Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

jr m 1.^ I St. ^ Burghausen, Gesamtansicht, beherrschend im Süd die ianggestreckte, mächtige Burganiage. Foto: Luftbiidverlag Hans Bertram, München Links: Burghausen an der Saizach, Fassadenabschiuß des ehemaligen Regierungsgebäudes mit kurbayerischem Wappen. — Die Redaktion dankt dem Verfasser für die Vermittiung der gezeigten Farbfotos scheinigt hat. Seit dem 16. Jahrhundert bür gerte sich hier aus dem Alpenraum das ver deckte Grabendach ein. Der Barock hat den nüchternen kubischen Fronten oft ein Stuck gewand angelegt wie eine festliche Tracht. Hinzu kam die Farbigkeit dieser Stadthäuser, welche zur Atmosphäre paßt, wenngleich sie heute bei Renovierungen oft übertrieben wird. Prächtige Beispiele sind das Kernhaus in Wasserburg und das Regierungsgebäude in Burghausen, das eine mit einem Stuckge wand von Johann Baptist Zimmermann, das andere mit einem kurbayerischen Wappen auf der geschwungenen Fassadenstirn mit drei drolligen Türmchen. Eine dem Burghauser Regierungsgebäude verwandte Form des Fassadenabschlusses mit Ecktürmchen zeigen einige Häuser an der Donaulände von Mauthausen. Der erste Eindruck kommt vom Räumlichen, von den Stadtplätzen. Diese sind breit und öff nen sich hinter den Stadttoren oft mit über raschender Wucht: langgestreckte, hart um grenzte oder gemach dahinfließende, ja auch mondförmig gebogene (Mühldorf) Platzstra ßen, in die schmale, schiuchtartige Seiten gassen einmünden. Das 19. Jahrhundert, dem diese Raumverschwendung unsinnig er schienen ist, hat auf den Stadtplätzen gele gentlich Lindenbäume gepflanzt (wie in Burg hausen). Unsere Zeit erfreute sich lange der geräumigen Parkplätze vor den Gasthöfen und Geschäften. Heute sind diese Plätze werktags mit parkenden Autos vollgestopft und man behilft sich mit Einbahnstraßen (Mühldorf) und verkehrsberuhigten Fußgän gerzonen (Burghausen). Für den aus anderen Gegenden Kommenden geben die Häuserfronten ein ungewohntes Bild. Er sieht nur die gerade angeschlossenen Stirnmauern und denkt an Italien. In Wirklich keit - und wie die Draufsicht von hochgelege nen Standpunkten erweist - reihen sich die Häuser als steingemauerte Kästen platzseitig aneinander, wobei das Grundstück sich oft über innenhöfe handtuchartig in die Tiefe er streckt. Ursprünglich ist das Grabendach mit Legschindeln gedeckt und mit Steinen be schwert. Die um den Dachkörper hochgezo genen Mauern dienten zweifellos als Feuer mauern. Der Mauerkasten, in den das Dach gegen Flugfeuer gesichert liegt, ist nach Kar linger schon im Jahre 1342 bezeugt. Durch die Teilung beziehungsweise Faltung der Dächer vermied man zu große Dachflächen (Schnee druck) und allzu hohe Dächer (Föhnsturm). Dieses Grabendach ist tatsächlich nur im en geren Bereich der Inn-Salzach-Städte nach zuweisen. Diese Kernlandschaft liegt im we sentlichen zwischen dem Inn, der Enns und den Alpen. Westlich greift der Haustyp selten über die Isarlinie hinaus. Vilsbiburg besaß 18

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