Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Links: Die Donau als Grenze zur russischen Besatzungszone Links unten: 17. Mai 1953. Die Russen heben die Zonenkontroile auf. Bürgermeister Marki von Urfahr begrüßt Landeshauptmann Dr. Gieißner. - Foto: Oskar Prokosch Neue Besatzungszonen anstelle der Demarkationslinien Am 8. Juli 1945 war dann nach Überwindung großer Schwierigkeiten durch die „European Advisory Commission (EAC)" das „Abkom men betreffend der Besatzungszonen und die Verwaltung der Stadt Wien" perfekt gewor den, das später als ,,Erstes Kontrollabkom men" bezeichnet wurde. Damit näherte sich die Zeit der Demarkationslinien ihrem Ende. Militärische und strategische Erwägungen - soweit überhaupt vorhanden - wurden bedeu tungslos und die normale Besatzungszone orientierte sich im interesse einer einfacheren und sich möglichst normalisierenden Verwal tung an den Landesgrenzen. Einzige Aus nahme blieb Oberösterreich, das südlich der Donau amerikanische Zone blieb (jetzt aller dings einschließlich der Gemeinden ostwärts der Enns), während die kleine sowjetische Be satzungszone entlang der oberösterrelchlsch-nlederösterreichischen Grenze auf das ganze Mühlvlertel ausgeweitet wurde. Die ,,Pummerin" überschreitet die Enns-Grenze Die von dem Abkommen am meisten betroffe nen österreichischen Länder waren die Stei ermark (wo die Sowjets zur Gänze abzogen) und Oberösterreich, wo die sowjetische Be satzungszone stark ausgeweitet wurde. Ent scheidend betroffen wurde die oberösterrei chisch-niederösterreichische Grenze; sie wurde nördlich der Donau eher noch unwichti ger, weil nunmehr zu beiden Seiten sowjetisch besetztes Gebiet war. Südlich der Donau, also zwischen Steyr und Weyer, war die Situation unübersichtlicher: Hier gingen die sowjeti schen Truppen wohl von der Enns zurück - nicht aber überall bis an die niederösterreichi sche Grenze. Die Amerikaner wollten wegen dieser Kleinigkeiten keinen Konflikt vom Zaun brechen und die oberösterreichische Landes regierung befand sich im komplizierten Über gang von der,,Beamtenregierung" zur,,pollti schen Landesregierung". So wurde etwa Weyer geräumt, die Sowjets gingen aber nur nach Gaflenz zurück, das erst zehn Jahre spä ter, am 25. Oktober 1955 (!), von den Sowjets geräumt wurde. Kleinraming etwa wurde erst In der Nacht von 26. auf den 27. Juli 1945 von sowjetischen Truppen besetzt, Teile des Ge bietes wurden aber erst Ende 1945, andere im Frühjahr 1946 geräumt. Die Errichtung der Demarkationslinie und die Installierung der Besatzungszonen waren mit einer Fülle von Hemmungen und Schwierig keiten für die Bevölkerung verbunden. Eine gewisse Erleichterung gab es, als ab 5. Juni 1945 die Demarkationslinie an der Enns, wenn auch mit komplizierten Papieren, wieder über schritten werden durfte. Die Westbahnstrecke war vorerst nur für alliierte Transporte frei. Da für wurde mit Wirkung vom 8. August die Linz mit ürfahr verbindende Nibelungenbrücke ge sperrt, nachdem die Amerikaner schon vorher befohlen hatten, jeden Telefonverkehr mit dem Mühlviertel abzuschalten, als sie selbst dort Ende Juli 1945 abgezogen waren. Dieser Donau-Übergang, dann die Enns-Grenze der Straße und Bundesbahn wurde künftig der entscheidende und vielgefürchtete Übergang von West nach Ost, bis endlich im Rahmen schrittweiser Erleichterungen, bedingt auch durch den Truppenabbau der Amerikaner, ebenso auch der Sowjets im Jahre 1954 der Zonenübergang nicht mehr kontrolliert wurde. Mühlviertel wehrt sich gegen Anschluß an Niederösterreich Südiich der Donau war ab 1. August 1945 die Landesgrenze gleich Zonengrenze - wenn auch nur theoretisch, während, wie schon er wähnt, die Wirklichkeit anders aussah. Nördiich der Donau war die Landesgrenze bedeu tungslos, das ganze Gebiet war ja sowjetisch besetzt. Neuerlich wurden also Ende Juli und Anfang August 1945 Pläne ventiliert, das ganze Mühlvlertel verwaltungsmäßig Nieder österreich anzuschließen. Jetzt allerdings wurde der Mühlviertier Widerstand gegen ein solches Provisorium deutlich. Man wollte den Zusammenhalt mit dem anderen Oberöster reich nicht völlig verlieren. So schuf man die staatsrechtlich geniale Lösung der „Zollver waltung Mühlvlertel" und konnte den einstigen christlichsozialen Nationalrat Johann Blöchl überreden, deren Leitung zu übernehmen." Flgl und Renner stimmten zu, die beiden Be satzungsmächte machten überraschend keine Schwierigkeiten. 47

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