den 1504 ausgebrochenen Landshuter Erbfolgekrieg. Sowohl Braunau mit Hanshofen, wie auch Schärding fielen als Kampfgebiete großteils in Schutt und Asche. Braunau, das besonders hart betroffen wurde, verteidigte der Leinenhändler Jörg Plattner, der als Stadthauptmann für seine Treue zu Herzog Albrecht IV. mit der großen Hofmark Forstern belehnt wurde. Während der Kampf handlungen wurden die Inneren Mauern der Stadtumwallung aus der Gründerzeit und die neu errichteten Vorstadtsiedlungen zerstört. Erst In den folgenden Jahrzehnten wurde die zweite, äußere Stadtumwallung neu errichtet. Herzog Albrecht verlieh Braunau für seine Treue zahlreiche Privilegien, wovon das wich tigste die Erweiterung des Burgfriedens war. Als der Krieg langsam zu Ende ging, huldigten die Stände der Stadt Schärding und des Unte ren Amtes Burghausen am 6. Juni 1505 Her zog Albrecht In der Stadt Braunau. Nach diesem Krieg entwickelten sich der Han del und die Schiffahrt ganz wesentlich. An die Zeit der Glaubensspaltung erinnert In den bei den Städten das Auftreten lutherischer Predi ger und der Abfall mehrerer katholischer Brü der des Klosters Hanshofen vom bisherigen Glauben. In der Stadt Braunau trat bereits 1525 der reformierte Prediger Leonhard Käser auf, der zwar wiederholt aus der Stadt verwie sen wurde, immer wieder aber hierher zurück kam. Das herzogliche Gericht in Burghausen erließ Anfang 1527 gegen ihn einen Steckbrief und verurteilte Ihn zum Tode. Schließlich wurde er im August von den Häschern in Braunau gestellt, dann innabwärts geführt und am 16. August am Innufer-,,1m Grles"-nahe Schärding öffentlich verbrannt. Ein anderes schreckliches Ereignis trat 1533 in Braunau ein. Eine Bittprozession zog am 4. Mai über die Innbrücke. Diese Holzbrücke ertrug die Last der vielen Pilger nicht, brach zusammen und an die 300 Menschen fanden in den Fluten des Inn den Tod. Aus einem Burghausener Mautbuch kann entnommen werden, daß zwi schen 1556 und 1560 insgesamt 516 Mutzen (eigene Salzschiffe) mit Salz von Halleln und Hall innabwärts (nauwärts) verfrachtet wur den, wofür die Stadt Braunau 640 Dukaten Flußmaut, Schärding aber 1364 Dukaten Flußmaut und Umschlaggeld erhielten. Seit Beginn des Dreißigjährigen Krieges war auch das Innviertel in das große Kräftespiel Europas einbezogen worden. 1620 wurden entlang von Enknach und Inn besonders wehrhafte Mauern um Braunau errichtet, die noch heute erhalten sind. Am 4. Mai 1620 traf Herzog Maximilian I. in Braunau ein und zog am 7. Mai an der Spitze der Truppen der Ka tholischen Liga von Schärding aus gegen Linz, um dem bedrängten Kaiser Ferdinand II. zu Hilfe zu kommen. Bereits am 25. Juli waren aus Wasserburg per Schiff ,,29 Geschitz, so Doppelkathaunen und Feldschlangen" nach Braunau gekommen. Darnach kamen Grana ten auf 42 Flöß verladen" nach Braunau. ,,Viel Flöß han durch hoches Wasser Schaden kriegt"-sie mußten mehrere Tagein Braunau anlegen und neu geschoppt werden. Bereits am 4. Juli 1620 kam Herzogin Elisabeth, die Gattin Maximilians, auf vier Schiffen innab wärts nach Braunau, wo sie ihren Gatten mit vielen Fürsten und Herren erwartete, die aus Schärding kamen. Aus der Kraiburger KastenSrjl^^.HDIJTGIX G -V Links oben: Die alte Innbrücke In Braunau am Inn, erbaut 1892/94, zerstört 1945, österreichischer Brückenkopf. — Foto; W. Baier, Braunau am Inn Schärding am Inn, vom bayerischen Ufer (Neuhaus) gesehen, Kupferstich im Stadtmuseum Schärding von Georg Christoph Kilian, um 1630. - Foto: Max Himsl, Schärding 61
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