Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Vom Herzogtum Österreich zu den Kroniändern Österreich ob und unter der Enns Karl Gutkas Die Geschichte des Landes Österreich ist da durch gekennzeichnet, daß es seihst durch Teilung eines Stammesgebietes entstanden ist und schließlich als Land ebenfalls Teilun gen unterlag. So sind aus dem ehemaligen Herzogtum Österreich schließlich drei öster reichische Bundesländer geworden: Nieder österreich, öberösterreich und Wien. Uns soll vor allem interessieren, wie die Abtrennung des Landes ob der Enns vom Erzherzogtum unter der Enns vor sich ging. Bevor man aber von Teilung reden kann, muß man wohl über die Entstehung sprechen, über Werden und Wachsen der Mark und des Her zogtums Österreich. Das Werden dieses Landes Österreich Ist da durch gekennzeichnet, daß an seinem Anfang eine Teilung Bayerns stand, die allerdings die Mark nicht betraf. Im Jahre 976 wurde nämlich das Herzogtum Kärnten aus Bayern ausge schieden, gleichzeitig die schon einige Jahre zuvor entstandene Grenzmark östarrichi dem Grafen im Donaugau übergeben. Nach der Schiacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 hatten die Bayern wieder nach östen vordringen können und versuchten, das Donautai west lich des Wienerwaides zu gewinnen. Daran wurden sie eine Zeit lang gehindert, well ihr Herzog Heinrich, später der Zänker genannt, noch ein Kind war. Ais dieser handlungsfähig mam m %■ geworden war, errichtete er um 970 eine Grenzmark, die dem Grafen Burkhard über geben wurde. Wenige Jahre später, als sich Herzog Heinrich gegen seinen Vetter, den Kaiser ötto Ii., empörte, wurde auch Burkhard als sein Freund und Helfer abgesetzt und Leo pold aus dem Geschlecht der Babenberger zum Markgrafen ernannt. Zu dieser Mark ge hörten auch Teile des jetzigen Landes ob der Enns: sicher das Machland, wahrscheinlich auch der Traungau. Das Gebiet des heutigen öberösterreich war zumindest für viele Sied ler, aber auch für manche Adelige der neuen Mark die Heimat. Denn in der ersten Genera tion hatten sowohl der Markgraf als auch seine führenden Gefolgsieute noch Heimatbesitz im bayerischen Siediungsiand, wohin sie zurück kehren hätten können, wenn das Abenteuer im neuen Land schlecht ausgegangen wäre. Inwieweit dies auch für die einfachen Men schen möglich gewesen wäre, kann man in ei ner Zeit, in der selbst die Namen der Adeligen kaum bekannt sind, schwer abschätzen. Daß sich zu den Koionisationskräften neben Adeligen auch bayerische, im Lande ob der Enns gelegene Klöster gesellten, Ist verständ lich. So ist etwa in einer Urkunde, die 976 ei nen Tag nach der ersten Nennung der Baben berger dem Bistum Passau ausgestellt wurde, die Zahl der im östlichen Gebiet Bayerns be stehenden Klöster mit Kremsmünster, St. Flo rian und St. Pölten umschrieben. Diese und andere bayerische Klöster haben im Gebiet Links: Herzog Heinrich Ii. von Bayern mit dem Beinamen ,,der Zänker", in seine Zeit fällt die Beiehnung des Babenbergers Leopold i. durch Kaiser Otto Ii. 976 mit der Mark Österreich. - Darsteliung im Regeibuch von Niedermünster in Regensburg, Ende des 10. Jahrhunderts.- Bamberg, Staatliche Bibliothek Rechts: Mittelteil des Babenberger-Stammbaums im Stift Klosterneuburg, 1489 bis 1492, Tempera auf Leinen, ursprüngiich Holz, 345 x405 cm. Darstellung von Szenen aus dem Leben der männlichen Babenberger in 27 Rundbildern. Siehe Fioridus Röhrig: Der Babenberger-Stamm baum im Stift Klosterneuburg, Wien 1975

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