Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

Eine der ältesten Darstellungen von Braunau am Inn am Pestaltar In der Braunauer Stadt pfarrkirche, um 1640. — Foto: Verfasser Rechts unten: Darstellung des Braunauer Stadt bildes 1743, Ausschnitt. — Foto: W. Baier, Braunau am Inn genutzt werden und verband so das Tiroler land über Bayern mit Böhmen. Besondere Be deutung kam dem Salztransport auf dem Inn zu. Ein Aufblühen der Orte an seinem Flußlauf, ganz besonders aber nach der Mündung der Salzach in den Inn, war die Folge. Hier übertraf Schärding als Umschlagplatz zweifelsfrei Braunau. Das Geschlecht der Grafen von VornbachNeuburg-Schärding erlosch mit dem Tod Eck berts III. im Jahr 1182, der als Kampfgefährte Kaiser Friedrichs i. Barbarossa bei Mailand fiel. Das Erbe traten die bayerischen Grafen von Andechs an. Das Geschlecht der Braunauer erlosch um 1190. Im Ministerlalenamt folgten ihnen die Edlen von Ror, die aus dem Kremstal kamen und bis etwa 1360 im Raum Braunau-Rothen buch nachweisbar sind. Die Andechser als Reichsgrafen mußten zu den Landtagen des Herzogs stets gesondert geladen werden, während die Rorer als her zogliche Beamte im Gefolge des Herrschers bei den Hoftagen erschienen, später ais Ka stellane bei Gerichtstagen den Willen des Herzogs zu überwachen und zu vollziehen hatten. Im Jahr 993 hatte Herzog Heinrich Ii., der Zänker, einen Hoftag nach Hanshofen einbe rufen, auf welchem die sogenannten ,,Ranshofener Gesetze" beschlossen wurden, die eine völlig neue Stellung des Herzogs gegen über den Edlen des Landes schufen. Sie wirk ten letztlich gegen das weitere Ausbreiten der Territorialherrschaften in Bayern und sie schu fen mehr und mehr Recht für den Herzog im Strafvollzug. Diese Gesetze waren schließlich im wesentlichen die Grundlage für die auf dem Reichstag von Regensburg 1532 unter Kaiser Karl V. beschlossene ,,Peinliche Halsge richtsordnung", die in abgewandelter Form bis zum Jahr 1742 galt. In der Zeit entstehender Territorialherrschaft im 11. und 12. Jahrhun dert kam es nicht nur zu Kämpfen zwischen dem mächtigen bayerischen Adel der Innge gend und den Wittelsbacher Herzögen, son dern es kam ebenso zu Auseinandersetzun gen zwischen den Landesfürsten von Bayern und von Österreich. Es war das Gebiet zwi schen Hausruck und Inn, das die Bayern als ihren alten Besitz zu behaupten hatten, da schon die Babenberger durch eine Art Expan sionspolitik ihr Ziel am unteren Inn sahen, und daher das Landschaftsdreleck Braunau - Ried - Schärding für sich erringen wollten. Das 12. und besonders das 13. Jahrhundert wurden so überschattet von ständigen Krie gen im heutigen Innviertel. Die alte Kaiserpfalz Hanshofen und das auf ihrem Territo rium entstandene Augustiner-Ghorherrenstift kamen dabei besonders empfindlich zu Schaden. Das Kloster lag fast ,,unge schützt Im freien Land" und war daher für den einfallenden Feind leicht zu überwältigen. Auf ein großes friedliches Ereignis im Hanshofen des 12. Jahrhunderts sei aber noch verwie sen: es war der glänzende Hoftag Herzog Heinrichs XII. im Jahr 1176. Der König, die Herzöge von Bayern und Sachsen und zwan zig Edelleute des Reiches mit ihrem großen Gefolge tagten in der alten Pfalz durch drei Wochen. An die 800 Menschen mußte die Maierei des Klosters verpflegen und im Um kreis von zwölf Meilen mußten das Gesinde und der Fuhrpark mit den Pferden unterge bracht werden. Aus diesem Hoftag ging ganz besonders das nahe Braunau wirtschaftlich gestärkt hervor. Die Kriegshandlungen begannen bereits im Jahr 1226, als die Soldaten Herzog Ottos in Hanshofen einfielen. Das als Reichsgut be zeichnete Hanshofen mit Braunau wurde nach der Wahl Kaiser Friedrichs II. dem Bayernher zog Ludwig zur uneingeschränkten Nutzung übertragen. Der Ranshofener Propst Henricus II. anerkannte aber diese Lehensübertra gung nach dem Tode Ludwigs auf Otto nicht, wobei er sich auf mehrere Freibriefe berief. Kurzum, Hanshofen kam bei diesem Bayern einfall schwer zu Schaden, der Trakt der Chor frauen wurde zerstört und die Klosterkirche teilweise ausgeplündert. Im Jahr 1230 fiel Herzog Friedrich der Streit bare in das Land am Inn ein, wobei er sich vor erst der Grafschaften Neuburg-Schärding bemächtigte. Diese befanden sich im Besitz des Herzogs Otto von Meranien-Andechs, mit dessen Tochter Agnes Friedrich verheiratet war. Friedrich nahm Schärding ein und ließ es daraufhin stark befestigen. Sein Feldhaupt mann Erchanger von Wesen besetzte überra schend das Kloster Vornbach, links des Inn flusses, vertrieb die Mönche und plünderte das Klostergut. Darnach zog er gegen den Weilhart, überfiel und plünderte das Kloster Hanshofen und brannte Teile des Klostertrak tes nieder. Seine Leute überfielen wenig spä ter, am Tag Mariä Geburt, die Marienkirche im nahegelegenen Neukirchen und zündeten diese an. Es war Kirchweihtag in dem Dorf und die Söldner Erchangers beraubten die Krämer und führten 48 von ihnen mit Stricken aneinandergefesselt in Gefangenschaft. Des Her zogs Leute in Hanshofen waren zu schwach. 56

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