Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

Jahre im Turnus gewählter Abt-Primas steht (Lateranensische Kongregation, österreichi sche Kongregation, der auch die Augustiner Chorfrauen von Goldenstein in Salzburg an geschlossen sind, Kongregation vom Großen St. Bernhard, Kongregation von St. Maurice, Windesheimer Kongregation, Chorherren von der Unbefleckten Empfängnis Mariens - eine Neugründung des 19. Jahrhunderts in Frank reich). Dieser lose Zusammenschluß erfolgte 1959 - 900 Jahre nach der so folgenreichen Lateransynode. Au am Inn Die erste klösterliche Niederlassung In Au hat ten um 755 die Priester Balduin und Rupert gegründet. Herzog Tassilo III. von Bayern hatte dazu die Erlaubnis gegeben. Derselbe Herzog übereignete das Gut der Kirche von Salzburg, die dort anscheinend auch ein Wirt schaftszentrum einrichtete. Später gelangte Au wieder in adeligen Besitz. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts hatten es die Herren von Megling inne, doch unterstand das Kloster, in welcher Form es auch immer existiert haben mochte, dem Hochstift Salzburg. Ab 1121 mehrte sich der Besitz des Klosters durch Schenkungen Richilts, der Mutter des Stifts vogtes Kuno III. von Megling. Die Einführung der Augustinerregel in. Au dürfte bereits mit den ersten erfolgreichen Aktivitäten des Salz burger Erzbischofs Konrad I. erfolgt sein, also bald nach 1122. Aus dieser Zeit ist jedenfalls der erste Propst bekannt. 1133 weihte der Gurker Bischof Roman I. die neuerbaute Stiftskirche. Patronin der Stiftskirche wurde die hl. Felizitas. Bis 1150 wird sie allein ge nannt. Dann kommt das Muttergottes-Patrozinium dazu und verdrängt schließlich Felizi tas von der ersten Stelle. Trotz verschiedener Schenkungen und Stif tungen wurde Au nie ein großes Stift. Wenn eine 1269 erwähnte Kirchweihe sich auf die Stiftskirche bezieht, kann es sich um Erneue rungen, wohl kaum aber um einen völligen Neubau handeln. Die damals bestehende Kir che brannte jedenfalls 1354 ab, so daß ein go tischer Neubau erfolgte. 1483 erhielten die Pröpste das Recht der Pontifikalien, d. h. der Propst durfte bei feierlichen kirchlichen Hand lungen Mitra und Stab verwenden. Auch der Gebrauch eines besonderen Ringes war da mit verbunden. Im Verlauf der Zelt erlebte das Stift immer wie der verschiedene Um- und Zubauten sowie kirchliche Ausstattung. Auch Brände erzwan gen mehrmals größere bauliche Veränderun gen und Neuanschaffungen. Der Protestantismus machte sich erst spät im Kloster bemerkbar. Propst Abraham Kronberger (1581 bis 1593) schloß sich der evangeli schen Konfession an und floh unter Mitnahme von Stiftsgut nach Österreich. Sein Nachfolger Matthias Vogt (1593 bis 1604) wurde aus dem Stift Baumburg berufen; er konnte den Grund legen für einen inneren und äußeren Auf schwung des Klosters. Den Dreißigjährigen Krieg hat das Stift relativ gut überstanden. Es waren in dieser schweren Zeit sogar einige bauliche Neuerungen mög lich. Im Jahr 1686 brannte das Kloster voll ständig nieder. Auch die Bibliothek mit rund 1000 Handschriften wurde ein Raub der Flammen. Für den Neubau wurde der Bau meister Domenico Christoforo Zuccali gewon nen. Die für örtliche Verhältnisse großzügige Anlage sollte in drei Geschossen einen offe nen Hof bilden. Unter Propst Joachim Beham (1715 bis 1748) kam der Großteil der Arbeiten zum Abschluß. 1796 schulder Burghausener Maler Johann Nep. della Croce neue Bilder für den Hochaltar und den Dreifaltigkeitsaltar. Neben der Tätigkeit im Kloster und der Ver waltung der Besitzungen waren die Chorher ren von Au Seelsorger in acht inkorporierten Pfarren und deren Fiiialen. Die Seelsorger blieben auch nach der Aufhebung des Stiftes 1803 durch die bayerische Regierung in ihrem Aufgabenbereich. Weil der letzte Propst Flo rian Eichschmid (1785 bis 1803, gest. 1817) die bisherige Pfarrkirche, die neben der Stifts kirche bestand, aufkaufte mit der staatlichen Auflage, sie abzubrechen, blieb die Stifts kirche für die weitere Seelsorge der Pfarre Au erhalten. Gars am Inn In der Nähe von Au am Inn errichtete vor 750 der Priester Boso, ebenfalls mit Erlaubnis Herzog Tassilos III., das kleine Kloster Gars zu Ehren des Apostels Petrus. Tassilo übergab es unter dem Einfluß des Bischofs Virgil um 770 der Salzburger Kirche. Über die weiteren Geschicke der Gründung ist nichts bekannt. Sie dürfte wohl nicht allzulange bestanden haben. 1129 wird ein Propst Hugo von Gars erwähnt. Möglicherweise verdankt auch Gars der Chorherrenreform Erzbischof Konrads I. seine Wiedererrichtung. Vögte waren wie in Au die Herren von Megling. Zwischen dem Stift Gars und dem Hochstift Salzburg bestanden im 12. Jahrhundert enge Beziehungen. Die Pröpste Heinrich (1159 bis 1169; 1171 bis 1177) und Berthold (1185 bis 1197) werden im Toten buch des Salzburger Domkapitels als ihre Mit brüder (frater noster) bezeichnet. Im Zuge der Straffung und Zentralisierung der Kirchenver waltung Im Erzbistum Salzburg unter Erzbi schof Konrad I. wurde der westliche Teil der Diözese in vier Archidiakonate eingeteilt. An ihrer Spitze standen die Pröpste des Domstif tes Salzburg, von Baumburg, Gars und Chiemsee. Dem Stift Gars waren nur zwei Pfarren inkorporiert, doch betreuten die Chor herren vorübergehend auch andere Pfarren. In seiner Funktion als Archidiakon hatte der Propst die Aufsicht über alle Kirchen seines Sprengeis. In den Auseinandersetzungen zwischen Kai ser Friedrich I. Barbarossa (1152 bis 1190) bzw. den kaiserlichen Gegenpäpsten und Papst Alexander III. (1159 bis 1181), in denen das Erzbistum Salzburg auf selten des recht mäßigen Papstes stand, gab es nicht nur in Salzburg einen kaiserlichen Gegenbischof, sondern in Gars auch einen Gegenpropst. Auch zur Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern (1314 bis 1347) stand Gars auf seifen des Papstes. Unter Propst Thomas Surauer (1435 bis 1455) wurde Gars vom Chorherrenstift Indersdorf aus reformiert. Die Reform ist wohl erfolgreich gewesen, denn sonst hätte nicht bereits 1484 Propst Johann Stockhaimer (1469 bis 1494) das Recht der Pontifikalien erhalten. Im 16. Jahrhundert hörte die Klostergemein schaft fast zu bestehen auf. Das Gemein schaftsleben war aufgegeben worden. Nur der Propst und ein Konventuale lebten im Stifts gebäude, die übrigen Chorherren hatten sich um eigene Behausungen umgesehen. Als der Baumburger Chorherr Michael Wagnereck als Propst nach Gars postuliert worden war (1592 bis 1620), erfolgte der Umschwung. Sein Nachfolger Peter Mittmann (1620 bis 1643), ebenfalls aus Baumburg berufen, setzte in Gars das geistige Aufbauwerk fort. Er war auch an der Reform anderer bayerischer Klö ster beteiligt. Knapp vor Ende des Dreißigjährigen Krieges zerstörten die Schweden die Stiftskirche und verwüsteten das Kloster. Propst Athanasius Peitlhauser (1648 bis 1698) konnte in seiner ein halbes Jahrhundert dauernden Regie rungszeit den gesamten Stiftsbau erneuern. Seit 1657 leiteten Mitglieder der Baumeister familie Zuccali (wie im nahen Au) die Bauar beiten. Die neue Stiftskirche war zwar schon 1670 vollendet, doch wurde sie erst 1690 fei erlich geweiht. Das Patrozinium der Stiftskir che war seit den Neuanfängen des 12. Jahr hunderts Maria und Radegund. Auch die noch folgenden Pröpste hatten lange Regierungszeiten. Das kam sowohl der klö sterlichen Kontinuität, als auch den Finanzen des Stiftes zugute, da nur in großen Abstän den die meist hohe Wahltaxe zu bezahlen war. Die Wirksamkeit des letzten Propstes, Augu stin Hacklinger (1794 bis 1803, gest. 1830), eines gelehrten Mannes, fiel in die Zeit der Napoleonischen Kriege. Für die Kunst konnte damals nur wenig geschehen. Wie in Au kaufte auch in Gars der letzte Propst nach der Aufhebung des Stiftes 1803 einen Teil des Klosters zurück und konnte so die Stiftskirche als Pfarrkirche retten. 24

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