Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

„Closter Raittenhaßlach", Kupferstich aus Michael Wenings Topographie von Bayern, Band 3, München 1723. - Sämtliche Fotos: Franz Gang!, Linz ^ i Ht M11 2*5Tmi.j ? ^U>i t'4iivU Ki-fi-rtiiniim uti^Ko i'ni/t4-rt ,'i - Vf<.. .tiaür ,OU«.rT« .•hit fLiti'.tiif! I I I 11 i P'-t Kr,. /Sir«l. Auf bayerischer Seite ist es zu offener Unruhe, zu Drohungen gegen die Staatsbeamten und in drei Fällen auch zu ernsteren Ausschreitun gen jüngerer Bauernburschen gegen Beauf tragte der Aufhebungskommission gekom men, auf die von staatlicher Seite zurückhal tend, sogar verlegen reagiert wurde^^ Hinzu kamen wiederholte Übertretungen staatlicher Verbote gegenüber der Religionsausübung, die man den früheren Mönchen von Raiten haslach und einem Teil der Bevölkerung anla stete. Sicherlich hat hier die oft sorgiose Groß zügigkeit des Konventes und besonders des letzten Abtes gegenüber der Bevölkerung In allen Wirtschaftsfragen eine Rolle gespielt, man verzieh es dem Staat nicht so leicht, daß er es seit der Säkularisation mit allem weitaus genauer nahm, als es bisher üblich gewesen war. Daneben Ist aber auch eine deutliche Verbitterung der Landbevölkerung gegenüber den Einschränkungen und Störungen des reli giösen Lebens unverkennbar. Als Belastung wurde auch, ähnlich wie im Einflußraum der übrigen Inn-Klöster, die radikale Durch schneidung aller Verbindungen zu Österreich empfunden. Versucht man eine Zusammenfassung der Verhältnisse in den Inn-Klöstern zur Zeit der Säkularisation zu geben, dann zeigt sich, daß auf bayerischer Seite von fast allen diesen Or densniederlassungen noch letzte Reste der einstigen staatlichen Gemeinschaft zwischen Bayern und Österreich bewahrt worden wa ren. Die Verflechtungen mit dem Nachbarn waren zum größten Teil so eng, daß die InnKlöster ohne ihre österreichischen Besitzun gen, ohne ihre Möglichkeiten der Kapitalanla gen und Kapitalbeschaffungen in Österreich, und vor allem ohne Ihre öbereigentums- und Abgabenrechte an österreichische Bauern nicht existenzfähig gewesen wären. Anderer seits ist ein beträchtlicher Teil der Weinkultur des Donauraumes von bayerischen Klöstern mitgestaltet worden. Die Säkularisation hat hier ein ganzes Netzwerk von Verbindungen zerschnitten, die Jahrhunderte zurückreich ten, aber seit dem Aufkommen des national staatlichen Denkens keinen Platz mehr hat ten. Tatsächlich aber kann man doch wohl da von sprechen, daß die Inn-Klöster mit ihrer Geschichte beiden Ländern gemeinsam ge hört haben. Anmerkungen: 1 BayHStA GR 679/189. Ordnung der sämmtlich-altbairischen ständischen und nichtständischen Stifterund Klöster. 2 Stutzer, D., Die Aufhebung des Praemonstratenserstlftes Osterhofen 1783. In: Auf der Sonnen seite des Bayerischen Waldes. Ein Heimatbuch des Landkreises Deggendorf, Deggendorf 1983, S. 119-126. 3 BayFlStA KL 778/3. Auswärtige Besitzungen in genere. 4 Hammermayer, L., Bayern im Reich und zwi schen den großen Mächten. §161. Erbfoigestreit, Ländertauschprojekt und Deutscher Fürstenbund (1778-1789), in: HdBG II, S. 1043ff., München 1969. 5 Stutzer, D., Die Säkuiarisation 1803. Der Sturm auf Bayerns Kirchen und Kiöster, Rosenheim 1978. 6 Weis, E., Die Begründung des modernen baye rischen Staates unter König Max I. § 1 Buchst, d, in: HdBG iV/i, München 1974, S. 11-16. 7 Wie Anm. 6. 8 BayHStA GR 634/47. instruktion für die Churfürstlichen interimsadministratoren, die ständischen Kiöster betreffend, vom 2. November 1802. 9 BayHStA. In: KL 632/2. Instruktion de dato 11. März 1803 für die zur Besitznahme der Güther und des Vermögens sämmtlicher ständischer Manns- und Frauenkiöster der obern aiten Churlande im Gefolge höchsten Reskriptes vom 17. Hornung 1803 bestimmten Churfürstlichen Kommissa rien. 10 BayHStA GR 678/184. Die auswärtigen Besit zungen der bairischen Stifter und Klöster in Öster reich, Salzburg, Berchtesgaden, Passau, Eichstätt und Brixen sowie deren Beschlagnahme betreffend. 11 BayHStA KL 57/4. Lokaikommissionsakten. 12 Stutzer, D., wie Anm. 5. 13 Reindei, K., Die politische Entwicklung. §25. Buchst, b. S. 229. Bayern vom Zeitalter der Karolin ger bis zum Ende der Weifenherrschaft (788-1180), in: HdBG I. München 1967. 14 BayHStA KL 783/21. Rechnungssachen. 15 BayHStA KL 506/11. Hofmärkische Besitzun gen. Besitzungen in Österreich. Weinberge. 16 Wie Anm. 15, Nr. 11. 17 Stutzer, D., Die Bibliothek von St. Nikola, in: Bayeriand, Nr. 9/1979, S. 55-58. 18 BayHStA KL 78/18. Beschreybung und Ab schätzung von Ökonomie, Bräuhaus, Keiler und Pfarrhöfen; auch Materiaiumstürze. 19 Wie Anm. 18 und BayHStA KL 250/16-20. Grundunterthans- und Rechnungssachen. 20 Wie Anm. 19. 21 BayHStA KL 240/1-7. Besitzungen in Öster reich und KL 244/17-19. Realitäten. 22 BayHStA KL 612/17. Grundunterthanen, auch auswärtige. 23 BayHStA KL 610/6. Weitliches Personal, des sen Aufsässigkeiten, auch Unbotmäßigkeit einiger Exkonventualen bei der Fronieichnamsprozession 1803. 51

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