Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Bücherecke Landeskundliche Literatur aus Niederösterreich Gertrud Huemer: Niederösterreichs Heimatmuseen (ein Österreich-Thema aus dem Bundesveriag), farbig gebunden, 170 Seiten, reich bebiidert und mit Standortkarten versehen. - Wien: österreichi scher Bundesveriag 1982, Ladenpreis S 178.-. Niederösterreich besitzt eine reiche Auswahi ver schiedenartigster Museumsstätten, die von kleinen Privatsammiungen über eine Vielzahi an Heimat museen bis zu historisch interessanten großen Sammiungen, wie etwa in St. Pöiten oder Möding, reicht. Gertrud Huemer hat zu diesem Thema einen übersichtiichen Museumsführer durch die öffentiich zugängiichen Sammiungen Niederösterreichs zusammengesteilt, in dem über 100 Museen aus fast 100 Gemeinden eifaßt worden sind. Neben Adres se, Öffnungszeiten, Leitung und Namen der einzeinen Museen gibt dieses Nachsohiagewerk Aufschiuß über die Besonderheiten und Schwerpunkte der jeweiiigen Heimatsammiungen. Johann Anton Friedrich Reii: „Der Wanderer im Waidviertei", herausgegeben und eingeieitet von Woifgang Hausier, Leinen mit farbigem Schutzumschiag, 168 Seiten mit vieien Abbiidungen. Wien: österreichischer Bundesveriag 1981, Ladenpreis S 228.-. in der Zeit um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhun dert begannen die Wiener, die Landschaft und die Berge vor ihrer Haustüre zu entdecken. Einer der ersten, der die Schönheit des Waidviertels erlebt und beschrieben hat, war der k. k. Hofschauspieier Johann Anton Friedrich Reii (1773-1843). im Som mer anno 1815 wanderte er durch das in seiner Weitabgeschiedenheit noch kaum bekannte Land zwischen Thayaund Kamp und hat mit seinem „Ta gebuch für Freunde österreichischer Gegenden" ein Wanderbuch aus der Biedermeierzeit geschaffen, das auch heute noch den Wunsch und die Lust wachwerden läßt, es ihm gieichzutun und dieses schöne Fleckchen Erde genußvoll zu durchstreifen. Darüber hinaus sind die Schiiderungen dieses auf geschlossenen und aufmerksamen Beobachters, der das bäuerliche und gewerbliche Leben im Waid viertei als Gast in Klöstern, Pfarrhöfen, Mühlen, Ei senhämmern und Glashütten hautnah erlebte, von hohem voikskundiichem Interesse. Neben den ro mantischen Beschreibungen der Landschaft, der Städtchen, Burgen und Stifte und dem idyllischen Landleben erzählt Reil auch von der aus heutiger Sicht beklemmenden damaligen Arbeitsweise, etwa in den Glashütten; ,,Man denke sich die ungeheure Ofenglut, draußen die Sonnenhitze, die auf das Hoizdach einbrennt, und zwölf Stunden die schwe re, kraftnötige Arbeit; die Leute sehen wie Leichen aus." Der Historiker Wolfgang Häusler gibt in der Einlei tung einen ausführlichen Überblick über den Le bensweg Reils und stellt die Geschichte der landes kundlichen Erforschung Niederösterreichs und der Waldviertier Landschaft dar. Ergänzt wird dieses historisch, volkskundiich und li terarisch gleichermaßen interessante Tagebuch des Wanderers im Waidviertei mit einer reichen Auswahi zeitgenössischer Ansichten, die diese biedermeieriiche Fußreise reizvoll illustrieren. Stift Meik und seine Kunstschätze, Text von Ger hard Fiossmann und Woifgang Hiiger, Biiddokumentation von Herbert Fasching, Leinen mit farbi gem Schutzumschiag, 144 Seiten, reich iiiustriert, (1980), Ladenpreis S 430.-. Stift Göttweig und seine Kunstschätze, Text von GregorM. Lechner, Biiddokumentation von Herbert Fasching, Leinen mit farbigem Schutzumschlag, 168 Seiten, reich iiiustriert, Neuauflage 1983, La denpreis S 390.-. Erschienen im Verlag Niederösterreichisches Pres sehaus, St. Pöiten und Wien. Die Wachau, eine der schönsten Donauiandschaften, wird von zwei bedeutenden Klöstern begrenzt, die zu den schönsten Zeugnissen des österreichi schen Barocks zählen. Unmittelbar am Eingang der Wachau erhebt sich hoch über dem Strom auf einer Feisterrasse Stift Meik, der großartige barocke Kiosterbau Jakob Prandtauers, während am Ostausgang des engen Durchbruchtaies auf einem etwas vom Fiußufer ent fernten Bergkegei das turmbewehrte Benediktiner kloster Göttweig liegt, dessen Bau vorwiegend ein Werk des Barockmeisters Johann Lucas von Hiidebrandt ist. Die Monographien dieser beiden Klöster liegen jetzt in ihren zweiten, verbesserten Auflagen vor, die die neuesten Forschungsergebnisse und -erkenntnisse weitgehendst berücksichtigen. Das Bild der Landschaft wird am Beginn des Wachautaies von der mächtigen Kiosteraniage des Stiftes Meik beherrscht. Der iagemäßig günstige Standort des heutigen Stiftes war bereits in der Römerzeit von strategischer Bedeutung, und nach den Wirren der Völkerwanderung und dem Ende der Awarenkriege entstand auf dem Stiftsfelsen eine befestigte Burg. Zu Beginn der Babenbergerzeit wurde die Melker Burg, zu der auch eine durch das Erzbistum Salzburg errichtete Peterskirche gehörte, von Markgraf Leopold i. erobert. Er gründete einen Kon vent "'eitiicher Kanoniker und erwählte die Burg zur Residenz der Babenberger. Markgraf Heinrich I. ließ 1014 die Leiche des heili gen Koioman in die St.-Peters-Kirche überführen, und 1089 holte Markgraf Leopold II. die Benediktiner nach Meik. Seither ist das Stift Meik stets ein Kloster dieses Ordens geblieben und hat sich im Laufe sei ner historisch wie künstlerisch gleichermaßen inter essanten Geschichte zu einem der wichtigsten Klö ster unseres Landes und zu einem monumentalen Denkmai barocker Prachtentfaitung entwickelt. In dem sorgfältig gestalteten Bildband werden die Lokaihistorie, die Baugeschichte und die kulturellen Leistungen des Klosters sowie seine Kunstschätze umfassend dargestellt und mit einer Fülle von Abbii dungen anschaulich ergänzt. Rechtzeitig zur Jubiläumsausstellung ,,900 Jahre Stift Göttweig", die Ende April eröffnet wurde, er schien die Neuauflage des Buches, das diesem schönen Barockkioster gewidmet ist. Stift Göttweig, als Augustiner-Chorherren-Stift im Jahre 1083 von Bischof Altmann von Passau ge gründet, wurde als Lieblingskioster und Begräbnis stätte dieses Heiligen auch Ausgangspunkt des ,,Altmanni-Kuits". Etwa zehn Jahre nach der Grün dung wurde Göttweig vom Orden der Benediktiner übernommen, dessen Regein mit der Aufgabenstei lung dieses Klosters, das zahlreiche Stiftspfarren zu betreuen hatte, nur schwer vereinbart werden konn ten. Die Gegenüberstellung von klösterlichem Le ben und dem Wirken in der Weit hat sich für Gött weig über alle Jahrhunderte bis in die Gegenwart fortgesetzt. Stift Göttweig kann auf eine ereignisreiche und wechseivoiie Geschichte zurückblicken und hat so manche schwierige Zeitabschnitte überdauert, ja selbst die verhängnisvollen Jahre 1939 bis 1945, in denen das Kloster durch das Nationalsoziaiistische Regime aufgehoben und die Mönche vertrieben wurden. Die lange Baugeschichte des Klosters, deren her vorragendstes Ergebnis der leider unvollendet ge bliebene Barockbau Johann Lucas von Hiidebrandts ist, wird in den weiteren Abschnitten des Bandes ebenso gründlich behandelt, wie die wert vollen Stiftssammlungen und die kostbaren Kunst schätze dieses ehrwürdigen Klosters. Ein reichhal tiger Biidteii vervoiiständigt die aufschlußreiche und umfassende Darstellung Stift Göttweigs, die über das lokale Interesse hinausgehend auch seine all gemeine geschichtliche und kunstgeschichtiiche Bedeutung deutlich werden läßt. R. Patocka Landeskundliche Neuerscheinungen aus Oberösterreich Angela Mohr: Die Schutzmanteimadonna von Frauenstein in öberösterreich. Eine kunstge schichtiiche Betrachtung. - Steyr: Verlag Wilhelm Ennsthaier 1983, III Seiten, 38 Abbiidungen, da von sieben in Farbe, Leinen, Ladenpreis S 180.-. Die Wallfahrt Frauenstein bei Mölln - in alten Urkun den ,,zu unserer Frauen Capeli auf dem Stain" ge nannt - ist seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts, seit der damalige Pfarrvikar von Klaus P. Eberhard Bauer seine Schrift ,,Vergißmeinnicht von Frauen stein" herausgegeben hat, auch ein Wallfahrtsort der Kunstfreunde und Kunsthistoriker. Ursache die ser Bekanntheit ist die spätgotische Frauensteiner Madonna,,,unseres Landes schönstes Liebfrauenbiid", wie der Linzer Bischof Dr. Josef Fiießner in seiner Abhandlung in den Christlichen Kunstblättern 1936 schrieb. Viele bedeutende Forschernamen sind anzuführen, so Gustav Gugenbauer, Gertrud Otto, Wilhelm Pinder, Erich Widder, Franz Fuhr mann, Erich Egg u. a. m. In der Aussteilung ,,Alt deutsche Kunst im Donauland" in Wien am Vor abend des unseligen Zweiten Weitkrieges stellte sie ein Glanzstück dar. Für die Sondermarke anläßlich der Aussteilung ,,Gotik in Österreich" 1967 wurde sie als Motiv ausgewählt. Anläßlich der letzten Re staurierung 1967 wurde sie dem Hochaltar im Frau ensteiner Kirchiein eingefügt. Angela Mohr, Apothekerin und seit ihrer Pensionie rung begeisterte Kunsthistorikerin, gebürtig aus Mölln, setzte diesem oberösterreichischen Juwel mit einer Monographie im Verlag Ennsthaier ein neues literarisches Denkmal. Die innige Heimatver bundenheit der Autorin ist aus jeder Zeile zu spüren. Bewundernswert ist die exakte und aufwendige For schungsarbeit, die deutlich für dieses Buch aufge wendet worden ist. Kirche, Kunstwerk, Meister-der schwäbische Bildschnitzer Gregor Erhart -, Zeit umstände werden eingehend behandelt. Die beste77

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