Oben: Passau, St. Nikola, barocke Holz plastik, um 1720, heiliger Nikolaus, Leihgabe der Passauer Pfarrkirche St. Paul. — Foto: Gregor Peda, Passau St. Nikola in Passau Die Gründung des Stiftes St. Nikola vor den Toren der Stadt Passau auf bayerischem Ter ritorium durch den DIözesanblschof Altmann (1065 bis 1091) um das Jahr 1067 muß man im Zusammenhang mit der Kirchenreform und Insbesondere der Kanonikerreform des 11. Jahrhunderts sehen. Das Kloster sollte ein er stes Reformzentrum sein. In welchem die Kle riker ehelos und in Gütergemeinschaft nach den Vorstellungen der römischen Synode von 1059 leben sollten. Die Eindrücke von der Pilgerfahrt ins Hl. Land 1064/1065 sind auch von der Auswahl der Kir chenpatrone abzulesen, die Altmann für seine Stiftung getroffen hat: Heiligste Dreifaltigkeit, Auferstehung Christi, Apostel Andreas, Märty rer Pantaleon, Bekennerbischof Nikolaus. Das NIkolaus-PatrozInlum hat aber bald die ande ren verdrängt, nicht zuletzt deswegen, well das am Ufer des Inn gelegene Stift mit dem Schifferpatron Nikolaus den Menschen einen volkstümlichen Heiligen präsentleren konnte. Abgesichert durch die Kaiserinwitwe Agnes, Ihren Sohn Kaiser Heinrich IV. und Papst Gre gor VII. schien dem Stift eine ruhige Entwick lung beschieden zu sein. Die aus verschiede nen Klöstern zusammengeholten Kanoniker lebten anfangs nach dem zeltüblichen Regel werk, dem auch die Augustinus-Regel ange hörte. Erst seit Papst Urban II. rückte die Augustlnus-Regel dominierend In den Vorder grund und man spricht seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts mit Recht von regulierten Augustiner Chorherren. Nach welchen Vorbil dern man den Klosteralltag mit Liturgie, Arbelt, Wissenschaft und Seelsorge gestaltete, Ist nicht bekannt. .... Die um 1080 vollendete Krypta zur Stiftskirche dürfte die älteste erhaltene In ganz Nieder bayern sein. An den Wänden wurden In neue rer Zeit gotische Rötelmalerelen entdeckt. 1347 fiel die Kirche einem Erdbeben zum Op fer. Unter Einbeziehung der Südapsls und der Krypta wurde eine gotische Hallenkirche er baut. Wenn damals der Bischof St. Nikola und auch andere Klöster reichlich mit Bischofsgut aus stattete, so lag das ganz Im Sinne einer Siche rung des hochstlftllchen Besitzes, die Kanoni ker konnten verstärkt für die Aufgaben In der Diözese herangezogen werden. Erst Im Ver lauf der nächsten Jahrzehnte, als sich die Klö ster in mancher Hinsicht dem bischöflichen Einfluß zu entziehen suchten, hatte sich die Si tuation geändert. Über den In Österreich gele genen Besitz waren vorerst die Babenberger Schutzvögte, über den übrigen Teil die Forn bacher Grafen. Das Stift hatte das Recht der freien Propstwahl. Die Wirren des Investiturstreltes hemmten die ruhige Entwicklung der Gemeinschaft. Bischof Altmann, Propst Hartmann und wenigstens ein Teil der Kanoniker müssen als Anhänger des Papstes vor den Anhängern des Kaisers fliehen. Altmann ging nach einigen Zwischen stationen In den östlichen Teil seiner Diözese und starb dort im passaulschen Gut Zeiselmauer 1091. Der erste Propst Hartmann trat ins Benediktinerkloster St. Blasien Im Schwarzwald ein, wurde dort Prior und 1094 erster Abt des von Bischof Altmann als Chorherrenstift gegründeten, aber soeben Bene diktinerkloster gewordenen Göttwelg (1094 bis 1114). Die zum Teil nach Rottenbuch ge flohenen Chorherren konnten spätestens Rechts: Passau, St. Nikola, Blick In die um 1080 vollendete Krypta. „Diese Krypta ist nicht nur die älteste Ihrer Art In Niederbayern, sie war seit dem späteren 14. Jahrhundert auch die früheste Marienwallfahrtsstätte von Passau" (G. Schäffer, Passau, 6. Auflage, Verlag Schnell & Stelner 1982, S. 16). — Foto: Gregor Peda, Passau I 25
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