Heimatmuseum Rosenhelm, Darstellung eines innschiffahrtszuges auf einer bemalten Giasflasche. — Foto: Moiodovsky, Prien am Chiemsee i.. ■ * Früheste Kunde ,,Die längst erwarteten Schiffe, schwer mit Ge treide aus Rätien beladen, waren lange Tage im dicken Eis des innstroms eingefroren ge wesen." So lautet der Bericht des Eugippius aus dem Passauer Raum. Der römische Schreiber hat um 511 das Wirken des heiligen Severin in Noricum aufgeschrieben, das ist der Landschaftsraum zwischen Inn und Pannonien, das zu damaliger Zeit am Wiener Wald beginnt. Ebenfalls in römische Zeit zurück reicht eine frühe Kunde der Frachtschiffahrt zwischen Inn und Donau. Im zweiten Jahr hundert unserer Zeitrechnung gelangten auf dem Wasserweg nach Mursa-es ist das heu tige Osijek (Essegg) in Jugoslawien - Bilder schüsseln und andere Tongefäße, die mit den Sigillaten der römischen Töpferei von Pons Aeni, der Brückensiedlung bei Rosenhelm, gekennzeichnet sind. ,,Pons" weistauf eine Brücke hin, ,,Aeni" heißt der Inn. Der Flußname ist illyrischen oder kelti schen Ursprungs und bedeutet ,,der Gewalti ge". ,,En" nennenden Inn die Engadiner, ,,Yn" und ,,lhn" schrieben frühere Generationen, als ,,Attesinum" taucht er einmal im Mittelalter auf. Die Terra-Sigillata-Waren, die vor bald 2000 Jahren von einer Töpferei am Inn in den Donauraum gelangt sind, zählen zu einer Viel zahl anderer Nachweise der Schiffahrt zur Römerzeit. Bis ins Spätmittelalter sind die Hinweise dürftig. Die Innschiffahrt reicht bis vor Innsbruck herauf. Anfang und Ende liegen in Hall, der reichen Tiroler Salzstadt. Hier stauen sich schon im 13. Jahrhundert an der Flußsperre eines Holzrechens die Floßhölzer, mit deren Feuer und Schürkraft das Salz ge sotten wurde. Darunter lag der Heftstecken, es sind die Anlegeplätze der privilegierten Län den. Schiffe, Scheffleut und Wasserroß Alle Innschiffe wurden in den Schopperstätten am Fluß nach einem Schema gebaut: Die zwi schen den Bordwänden bestehende Fuge schoppten - stopften - die Schopper (Boots bauer) mit Moos aus, das gepreßt das Schiff abdichtete. Als einziges Metall wurden ,,Klampfln" aus Eisen zum Klammern ver wendet. Viele der Schiffe wurden nur einmal In der ,,Naufahrt", flußabwärts, verwendet und am Ziel als Brennholz verkauft. Sie waren leichter gebaut als die oft tiefgetauchten Frachtkähne, die in einem Schiffzug bergauf gezogen wurden. Bis zu 14 Wochen dauerte solch eine Bergfahrt von Preßburg bis Hall. Vier bis sechs Wegstunden war die Tageslei stung, die bis zu 30 Wasserroß zurücklegten. Schopper wie Schiffleute waren in Zünften mit strengem Reglement zusammengefaßt. So durften in Hall in Tirol um 1400 nur Verheira tete Meister werden, unehelich geborene blie ben von der Schifferzunft ausgeschlossen. Das Tagwerk der Steurer, Zillenführer, Seil träger und Bruckknechte war hart und gefahr voll. Es war zu allen Zeiten ein buntgewürfel tes Volk, dem die Angst das Beten lehrte. ,,Nahui, in Gotts Nam" endete ihre allmor gendliche Andacht. Viele waren daneben gläubig im heidnischen Sinn. ,,Weil ma nix gwiß woaß", nahmen sie auch beim Flußgott Zuflucht. Der Unfälle gab es genug, davon be richten die Votivtafeln und die Kapellen. Kaum einer konnte schwimmen, und wenn in frühe rer Zeit das Zugseil oder der Buesen einen über Bord schleuderte, dann konnte diesem keiner helfen. Das Opfer gehörte dem Fluß gott, der es annehmen oder freigeben mochte, dem es aber nicht entrissen werden durfte, weil die Männer seinen Zorn zu wecken fürch teten. Es war ein rauhes Gewerbe, das sie be trieben. Der naßkalten Witterung ausgesetzt, wurden sie oft von außen und innen naß. Bier gehörte zur täglichen Ration, und Scheffleut, Roß und Reiter futterten gerne naß. Die Wirte der 43 Weinschänken und 20 Metschänken, die es in Wasserburg im Jahr 1448 gab, lebten mit von den Scheffleuten. Bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) gab es strenge Zunftregeln. Die Leute, die auf dem Wasser fuhren, hielten am Altherge brachten fest. So lebten in Rosenheim zur Zeit 37
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