Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

ihr „mit ihrem Marktsfehndi gehorsamiich auf" und rücken zur Begrüßung aus. Dafür werden sie Tage später auf eine Beschwerde ihres Hauptmanns von der Regierung in München gerügt, da sie den Vorgesetzten nicht um Eriaubnis gebeten hatten. Worauf die Bürger antworteten, sie hätten einer so nahen Bluts verwandten des bayerischen Hauses sich besser gezeigt als, ,die gebrödeiten Beamten, von deren Ehrenerweisungen nit viel zu verifiziren sei". Diese Episode gehört in den Bereich der Hof fahrten, weiche der Tiroler Hof (bis zu dessen Aufhebung im Jahr 1665) ebenso wie die bayerischen Kurfürsten sowie schließlich der kaiserliche Hof zu Wien (siehe Anfang) mit viel Vergnügen betrieben. So war Wasserburg der Flußhafen, wenn die kurfürstliche Gesellschaft von München aus zu einer Fahrt nach Wien aufbrach. Wenn Kurfürst Maximilian I. zu einer seiner Kirchfahrten ins bayerische Heiligtum nach Altötting walifahrtete, mußten um die Mitte des 17. Jahrhunderts jeweils die Brükken von Mühldorf und Neuötting abgeworfen werden,,,damit das Leibschiff paßiern könde". Kurfürst Ferdinand Maria (1672-1678) reiste von Wasserburg aus dreizehnmai zur Hauswalistätte der Witteisbacher und zu dem von ihm befestigten Innhafen Braunau. Die Kurfür stin, Henriette Adelheid von Savoyen (,,eine der schönsten Frauen ihrer Zeit"), scheute die Gefahren der Flußfahrt und folgte dem Ge mahl auf dem Landweg nach. Die Hoffahrten standen aber nicht am Anfang der Personenschiffahrt auf dem Inn. Der schnellen Beförderung wegen benutzten Kaufieute und Boten, aber auch Diplomaten die Gelegenheit, mit einem die Frachtkähne begleitenden Schiff zu reisen, im letzteren Fall fuhren die Herren unter einem Freifähniein. Das Pfannhausamt in Hall in Tirol signalisierte auf diese Art, daß die Boote ohne Halt und Maut die Zolisteiien passieren konnten. Den Innanliegern mochte der Fluß bei Hoch wasser ,,der böse Geist der Landschaft" sein. Anno 1648, dem letzten Jahr des Dreißigjähri gen Krieges, wird die Unwetterkatastrophe im Osten des Inn als Wunder und Gnade Gottes gewertet, in diesem Jahr regnete es vom 11. Juni bis 29. September fast täglich. Die Schweden waren am Inn angelangt und ver mochten nicht überzusetzen, weil das Hoch wasser zu reißend war und in Mühidorf und anderswo vorsorglich die Brücken abgebro chen waren. Das Land im Osten des Inn blieb damals vor dem noch größeren Unglück einer Besetzung bewahrt. Zu Kriegszeiten bewährte sich der Inn wiederholt als Aufmarschstraße, insbesondere als der türkische Halbmond Eu ropa bedrohte. 10.000 Mann und tausend Rei ter wurden einmal ,,imbarkiert" und auf Inn und Donau bis vor Beigrad und andere als Entsatz nach Wien entsandt. Die Schwazer Knappen nahmen denselben Weg und wur den auf Eiischiffen herangeführt, um als Mineure die Schlacht um Wien mitzuentschei den. Der Inn hat in jedem Jahr seine Opfer gefor dert. Wohl das größte Schiffsungiück dürfte sich am 19. Mai 1886 ereignet haben, als ein Schöffmann unachtsam ein Walifahrerschiff in Kraiburg gegen die Brücke steuerte. 33 Per sonen, alle aus Wasserburg stammend, fan den den Tod. Nur der Schöffmann kam davon. Der Brauch, auf dem Inn nach Mühldorf zu fah ren und dann die Wallfahrt nach Altötting zu Fuß fortzusetzen, wurde trotz wiederholtem Verbot über drei Jahrhunderte geübt. Er starb mit dem Niedergang der Flußschiffahrt, im Jahr 1901 fand die letzte innwaiifahrt statt. Die reichen Schiffmeister Kaiserlicher oder kurfürstlicher Hof- und Leib schiffmeister zu werden, war nicht nur eine Auszeichnung, sondern oft auch eine gewinn trächtige Bestallung. Die Namen der Hof schiffmeister, die auch Gastgeb, Handelsleute und in Krisenzeiten zuweilen Finanziers der Mächtigen waren, sind überliefert. Stiftungen 39

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2