Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Kunst der Gegenwart lers, der stets den Eigentieiten des gewählten Materials gerecht werden will und der auf die ser Basis bemüht Ist, Form und Inhalt zu einer übergeordneten Gesamtheit und Harmonie zusammenzufassen. Kreativität, ein von Reiter sehr umfassend ausgelegter Begriff, der gesamtheitiich den ganzen Menschen und sein Lebensgefühi miteinbezieht, gilt ihm als wesentliche Basis jeder künstlerischen Betätigung. Kreativität definiert er als ,,freie kombinatorische und spielerische Verfügbarkeit über Anlagen und Fähigkeiten", die voll zur Entfaltung gebracht und voll gefordert werden sollten. Vorerst (1968) als Lehrbeauftragter an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst - als Wotruba-Schüier! - und seit 1973 als Pro fessor und Leiter der Meisterkiasse für Bild hauerei an der neuen Hochschule für Gestal tung in Linz, ist es Reiters Ziel als Pädagoge, ein Arbeitsklima zu schaffen, das seinen Be griff von Kreativität ermöglicht. Natürlich will er auch seine Erfahrungen und handwerklichen Kenntnisse vermittein, doch das Bemühen um ein repressionsfreies, von Vertrauen und Ei genständigkeit charakterisiertes Lernmiiieu hält er für das wesentlichste seiner Anliegen. Ais aufmerksamer Leser von Wilhelm Reichs Schriften wendet er sich gegen die hemmen den Tabus, die sich unsere Gesellschaft als Schutzmechanismen geschaffen hat. Die zahllosen sich dabei ergebenden Charakterund Verhaitensschabionen haben demnach einen Gutteii der natürlichen, jedem Men schen eigenen Kreativität verschüttet. Reiter versucht als Pädagoge eine Zwei-Weg-Stra tegie: Fürs erste will er all das vermittein, was am Kunstgeschehen rational zugänglich ge macht werden kann, wie technisches Vermö gen und formale Mittel (Kompositionsprinzipi en, Gliederung, Geometrisierung usw.). Der zweite Schritt dient dem Angstabbau, dem ge genseitigen Kennenlernen, dem Beseitigen all jener Hemmungen, die kreatives Denken blockieren könnten. Was konservative Pädagogen als ieistungsfeindiiche Horrorvision deuten könnten, hat sich bei Reiter bewährt. Auch ein anfängli ches, auf dem Überschwang der gewährten Freiheit beruhendes Chaos wandelt sich nach seinen Erfahrungen durch Spiel und spieleri sches Handhaben der Gestaltungsmittel zu einer jeweils persönlich bedingten Arbeitsme thode, deren Endziel das Erreichen der Selb ständigkeit auf der Basis der naturgegebenen Begabung ist. Grundlage für diesen Erziehungsprozeß ist ein Vertrauensverhältnis zwischen Lehrer und Schüler, das nicht durch Quaiifikationsdruck und den Zwang der Zensuren gestört sein soll te. in Reiters Konzept ist auch ein mögliches Scheitern, eine Fehlleistung inkiudiert. Die gemeinsame Arbeit, Diskussionen, ein ,,kriti sches Atelier", all dies sollte dazu beitragen, schöpferische Potentiale freizusetzen und ein ,,gelöstes Fließen der Kreativität" zu ermögli chen, um eine von Phantasie und Lebens freude bestimmte Kunst zu ermöglichen, die mehr vermittein kann als ästhetische Schau der und das Bestätigt-Finden von angelernten Biidungsvorsteliungen. Kunst- und Kulturausstellung in der alten Waffenschmiede Wels Das mit bemerkenswertem Geschmack und Aufwand restaurierte Gotische Bürgerhaus in der Weiser Traungasse 9 ist vom 3. bis 11. 12. 83, Schauplatz einer hochrangigen Verkaufsausstellung von Ölgemälden, Skulp turen, bürgerlicher und bäuerlicher Möbel, Teppichen, Schmuck und Kunstgewerbe. Zu diesem bemerkenswerten Zweck haben sich erstmalig die Mitglieder der Vereinigung österreichischer Kunsthändler zusammenge funden. Erwähnenswert sind die Firmen Wiesinger, Weis, BESIM, Wien, Koihammer, Wien, Metiewitz, Wien, Siedler Wien, Tromayer, Wien und als Hausherr die Fa. Perchthoid. Es werden besondere Gustostückeri geboten wie z. B.: hochwertige Möbel des Barock und Bieder meier, antike und alte Teppiche, Französische Gemälde 19. u. 20. Jhdt, Skulpturen der Gotik, der Renaissance und des Barock und beson ders bedeutende Gemälde österreichischer Provenienz wie Gauermann, Jean Baptist Reiter, Haiauska, Zimmermann, Schindler, Egner, Ender, Wisinger-Fiorian. Auch die Volkskunst mit ihren Vertretern wie Glasbil dern, Ranzen, Möbein und Kunstgewerbe kommt nicht zu kurz. Alle Exponate werden von einem allgemein gerichtlich beeideten Sachverständigen auf ihre Echtheit überprüft. Ein Besuch wird sich sicherlich lohnen, da die Architektur und Bauweise des Hauses sicher lich einmalig ist. 54

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