Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

Unten: Tittmoning, Stadt an der Salzach, Zeichnung vom Autor Laufen an der Salzach, Kreuzgang an der Pfarr- und Stiftskirche Mariä Himmelfahrt Großartigkeit" genannt hat (um nicht das et was abgedroschene Wort ,,Monumentalität" zu gebrauchen). Und dieses Formgefühl war hier schon immer vorhanden und es war schon immer dem Süden verwandter als dem des Nordens. Nicht von ungefähr deckt sich das Kerngebiet der inntaier Bauweise mit jenem Siedlungsstreifen Bayerns, der bauiich am stärksten von den ,,Magistri" der Lombardei bestimmt ist, und Lombardisches floß ja unab lässig durch das Inntal in das Land herein. Ein Strom, der bis ins 18. Jahrhundert nicht ver siegt ist. Man muß einmal die alten Hausbesit zerlisten lesen, in Wasserburg etwa oder in Rosenheim, wie viele rein italienische Namen oder solche südlichen Klanges befinden sich doch darin! In den großen, in künstlerischer Hinsicht tonangebenden Residenzstädten herrschten lange Zeit hindurch die welschen Muratori mit ihren Arbeitstrupps und selbst in den Landstädten sitzen die Abkömmlinge die ser Kolonien, mögen sie nun Loraghi oderZucalli, Ganta oder Riva heißen. Die äiteste Form der Vorschußmauer findet sich bereits im spätromanischen Hausbau Regensburgs (vergl. Hans Niedermeier ,,Die Bauweise der Inn- und Donaustädte"). Die Regensburger Patrizierpaläste erweisen au genscheinlich ihre Herkunft von norditalieni schen befestigten Steinhäusern. Die waag rechte, über das Dach hinausgezogene Zin nenmauer dient hier vor allem dem festen, re präsentativen Ansehen des Hauses. Während jedoch bei den italienischen Bauten hinter den Zinnen ein flaches Dach liegt, bieibt man hier bei der überiieferten Form des Satteldaches. Hier ist also genau das vorgebildet, was für die Entwicklung des Innstadthauses später be deutend wird. Auch das Innstadthaus ist kein völlig autonom gewordenes Gebilde, sondern die Umprägung des bodenständigen alpenländischen Haustypes nach dem Vorbiid der repräsentativen südländischen Erschei nungsform. Niedermeier geht sogar so weit, die von Schuster sehr betonten praktischen Vorzüge des Grabendaches überhaupt in Frage zu steiien. Man hätte demnach aus ei nem beharrlichen Konservativismus an der bäuerlichen Dachform festgehalten, selbst als sich diese in Verbindung mit dem Steinbau als unzweckmäßig erwiesen hatte. Wieviel ist doch an so einem inntaier Bürger haus, das nicht restlos mit konstruktiv logi schen Gründen zu erkiären ist, wie viel hand werklich künstlerische Gesinnung, wie viel Freude am schönen Raum: Die Blendfassa den, hinter denen sich oft zwei oder gar drei äl tere Häuserfronten verbergen, die barocken Biindfenster im Dachgeschoß, die feinen Fen sterumrahmungen. So ein Haus ist eben, wie Karlinger treffend sagte, der Rahmen ,,für die wählige Lebenshaltung des Innviertier Städ ters, der den Wein gern hat und eine gute Kochkunst, und dessen Trachtenwesen we gen seiner allzu herrisch aufwendigen Er scheinung im Zeitaiter der Kleiderordnungen viel zu tun und zu beschränken aufgab". Es sind Städte wie Laufen, Tittmoning und Burghausen, das in eine Flußschleife hinein gesenkte Wasserburg, die imponierenden Stadtgesichter und Straßenplätze von Mühl dorf und Neuötting am Inn, es sind Orte, denen schon Enea Silvio Piccolomini im 15. Jahr hundert das ,,Stattliche" im Bauwesen be17

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2