Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Idealprospekt des Stiftes St. Florian aus der Vogelschau 1717, unbekannter Künstler, Insge samt 4 Bilder Im Rekreatlonsraum des Stiftes St. Florian. - Foto: Diözesanblldstelle Linz gung vor uns, die Ihr die Barockzeit gegeben hat. in der ersten Generation des Barocks schaffen italienische Künstler einen gewissen Einheits stil der österreichischen Stifte. Dabei muß man beachten, daß sie nicht einfach die Formen ih rer Heimat nach dem Norden verpflanzen, sondern rasch zu einem verhältnismäßig ei genständigen Stil finden - ganz anders als in Salzburg, Kärnten oder der Steiermark, wo alle Stiftsbauten viel deutlicher italienischen Charakter tragen. Die erste Generation der Barockbaumeister wird von der großen Fami lie Garlone geprägt, die aus der Gegend des Gomer Sees kam und sich überraschend schnell im Norden akklimatisierte. Giovanni Battista Garlone gestaltete 1634-1642 die Kiosterneuburger Stiftskirche im Zeitge schmack neu, wobei er sich allerdings sehr stark den mittelalterlichen Formen anglich, im Kloster wirkte er sogar als Denkmalpfieger, denn er stellte den um 1400 durchbrochenen Kreuzgang in seiner alten Form wieder her. Wie fast alle Garlone war er nicht nur Baumei ster, sondern auch Stukkateur. Für seine Meiirnii Topographia Florianensls .. . 1743, FIs. 78 Im Stiftsarchiv St. Florian, Pfarrbezirk Ansfelden. - Foto: Diözesanblldstelle Linz sterschaft auf diesem Gebiet zeugt der prachtvolle Stuck in der Stiftskirche zu Wald hausen. Ein jüngeres Familienmitglied des selben Vornamens, erst in der Mitte des Jahr hunderts geboren, stuckierte in Garsten, Schlierbach, Passau und in vielen anderen Kirchen. An der Wiener Schottenkirche arbei teten 1638-1648 Carlo Antonio und Siivestro Garlone. Pietro Francesco Garlone schuf 1677 die Pläne für den Neubau des Stiftes Garsten und für Schlierbach. Weitergeführt wurden diese Bauten aber vom bedeutendsten Mit glied der Familie Garlone, Carlo Antonio Gar lone, der im Jahre 1708 starb. Er hat entschei dend zum Werden der österreichischen Kiosterlandschaft beigetragen. Er baute Garsten weiter und brachte neue Ideen in das Projekt ein, noch mehr in Schlierbach, wo die pracht volle Bibliothek sein alleiniges Werk ist. Die größte Leistung Carlo Antonios ist aber zwei fellos der Neubau des Stiftes St. Florian. Der Innenraum der Stiftskirche zu St. Florian gehört zu den schönsten Kirchenräumen des Barocks. Die Strenge der Architektur erscheint durch den üppigen Stuck gemildert, trotz alier Feierlichkeit strahlt diese Kirche eine freudige, heitere Atmosphäre aus. Auch die Gesamtaniage des Stiftes geht auf Carlo Antonio Gar lone zurück, wenn später auch Jakob Prandtauer dem Komplex noch einige zusätzliche Akzente verlieh. Das Stift St. Florian beschäf tigte Garlone auch anderweitig. Er erbaute das Gartenhaus des Stiftes, Dörfelkirche und Pfarrhof in Vöcklabruck und den Pfarrhof in Ansfelden. Ihm ist auch die Neugestaltung des Stiftes Kremsmünster mit den berühmten Fischbehältern und wohl auch der Neubau von Baumgartenberg zuzuschreiben. Für das Stift Schlägl baute er die Pfarrkirche in Rohrbach. Sein Bruder Bartolomeo war nur Stukkateur. Er stattete St. Florian, Baumgartenberg, Gar sten und andere Kirchen aus. In der Kunst des Stucco brachte es Carlo Antonios Sohn Diego Franceso Garlone (1674-1750) zu hoher Mei sterschaft. Seine meist vollplastischen Stuck figuren finden wir in Kremsmünster und Lam bach. Sein Bruder Carlo, der jüngere Sohn Carlo Antonios, war Maler. Er schuf im Auftrag des Stiftes Lambach die Fresken und ein Al tarbild in der bekannten Dreifaltigkeitskirche zu Stadl-Paura. Als Carlo Antonio Garlone 1708 starb, hatte die Klosterlandschaft vor allem in Oberöster reich schon sehr typische Züge angenommen. Aber nicht alle seine Werke waren vollendet. Die riesigen Bauten in St. Florian und Krems münster standen unfertig da. Überdies war man ihrer schon ein wenig überdrüssig ge worden, denn der strenge Stil Garlones war in zwischen von weichen, differenzierter geglie derten Bauformen abgelöst worden. Daher holte man sich nun aus dem Osten, aus Nie derösterreich, jenen Architekten, der gera dezu als der barocke Klosterbaumeister galt und noch gilt, Jakob Prandtauer. Er war zwar ein gebürtiger Tiroler, aber in St. Pölten an sässig und hatte für das dortige Ghorherrenstift schon viel gebaut, auch für Klosterneu burg Entwürfe geliefert, die aber nicht ausge führt wurden. Vor allem aber baute er seit 1702 an der gewaltigen Anlage des Stiftes Melk. Dieser Bau ist so harmonisch in die Land schaft eingefügt und beherrscht sie doch zu gleich, daß man als Beispiel für eine Kloster19

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