Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Links; Benediktinerstift Göttweig, Ansicht des Altmanni-Saales, Kupferstich von Salomen Klei ner (1703 bis 1761). - Foto: Studio Fasching Rechts: Augustiner-Chorherrenstift Klosterneu burg, Projekt des Kaiserbaues von Donato Feiice d'Allio, wie er 1730 von Kaiser Karl VI, gedacht war {,,Gedanke des Residenzklosters"), der jedoch nach dem Tod des Kaisers 1740 erst zu rund einem Viertel ausgebaut war. Fertigstel lung eines der vier geplanten Höfe 1836 bis 1841 durch Joseph Kornhäusel vollzogen. War die Melker Stiftsanlage noch eindeutig vom Gotteshaus dominiert worden, so konnte man in St. Florian bereits eine ge wisse Konkurrenz des weltlichen Elements, des Kaisersaales, bemerken. Noch viel deut licher wird dies im grandiosen Plan Johann Lukas von Hildebrandts für den Neubau des Stiftes Göttweig (1719). Die Stiftskirche nimmt zwar hier noch eine dominierende Stellung ein, aber der wahre Kernpunkt des Stiftes ist die gigantische Kaiserstiege, die der weltli chen Repräsentation und der Verherrlichung Kaiser Karls VI. dient. Einen Endpunkt dieser Entwicklung markiert der gleichfalls giganti sche Plan des Donato Feiice d'Allio für den Neubau des Stiftes Klosterneuburg (1730). Hier sind Kaiserresidenz und Kloster zwei gleichberechtigte Teile nebeneinander. Der Marmorsaal mit der Reichskrone auf seiner Kuppel bildet ein echtes Gegengewicht zur Stiftskirche, ja durch die vielen bekrönten Kuppeln nimmt die weltliche Macht gleichsam das ganze Kloster in Besitz. Damit kündigt sich im Grunde - ganz abgesehen davon, daß das Kloster vom Kaiser zu diesem Prunkbau ge zwungen wurde - bereits die später im Jose phinismus so aktuelle Bevormundung der Kir che durch den Staat an. Im Westen, im heutigen Oberösterreich, wa ren die Zeichen noch nicht so bedrohlich. Hier entstanden noch einige sehr schöne, späte Klosterbauten. Die prächtig vom Linzer Archi tekten Johann Michael Prunner in die Land schaft gestellte Stiftskirche Spital am Pyhrn zeigt im Inneren, soweit die ursprüngliche Ausstattung erhalten ist, schon viel atmosphä rische Auflösung der Architektur durch Illu sionsmalerei. Die einmalig schöne Stiftskirche von Wilhering (1733-1751), eine Symphonie aus Licht und Farbe, wird bereits dem Roko kostil zugerechnet. Für die Spätzeit ist typisch, daß die Klostertrakte sehr einfach gehalten sind. Ganz ähnlich verhält es sich im nahen Engelszell. Nach außen hin weniger sichtbar, aber im Grunde noch viel enger als bei den Baumei stern, sind die Zusammenhänge der österrei chischen Stifte durch Maleraufträge. Sowie im Mittelalter die Bücher von Kloster zu Kloster geliehen und abgeschrieben wurden, wie die Malerwerkstätten oft für mehrere Klöster gleichzeitig arbeiteten, beschäftigten auch jetzt viele Klöster dieselben Maler. Schon in der Frühzeit arbeitet der berühmte Joachim von Sandrart (1606-1688) für das Wiener Schottenstift wie für Lambach. Später haben die großen Meister Johann Michael Rottmayr (Heiligenkreuz, Melk, Klosterneuburg, Kremsmünster, St. Florian usw.), Paul Troger (Zwettl, Altenburg, Göttweig, Melk), Daniel Gran (St. Florian, Herzogenburg, Lilienfeld, Klosterneuburg), Martin und Bartolomeo Altomonte(St. Florian, Heiligenkreuz, St. Pölten, Wilhering, Spital am Pyhrn usw.) fast ein Mo nopol auf die Fresken- und Altaraufträge in den österreichischen Stiften. Der letzte Künst ler, der die meisten Klöster Ober- und Nieder österreichs mit seinen Werken in großer Zahl belieferte, war der Kremser Schmidt (1718-1801). Bisher wurde eigentlich nur von der Kloster landschaft in künstlerischer Sicht gesprochen. Genauso funktionierte auch der Zusammen hang zwischen den Stiften und ihrer Umgeösterreichischer Erzherzogshut, gestiftet 1616 vom Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Maxi milian für das Grab des hl. Leopold Im Augustlner-Chorherrenstift Klosterneuburg 24

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2