Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

„Closter FürstenzeN" , Kupferstich aus Michael Wenings Topographie von Bayern, Band 3, München 1723 ' 0,, il,.tr A.f,-!.' . r, i'.if-hor.n,. i'.m.ilH ' C. -il.r ! ). i.'ninTtf' . I f 'tVi- tt.irö.-jl i K. . I l'i i.nil'.'Ilf . ! H I .iiiilr.'ii . , K \ 1 . Imv»!..."» - I M XiH . . nfir Vvit-fr. I o -o;,- .'.,1,1 Uiiti.i. j I' ft. .mtT iJ..n:iü. IldIttT vhtrfrfll.'fll Die Klosteriandschaft am Inn ist, es wurde schon gesagt, vielfältig gewesen, alle wichti gen Ordensgemeinschaften waren mit wenig stens einer Niederlassung vertreten. Sofinden sich in dieser Landschaft auch zwei Zister zienserklöster, Fürstenzeii und Raitenhas lach, beide vielfältig durch den Besitz von Weinbergen und von Abgabenrechten an oberösterreichische Bauern mit Österreich verflochten. Fürstenzell ist ein verkleinertes Abbild des wichtigsten Zisterzienserklosters Bayerns, Aidersbach, gewesen, dessen Ver mögenswerte auf insgesamt 260.000 Gulden geschätzt wurden. Solche Schätzwerte sind freilich, und dies tritt gerade in Fürstenzeii her vor, nur mit Vorsicht aufzunehmen, weil sie die Kirchen und Repräsentationsbauten in aller Regel unterbewertet haben. Dies gilt auch für die berühmte Klosterkirche von Fürstenzell ebenso wie für sein Konventsgebäude mit sei ner weithin bekannten Bibliothek. Beide Ge bäudeteile zusammen wurden mit nicht einmal 15.000 Gulden bewertet. Die Architektur und der Wert der künstlerischen Ausstattung blie ben so weit wie nur eben möglich völlig außer Betracht, einmal, weil man an ihnen zur Säkuiarisationszeit kaum Interesse hatte, zum an deren weil sich keine brauchbaren Wertmaß stäbe finden ließen. Deshalb behalf man sich stets mit der Ermittlung der Baumasse und bewertete dann nur das verbaute Material, oft genug noch unter Abzug etwaiger Abbruchko sten. Bei einem Zisterzienserkioster sollte man, so wie es der aus der Benediktinerregei abgelei teten Ordensregel entspricht, einen sehr aus geprägten Schwerpunkt des Besitzes und der Tätigkeit in der Landwirtschaft erwarten. Für stenzell erfüllt diese Erwartung nicht, auf bayerischem Boden wurde nur der Kiostermayrhof mit 90 ha bewirtschaftet^!. Ganz an ders sah es dagegen in Österreich aus. Die Abtei besaß in Niederösterreich einen eigenen Weinbaubetrieb in Krems und drei Herrschaf ten, nämlich die Herrschaften Kritzendorf, Im bach und Rechberg, in denen vier landwirt schaftliche Betriebe mit insgesamt 550 ha bewirtschaftet wurden. So kann man sagen, daß Fürstenzell seinen größten Einzelbesitzteii in Österreich hatte und dort durch die Be wirtschaftungsart dem Gebot der Zisterzien serregel, nämlich der intensiven eigenen Bo dennutzung, nachkam. Die Intensität, mit der der österreichische Besitz genutzt wurde, sorgte auch für eine günstige wirtschaftliche Gesamtlage des Besitztums, Fürstenzell konnte In erheblichem Umfang Anleihen der öberösterreichischen Landschaft erwerben und sich so auch auf dem österreichischen Kapitalmarkt der damaligen Zeit engagieren. Für Fürstenzell ist noch eine Besonderheit zu erwähnen. Das Kioster hatte nämlich an sei nem Stammsitz eine sogenannte Industrie schule eingerichtet, die als Ausbildungsstätte für Handwerker, zugleich aber auch als Haus und Handarbeitssctiule für Mädchen anzuse hen ist. Natürlich ist der Industriebegriff anders aufzufassen als heute, es wurde darunter keine Ausbildung für eine spätere Arbeit in Fa briken, sondern die Schulung des ,,Industrie fleißes", also des gewerblichen Zuerwerbs der ländlichen Bevölkerung, angeboten. Schließlich das Zisterzienserkloster Raiten haslach, die älteste Gründung dieses Ordens In Bayern. Sie stammt von 1143, ist also noch geringfügig älter als die Zentralabtei Aiders bach der bayerischen Zisterzienser. Typisch für die Lage im Grenzraum sind auch hier wie der die ausgeprägten Wirtschaftsinteressen auf österreichischem Boden. Raitenhaslach war ein Mittelkloster mit Gesamtanlagewerten von etwa 252.000 Gulden. Ein Viertel davon lag auf dem Boden des Erzstiftes Salzburg und in Ober- und Niederösterreich. Dabei standen Obereigentumsrechte an bäuerlichen Anwesen in diesen Landschaften Österreichs, vor allem im Innviertei, im Vordergrund. In Niederösterreich wurde bei Krems ein Wein gut selbst bewirtschaftet. Wenn man die in Bayern bestehenden Rechte auf Abgaben der Untertanen mit denen in Österreich vereinigt, dann zeigt sich, wie weit sich die Zisterze Rai tenhaslach mit einem Gesamtrechts- und - herrschaftsbesitz von 30 % des gesamten An lagenbesitzes schon von dem zlsterzienlschen Ursprungsideal entfernt hatte, das nach den Regeln der Gründer eine Rolle von Zister zienserklöstern in der Grund- und Gerichts herrschaft und dem Bezug von Abgaben völlig abgelehnt und die weißen Mönche ursprüng lich auf die Eigentätigkeit in der Landwirtschaft verwiesen hatte^^. Raitenhaslach hat für seine nähere und wei tere Umgebung viel bedeutet, einmal weil es bei der Betreibung von Abgaben seiner Unter tanen ebenso wie bei der Ausgabe von Kredi ten sowohl auf bayerischer wie auf österrei chischer Seite großzügig verfuhr, zum ande ren weil das Kloster mehrere Einrichtungen für die Bevölkerung unterhielt, die als Versor gungseinrichtungen angesehen werden kön nen. So wurde z. B. im ört Raitenhaslach sel ber ein sogenanntes Baderhaus mit einer Apotheke unterhalten, das für die Versorgung der Bevölkerung sowohl auf der bayerischen wie auf der österreichischen Seite bestimmt war. Das interessanteste Merkmal der Sozial verhältnisse im Einflußraum von Reitenhas lach ist aber die Reaktion der Bevölkerung auf die Aufhebung des Klosters. 50

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