Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 1, 1984

Bücherecke barschaft der Denkmäler und Orte zwischen Moldau und Donau wach. Die fünfte Arbelt Ulms behandelt die Westempore der Pfarrkirche von Vöcklamarkt als Zeugnis einer Attergauer Bauhütte und ihrer Selbstdarstellung in der Bauplastik. Er zeigt die Flllation in drei Kirchen gruppen Im Mondseeland und Attergau auf: Die er ste Entfaltungsstufe manifestiert sich in der zweiten Hälfte des 15. Jh.s in der Klosterkirche von Mondsee und der Wallfahrtskirche zu St. Wolfgang und verar beitet das über Salzburg und Braunau vermittelte Formengut der Bauhütte von Burghausen. Ein zwei ter Abschnitt wird von einem durch Steinmetzzei chen faßbaren Werkmann bestimmt, mit dem sich die Kirchen von Zell am Moos, St. Konrad bei Ober wang sowie die Gewölbe der Langhäuser von St. Georgen im Attergau und Zell am Pettenfirst in Zusammenhang bringen lassen. Vielleicht sind ihm auch Um- und Anbauten In Schörfling, Gampern, Schöndorf (Westteile), Abtsdorf und Altmünster (südliche Kapellenanbauten) zuzuschreiben. Eine dritte Stufe, die der jüngeren Bauhütte im Attergau entspricht, wird um 1510 greifbar: dazu gehören Weißenkirchen, die Vöcklamarkter Empore, das Gampener Sakramerrtshäuschen und Eberstalzell. Hauptwerk dieser mit einem jüngeren Werkmeister in Verbindung zu bringenden Stufe ist die herrliche Empore der Pfarrkirche von Vöcklamarkt, deren Bauplastik mit der beispiellosen Selbstdarstellung von Steinmetzen eine eingehende Besprechung er fährt. Die Stellung Stephan Wultingers In der Hütte wird, im Gegensatz zur älteren Forschung (W. Buchowieckl), wesentlich geringer veranschlagt; nach Ulm war er ein Spätling in der Bauhütte des Atter gaues, der erst 1515 der Bruderschaft beigetreten ist und mit der Vöcklamarkter Empore jedenfalls nicht in Verbindung gebracht werden kann. Ein weiteres Beispiel für fruchtbare Zusammenar beit eines interessierten Bauherrn mit Forschung und Denkmalpflege, d;? hi'-r und auch anderwärts initiativ gewirkt hat, stellt die 19b1 außen restaurierte Pfarrkirche von Ottensheim dar. Prokisch, der zweite kunstwissenschaftliche Autor, widmet ihr eine exemplarische baugeschichtliche Untersu chung, in der er, an die methodischen Postulate Ulms anknüpfend, eine Synthese der Stilkritik mit den Daten der historischen Schriftzeugnisse und vor allem mit einer systematischen Auswertung der Steinmetzzeichen versucht. Das gesamte Äußere der Kirche konnte hier auf das Vorhandensein die ser Lapidarquellen hin untersucht werden. Alle auf gefundenen 261 Zeichen wurden nach Häufigkeit und Bauhorizont geordnet. In einem Faltplan der Außenabwicklung wurden sie eingetragen und in ei nem Schaubild, das eine Art von Balkenplan dar stellt, sind die Zeichen am Chor, der die weitaus größere Dichte (232) gegenüber dem Langhaus aufzuweisen hat, in die Jahreshorizonte der am Au ßenbau verfügbaren Daten (1466, 1467, 1478) ein gefügt. In einem eigenen Kapitel, betitelt ,,Die Ergebnisse der Untersuchung-Schlüsse und Fragen", werden die Relationen zu anderen Bauten hergestellt und die These ausgeführt, daß der Chorbau erst nach den Langhausmauern begonnen wurde (um 1466) und bis ca. 1478 - eben nach Ausweis der Stein metzzeichen - in kontinuierlicher Arbelt bis in die Höhe der Dachtraufe weitergeführt worden ist. Pro kisch schließt mit dem Postulat nach einer vorsichti gen Bearbeitung der Steinmetzzeichen, die sich vor überschnellen Schlüssen hüten und die Interpreta tion dieser Quellen nicht überbeanspruchen möge; daß sie aber, so gehandhabt, einen weiteren An satzpunkt zur Erforschung der mittelalterlichen Baudenkmale Oberösterreichs bildet, dem zu wün schen ist, daß er durch weitere Verdichtung des Be obachtungsnetzes zur Wissenserweiterung führen soll. Dem Teamwork, das die drei mit großem Engage ment agierenden Autoren hier vorgelegt haben, sind Forschung und Denkmalpflege in gleicherweise zu Dank verpflichtet. Ebenso dem Herausgeber und Schriftleiter für die trotz der Fülle des Materials übersichtliche und gestalterisch gelungene Prä sentation. Alles In allem ein respektabler Beitrag des Landesinstituts zum Jahresthema 1983: ,.Tausend Jahre Oberösterreich. Das Werden eines Landes." N. Wibiral Zwei Jublläumsbüoher 900 Jahre Augustiner-Chorherrenstift Reichers berg. -Linz: OLV-Buchveriag 1983, 436Seiten, 38 Färb- und 123 Schwarzweißbilder, 42 Wappen, Format 20 x 26 cm, farbiger Schutzumschlag, Lei nen, Ladenpreis S 698.-. Nach St. Florian (Festschrift zur 900-Jahr-Feier, er schienen als Band 10 der ,,Mittellungen des oö. Landesarchivs" 1971) und Kremsmünster (1200 Jahre Benediktinerstift, erschienen 1976 im 00. Landesverlag) besitzt nunmehr auch Reichersberg am Inn seine Festschrift. Das Werk-die bisher wohl bedeutendste landeskundliche Veröffentlichung des Oberösterreichischen Landesverlages - wurde am 28. November 1983 im Bayerischen Saal dieses einzigen Augustiner-Chorherrenstiftes am Inn, das alle Stürme der Zelt überstanden hat. Im Rahmen einer Feierstunde, die vom typisch liebenswerten Reichersberger Stil geprägt war, vorgestellt. Anlaß ist das heurige 900-Jahr-Jubiläum des Klosters. Es gibt zwar kein urkundlich gesichertes Gründungsda tum, doch ist die Jahreszahl 1084 als historisch wahrscheinlich anzunehmen. Die Planung für diese Publikation begann bereits 1978. Die beiden Initia toren, Propst Odulf Danecker und Professor Rudolf Walter Litschel, konnten die Vollendung des Werkes nicht mehr erleben. Ihnen gebührt pietätvoller Dank. Helga Litschel hat nach dem Tode Ihres Gatten In bekannt gewissenhafter Form die Schriftleitung die ses umfangreichen und schwierigen Unternehmens übernommen und glücklich zu Ende geführt. Vor uns Hegt ein inhaltlich, bildmäßig und gestalterisch her vorragendes Produkt oberösterreichischen Buch schaffens. Elf Theologen, Historiker, Kunsthistoriker und Wirt schaftswissenschafter zeichnen für die einzelnen Abhandlungen verantwortlich. Es sind dies in alphabetischer Reihenfolge: Franz Engl, Oberstudienrat und Gymnasialdirektor i. R., Schärding. ao. Univ.-Prof. Dr. Siegfried Halder, Oberarchivrat am Oberösterreichischen Landesarchiv. Hon.-Prof. Dr. Kurt Holter, Wels. Dipl.-theol. Sabine John, Doktorandin In München. Dr. Wolfgang Friedrich Jungschaffer, AugustinerChorherr des Stiftes Reichersberg, Oberstudienrat, Professor für Religionspädagogik an der Pädagogigschen Akademie des Bundes in Salzburg. DDr. Florldus Röhrig, Augustiner-Chorherr des Stif tes Klosterneuburg, Theologieprofessor, Bibliothe kar und Archivar. Dr. Gregor Schauber, Augustiner-Chorherr des Stif tes Reichersberg, Novizenmeister, Bibliothekar und Archivar. Mag. rer. soc. oec. Christian Leonhard Schleicher, derzeit Entwicklungshelfer als Leiter einer Schule für Kaufleute, Papua New Guinea. Dr. Rudolf Wolfgang Schmidt, Professor am Bun desgymnasium Braunau. Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Stürmer, Institut für Bayeri sche Geschichte der Universität München. Dr. Benno Ulm, WIss. Oberrat, Kunsthistoriker am Oberösterreichischen Landesmuseum. Die fotografischen Aufnahmen besorgte Elfriede Mejchar, Bundesdenkmalamt Wien. Grafische Gestaltung: Herbert Frledl. Eine Besprechung dieses historischen Werkes Im Detail ist in einer Zeitschriftenrezension unmöglich. Bei der Qualifikation der Mitarbeiter wäre auch eine kritische Auseinandersetzung eine Vermessenheit. Hervorhebung verdienen jedoch seine vielfachen Vorzüge. Es Ist gelungen, in dieser historischen Festschrift Wissenschaftlichkeit und allgemeine Publikums wirksamkeit auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Jede Abhandlung beruht auf gewissenhaf ter Forschung. Jeder Autor hat sich jedoch auch um gute Lesbarkeit bemüht. Erfolgreich wird versucht, das für die Gegenwart oft schwierige Verständnis über vergangene Zeltperioden zu wecken, so z. B. wenn deutlich gemacht wird, daß ein Ableben ohne leibliche Erben im Mittelalter wie ein Gottesurteil aufgefaßt wurde und daraus zahlreiche geistliche Stiftungen (eben auch in Reichersberg) zu erklären sind. Die für eine wissenschaftliche Benützung wichtigen Anmerkungen sind am Schluß jeder Ab handlung zusammengefaßt. Überdies gibt es ein genaues Literaturverzeichnis und ein exakt gearbei tetes Register. Der Laie kann diesen fachlichen Ap parat überblättern und sich ungehindert der Lektüre des Inhalts hingeben. Der inhaltliche Aufbau des Werkes ist chronolo gisch. Der Leser erlebt die Stiftsgeschichte von den Anfängen bis zur unmittelbaren Gegenwart. Diese Fortführung der Darstellung bis in unsere Tage ist besonders anzuerkennen. Damit besitzt das Buch auch aktuelle Bedeutung. Diese wird noch unterstri chen mit einer liebevollen Beschreibung der Pfarren des Stiftes im unmittelbaren Innviertler Umge bungsbereich und in der ehemaligen PIttener Waldmark südlich von Wiener Neustadt, mit einer Pröpstetafel der bisher 72 Stiftsvorsteher, die mit Kurzbiographien vorgestellt werden. Eine Namens liste des gegenwärtigen Konvents zählt 25 Konventualen, ein Personalstand, der jedem Vergleich mit historischen Blütezelten des Klosters standhält. Kunst und Wirtschaft kommen in eigenen anschau lichen Abhandlungen zu Wort, wobei der Leser über eine großartige Überlieferung unterrichtet wird, die ebenfalls bis In unsere Gegenwart fortführt, siehe ,,Reichersberger Sommer", Bildungszentrum usw. Optischen Glanz verleihen dem Werk die ausge zeichneten Fotos von Elfriede Mejchar. Ihr ist es ge lungen, Reichersberg in völlig neuer Sicht vorzufüh ren. Ihre dokumentarischen und künstlerischen Bil der sind eine echte Bereicherung für jeden Leser. Gleiches Lob gilt der Buchgestaltung von Herbert 100

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