Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Bücherecke henden Kenntnisse über das Kunstwerk werden vertieft, die offenen Probieme klar aufgezeigt. Von besonderem Interesse und völlig eigenständig ist das Kapitel über die ,,Entstehung des mittelaiterlichen Schutzmantelbildes". Überhaupt ordnet die Autorin so richtig zum ersten Mal die Frauensteiner Madonna in den großen europäischen Kunstraum ein. Dabei verliert sie ihr Hauptziel, nämlich auf das Bildwerk in der kleinen Wallfahrtskirche ein Loblied zu singen, nie aus dem Auge. ,,Wer sich bemüht, dieses Kunstwerk in seiner Einmaligkeit, in seinem Sinn und Wert nur annähernd zu erfassen, wird be glückt und bereichert von einer Begegnung mit ihm heimkehren." So das Schlußwort von Angela Mohr. Gerne bestätigen wir, daß wir beim Lesen dieser ,,kunstgeschichtlichen Betrachtung" viel von einer solchen Beglückung erfahren dürfen. Herbert Junger: Ein Künstler sieht Linz. - Steyr: Verl. Ennsthaler 1983, 30 Zeichnungen - einseitig mit Passepartout auf Aquareiikarton gedruckt, Format 29 x 42 om, 5 Seiten einführender Text v. Carl Hans Watzinger, Ladenpreis S 480.-. Die Herausgabe dieser Kunstmappe muß als eine staunenswerte uns höchst lobenswerte Leistung des zwar altehrwürdigen, aber doch eher kleinen Steyrer Verlages von Wilhelm Ennsthaler bezeich net werden. Eine derartige Publikation zu riskieren, erfordert Mut und viel Idealismus. Die Literatur über Linz wird mit diesem Werk sehr bereichert. Für Freunde und Gäste unserer Landeshauptstadt ein vorzügliches Geschenk! Carl Hans Watzinger stellt den Künstler und seine Bilder einfühlend vor. Viele Leser werden über rascht feststellen, daß sie in früheren Jahren Herbert Junger, dem Urheber dieser Linzer Ansichten, oft begegnet sind- als Werbegraphiker, als Offizier des jungen Bundesheeres. Sein Handwerksgerät ist die Tuschfeder. Seine künstlerische Ausbildung war eine gewissenhafte: an der Technischen Hoch schule und an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seine Linzer Ansichten erfreuen so sehr, weil er bei allem Realismus die stille, bescheidene Schönheit dieser Stadt einzufangen versteht. Er hat nicht nur die prominenten Motive: Landhaus, Hauptplatz, die Linzer Türme, die Donaubrücke etc. festgehalten, sondern viele verborgene Schönheiten aufgesucht, als Beispiel für viele das reizende Blatt ,,LinzSt. Magdalena". Alle Zeichnungen sind in einem einzigen Jahr - 1982 - entstanden und zeigen deshalb auch eine wohltuende Geschlossenheit. Die Zeitschrift ,,Oberösterreich" wünscht dieser Kunstmappe viel Erfolg und empfiehlt sie wärmstens allen ihren Lesern. Wilhelm Ludwig Rieß: Vom fViost und den fVlostschädein. Wesen und Wirken der oberösterreichi schen Landessäure. - Linz: OLV-Buchverlag 1983, 64 Seiten Text, 8 Färb- und 32 Schwarzweißbild seiten, Ladenpreis S 178.-. Nach den Pfeifenrauchern erfreut nunmehr der Oberösterreichische Landesverlag auch die ,,Most schädel" mit einem liebenswerten bibliophilen Geschenkbändchen. Wilhelm Ludwig Rieß, seines hauptberuflichen Zeichens honoriger Direktor des Welser Stadtmuseums, enweist sich in dieser Publi kation als launiger Erzähler und fachkundiger Mostologe. Hat Stelzhamer seinerzeit poetisch ausge sagt: ,,Ünsän Wein nennt mä Most", so riskiert Rieß sogar die pathetische Feststellung: ,,Dem Ober österreicher ist der Most heilig!" Mit seinem Büchlein offeriert er seinen Lesern ein ,,Mostmosaik" in Form einer,,Plauderei über das im Lande ob der Enns so beliebte Obstweingetränk . . ." Einem gewissenhaft zusammengestellten Literatur verzeichnis können wir entnehmen, daß über den Most schon in früheren Zeiten einiges geschrieben worden ist. Auch der Große Brockhaus hat sich mit dem Stichwort ,,Most" beschäftigt, allerdings nicht sehr zur Zufriedenheit unseres Autors. Sein Buch dürfte auf jeden Fall nicht nur das jüngste, sondern das bisher auch gelungenste Loblied auf ,,Ünsän Most" sein. In heiterem Erzählton wird uns viel Wis senswertes vermittelt. So erfahren wir von den 21 Arten des Obstweines, in welche Kategorie unsere Apfel-, Birn- und Mischlingsmöste gehören. Es wird die Frage aufgeworfen, wer etwa den Most erfunden haben könnte und dahingehend eine Antwort gege ben, daß die Noriker die ,,ersten Mosterzeuger und -Verbraucher" gewesen sein dürften. Es wird das österreichische Mostkerngebiet umschrieben, von der Mostbereitung mit ihren Geräten und von den Mostobstbäumen berichtet. Wie viele Sorten gibt es da nicht! Es wird uns geraten, wo in Oberösterreich der Bartei den Most holt. Lostage und Bauernregeln für den Most werden zitiert, so z. B. der 20. Jänner als Fest des hl. Sebastian, an dem früher strenger Fasttag war, da dieser Heilige sein Martyrium nach der Legende gebunden an einen Obstbaum erlitten haben soll. Viele Kapitel wären noch anzuführen ... Schließlich und endlich wird aber auch echter Durst erweckt. Alle Freunde des Mostes sagen dem Autor Dank für sein liebevolles Preislied. Sie danken in gleicher Weise den Fotografen, voran Helga Födisch, für ihre vorzüglichen Aufnahmen und dem Verlag für eine großzügige Buchgestaltung. ,,Prob's, danach lob's!" O. W. Hummel Heribert: Katalog der Inkunabeln der Stiftsbibiiothek Schlägi. Schiägier Schriften, Bd. 8. Herausgeber und Schriftleitung Kulturreferat des Stiftes Schlägi, Dr. Isfried H. Pichler, 0. Pream. Oberösterreichischer Landesverlag 1983. Wid mung XX Selten, Katalog 171 Seiten, 16 Farbtafeln, 16 Schwarzweiß-Bildtafeln und 56 Textabbildun gen. Mit Herausgabe der Schlägler Schriften unterzieht sich das Prämonstratenser Stift Schlägi einer ver dienstvollen Aufgabe zur Erforschung der Ge schichte des Stiftes und seiner Pfarreien. Stellt Band 7 dieser Reihe Schlägi in Dichtung und Litera tur dar, so behandelt Band 8 die Inkunabeln des Stif tes. Er ist vom Verfasser, Herausgeber und vom Konvent des Stiftes dem Abt des Hauses, Dipl.-Ing. Florian Pröll, zum silbernen Abt-Jubiläum und zum 70. Geburtstag gewidmet.ln der Einleitung befaßt sich Heribert Hummel mit den inkunabelschätzen im allgemeinen, wobei die in Oberösterreich erhal tenen Inkunabeln nur in wenigen Beispielen vor das Jahr 1470 reichen. Nach Holter sind die einzigen äl teren Drucke die Schöffer-Bibel von 1462, jedoch nur fragmentarisch mit je zwei Blättern in Krems münster und in der Studienbibliothek Linz erhalten, und ein Thomas von Aquin, nicht nach 1463 in Schlägi (Inkunabelkatalog von Schlägi Nr. 170), der der älteste vollständig erhaltene Wiegendruck Oberösterreichs ist (Heiter K., inkunabelstudien aus Oberösterreich, Gutenberg-Jahrbuch 1951). Bei Besprechung des Inkunabeikataloges von Ger lach indra, der von 1913 bis 1932 Stiftsbibliothekar war und sich auf Vorarbeiten des früheren Stiftsbibiiothekars Gottfried Vielhaber stützt, weist Hummel auf die Problematik der chronologisch nach Entste hungszeit geordneten Inkunabeln bei Indra hin, da eine Anzahl der Inkunabeln nicht datiert ist. Wohl das wichtigste Verdienst Indras war es, daß er den Gesamtbestand der Stiftsbibliothek auf vorhandene Inkunabeldrucke untersucht hat. Kulturgeschichtlich interessant ist auch das Kapitel über die Geschichte der Stiftsbibliothek, wobei sich wirklich gesicherte Aussagen zur Stiftsbibliothek von Schlägi erst für das 15. Jh. machen lassen. In diese Zeit reichen noch die ältesten Handschriften zurück, die mit Gewißheit dem Schlägler Scriptorium entstammen. Über die zahlenmäßige Entwicklung der Stiftsbibliothek liegen erst aus dem frühen 17. Jh. einige Zahlen vor. Heribert Hümmels wissenschaftlich gut fundierter Inkunabelkatalog, der auf eine Anregung von Dr. Is fried H. Pichler O. Praem. zurückgeht, erschließt die Inkunabelbestände des Prämonstratenser Stiftes Schlägi. Der vorliegende Katalog führt 191 Drucke an, von denen derzeit 18 Drucke nicht auffindbar sind. Hummel verzeichnet im Anhang noch 8 Drucke (Nr. 192-199), die bei Hain und Gopinger angeführt sind, nach neueren Erkenntnissen aber dem 16. Jh. angehören. Dem Inhalt nach überwiegt die Theologie vor allen anderen Wissensgebieten. Von den Druckorten ist Straßburg, von den Druckern Anton Koberger (Nürnberg) am häufigsten vertreten. Mehr als die Hälfte der Inkunabeln trägt noch die alten, spätgoti schen Einbände. Eine ganze Reihe der Einbände wurde in Nürnberg, und zwar für oder im Umkreis von Anton Koberger, gefertigt. Unter den bemerkenswerten Drucken nennt Hum mel u. a. einen Thomas von Aquin, Summa theologica, pars II. Es ist ein Johann-Mentelin-Druck, nicht nach 1463 (Inkunabelkatalog Nr. 170). Nach Holter ist dies der älteste Wiegendruck aus Oberösterreich (Holter K., Inkunabelstudien aus Oberösterreich, Gutenberg-Jahrbuch 1951). Dieser Wiegendruck wurde 1972 von den Prämonstratenserinnen von Oosterhout in den Niederlanden in einem historisie renden Lederband im spätgotischen Stil mit reicher Blindprägung gebunden (Abb. des Einbandes Seite 24, Titelseite des Druckes Seite 51). Zu nennen wä ren hier auch ein Breviarium Praemonstrantense, Straßburg, Johann Prüss, 1500 (Inkunabelkatalog Nr. 39), und ein Missale Praemonstratense, um 1502-1504, gedruckt bei Johann Prüss, Straßburg (inkunabeikatalog Nr. 196, Abbildung d. Vorwortes Seite 27). Von diesem Missale sind nur zwei Exem plare in der Bayrischen Staatsbibliothek München bekannt. Zu den größten Seltenheiten der Schlägler Stiftsbibliothek gehört ein Einblattdruck mit dem Wappen des Papstes Innozenz Vill., altkoloriert (in kunabeikatalog Nr. 191, Abb. Seite 50). Uber die Erwerbung der ersten Drucke auf Märkten oder Messen wären einschlägige Eintragungen in den Büchern wichtig. Eine solche Eintragung haben wir im Schlägler Wiegendruck Nr. 93. Es ist dies ein 78

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