Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

m irjaM Buntes Markttreiben auf dem Stadtplatz von Schärding am Inn. — Foto: Grelfeneder, Ried Im Innkreis noch Im 19. Jahrhundert ein Innstadtgesicht, wie alte Photographien belegen. Von Inn stadthäusern durchsetzt waren die alten Stadtbilder und Dachlandschaften von Linz und Wels. In Schärding treffen wir als vorherr schende Form des Fassadenabschlusses den donauländlschen Schweifgiebel. In Steyr an der Enns Ist das Walmdach (oft ein Krüppelwalm) an Stelle des flachen Pfettendaches hinter der Vorschußmauer getreten. Neuötting und Rosenhelm haben durch verschiedene Brände Ihr ursprünglich einheitliches Fassa denbild verändert. Und natürlich hat das ziem lich unbedenkliche Bauen der letzten Nach kriegszeit, von dem Behörden und Banken nicht ausgeschlossen waren, zwischen Was serburg und Wels viel zerstört. So steht vom Kernhaus In Wasserburg heute nur noch die Fassade mit den Erdgeschoßlauben. Der da hlner liegende Baukörper wurde durch einen Behördenbau adaptiert. In Passau hat sich ein,, Bürgerforum" gebildet, das mit Argusaugen die Fehlentwicklungen bei der Altstadtsanierung überwacht und fest stellt. Denn Passau besitzt zu seiner Innstadt architektur und seiner kiassischen Innprome nade noch eine,,Innstadt" von ganz besonde rer Art. Es ist dies der am rechten Ufer des Inn gelegene dicht bebaute Häuserstreifen, der sich auf dem Gelände römischer Soldaten sledlungen an der mittelalterlichen Fernstraße nach Wien erstreckt. Aber gerade hier treffen wir meist den Typ des Vorstadthauses mit schmaler Front und Giebel oder Schopfwalm an, eine Dachlandschaft, die nicht allein auf den Brand von 1809 zurückgeführt werden kann. Und der Innkai mit der Jesuitenkirche, dem Gymnasium und dem Kernschen Wai senhaus, den alten Schiffmeisterhäusern und Gasthöfen erhielt 1912 als unerfreuliche Zu buße ein tristes Schulhaus. Dafür wurde das seltene Innstadthaus der ehemaligen ,,Sei den- und Wollzeug-Manufaktur" von 1762 ge opfert. Versuche, die Innstadtarchitektur nach den Ihr eigenen Gegebenhelten zu erneuern, gab es mit unterschiedlichem Erfolg auch noch in un serer Zeit. So In Mühldorf vor dem Münchner Tor. Der moderne Anbau des Finanzamtes an das Schloß des Kardinals Matthäus Lang (von 1539) scheint ziemlich mißlungen. Man sollte Ihn durch Bäume verstecken. Der Neubau des Landratsamtes am Passauer Domplatz ver sucht, die kubische Erscheinung des Innstadt typs mit Stilformen zu verbinden, wie sie das ,,Bauhaus" In den zwanziger Jahren entwikkelt hat. Auch dieses in den Proportionen akzeptable und formal elegante Bauwerk ist problematisch, weil es in den wesentlichen Details (Fenster- und Portalgestaltung!) eine dünne ,,arte povere" demonstriert, die dieser Baulandschaft fremd Ist. Es gibt aber auch einige erfreuliche Beispiele 19

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