Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Historische Kunst Österreich ob und unter der Enns Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, Oberösterreich Vorwort: Gutnachbarschaftliche Zusammenarbeit 2 Landeshauptmann W. Hofrat Siegfried Ludwig, Niederösterreich Vorwort: Oberösterreich zum Gruß 3 Dr. Karl Gutkas, St. Pölten, Stadtarchivdirektor, und Wien, Universität Vom Herzogtum Osterreich zu den Kroniändern Osterreich ob und unter der Enns 4 DDDr. Fioridus Röhrig, Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg Die österreichische Klosterlandschaft 15 Dr. Gottfried Stangler, Wien, Amt der nö. Landesregierung Die Wiege Österreichs - Die Ostarrichi Ge denkstätte in Neuhofen an der Ybbs 27 Dr. Robert Wagner, Wien, Bibliothek und Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Martin Zeiller - Der Textautor der Merian'schen Topographien 1589-1661 31 Dr. Roman Sandgruber, Wien, Universität, Institut für Sozialund Wirtschaftsgeschichte Eine alte Industrieregion und ihr Niedergang - Die Eisenindustrie des Erlauftales vom 16. bis zum 19. Jahrhundert Dr. Rupert Feuchtmüller, Wien, Erzbischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Kremser Schmidt in Oberösterreich 57 Oberösterreich aktuell Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Die Donau als Verkehrs- und EnergieträgerBindeglied zwischen den Ländern Nieder- und Oberösterreich 67 Bücherecke 77 Literaturbeilage Peter Paul Wiplinger Einführung: Dr. Johann Lachinger, Linz, Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich 81 Schwerpunktthema Heft 1/1984 Bayern und Oberösterreich - Nachbarn am Inn Umschlag Linzer Landhaus, Spätrenaissanceportal in der Nordfassade, um 1570, Ausschnitt. Für das Schwerpunktthema dieses Heftes besonders interessant die Reliefplatte mit den Wappendarstellungen (von links nach rechts) Osterreich unter der Enns, Oster reich ob der Enns, österreichischer Binden schild. Foto: Franz Gangl Gestaltung: Herbert Friedl Kulturzeitschrift Oberösterreich 33. Jahrgang, Heft 4/1983 Vierteljahresschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember. Medieninhaber (Verleger), Herausgeber und Hersteller: Oberösterreichischer Landesverlag Gesellschaft m.b.H., A-4020 Linz, Landstraße 41. ISSN 0253-7435 Redaktion: Dr. Otto Wutzel, Dr. Elfriede Wutzel, A-4020 Linz, Landstraße 41 Jahresabonnement (4 Hefte): S 380.-; Einzelverkaufspreis: S 98.-. (Alle Preise inkl. 8% MWSt). 35 Dr. Harry Slapnicka, Linz, 00. Landesarchiv Die oberösterreichischniederösterreichische Grenze zwischen 1918 und 1945 43 Kunst der Gegenwart Dr. Wolfgang Hllger, Wien, Amt der nö. Landesregierung Der Bildhauer Erwin Reiter - Künstler und Pädagoge 49
T r Der Erfolg des Salzburg-Heftes von „Oberösterrelcfi" (4/1982) ermutigte die Schriftleltung zur Fortsetzung des Versucfies, eine Nummer jedes Jatirganges unserer Zeltscfirift den kulturellen und historiscfien Bezügen zu einem oberösterrelcliischen Nachbarland zu widmen. Außere, aber auch innere (gefühls mäßige) Anlässe-die abgelaufene oberöster reichische Landesausstellung 1983 In Wels und die kommende Gastausstellung der Kul turabteilung des Landes Oberösterreich In der Ostarrichi Gedenkstätte in Neuhofen an der Ybbs 1984 - gaben die Anregung, für Heft 4 des Jahrganges 1983 das Schwerpunkthema ,,Österreich ob und unter der Enns" zu wäh len. Die Verbindungslinien einer gemeinsa men Geschichte seit der Zeit der Babenber ger, die gemeinsamen Uferlandschaften der Donau, die geopolltlsche Schicksalshaftigkelt der ,,Ennsgrenze" sind unübersehbare Fak ten. Wie bei jedem Schwerpunktthema gilt auch für dieses Heft (diesmal in ganz besonderem Ausmaß), daß nur Schlaglichter geboten wer den können. Grundsätzlichen Stellenwert besitzen die Bei träge von Dr. Karl Gutkas und DDDr. Florldus Röhrig. Auch die Abhandlung von Landes hauptmann Dr. Josef Ratzenböck über ,,Dle Donau als Verkehrs- und Energieträger" kann Allgemeingültigkeit beanspruchen. Interes sante Spezialthemen behandeln Dr. Gottfried Stangler, Dr. Robert Wagner, Dr. Roman Sandgruber, Dr. Harry Slapnicka, Dr. Wolf gang Hilger und Dr. Rupert Feuchtmüller.Für die Literaturbeilage wurde Peter Paul Wiplinger ausgewählt, In Oberösterreich geboren und In Wien derzeit wohnhaft. Die Einführung in sein dichterisches Schaffen schrieb Dr. Jo hann Lachinger. Ein Blick In das Inhaltsver zeichnis zeigt, daß alle Autoren berufene Fachleute sind. Die Schrlftleitung dankt ihnen für ihre großzügige MIthiife - jeder Beitrag mußte ja für dieses Heft eigens verfaßt wer den. Besonderer Dank gilt Dr. Karl Gutkas für seine Beratung bei Erstellung des Redak tionsprogrammes. Abschließend herzlicher Dank den beiden Herren Landeshauptmännern W. Hofrat Sieg fried Ludwig und Dr. Josef Ratzenböck für die ideelle Förderung dieses Heftes. Leopold III. der Heilige, Markgraf von Osterreich 1095 bis 1136 - ,,Fürdie Entwickiung des öster reichischen Staatsgedankens ist die Regierung Leopoids ill. von größter Bedeutung" (Fioridus Röhrig: Der Babenberger Stammbaum im Stift Kiosterneuburg. - Wien: Edition Tusch 1975, S. 66), - Heiiigenkreuz, Zisterzienserstift, Giasfenster im Brunnenhaus Kulturzeitschnft
Gutnachbarschaftliche Zusammenarbeit Vorwort des Herrn Landeshauptmannes von Oberösterreich Dr. Josef Ratzenböck t Schon die Bezeichnung ,,Land ob und unter der Enns" weist darauf hin, daß zwischen den Bundesländern Oberöster reich und Niederösterreich viele Gemein samkeiten und Ähnlichkeiten bestehen. Sei es in der geographischen Beschaffen heit, der Geschichte oder der Mentalität der Menschen. Es ist daher nicht verwun derlich, daß zwischen den beiden Ländern traditionell enge und gute nachbarschaftli che Beziehungen gepflegt werden. Diese Nachbarschaft kommt besonders im Raum der insgesamt 206 Kilometer langen gemeinsamen Grenze zum Tragen, in dem über 300.000 Menschen leben. Die Ordnung des gemeinsamen Lebens raumes darf dabei nicht an offenen Gren zen, schon gar nicht an Bundesländergren zen, haltmachen. Dennoch ist selbst bei grundsätzlicher Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raumordnung schon die Ab stimmung unterschiedlicher örtlicher oder regionaler Zielvorstellungen nicht immer einfach. Die praktische Durchführung gemeinsamer Maßnahmen ist aus den verschiedensten Gründen nicht minder schwierig. Die beiden Bundesländer haben deshalb beschlossen, in engster Zusam menarbeit die vielfältigen Raumordnungs probleme im gemeinsamen Grenzraum zu lösen, wie im August 1979 mit einem Staatsvertrag besiegelt wurde. Ziel des Vertrages ist es, zur Verbesserung des gesamten Wirtschaftspotentials, der Einkommens- und Lebensverhältnisse die Infrastruktur großzügig auszubauen. Besonderes Augenmerk wird dabei aber auch - vor allem im hochentwickelten Gebiet zwischen Perg, Amstetten, Steyr und Enns - dem Umweltschutz zugewen det, um die Lebensqualität am Arbeits platz, im Wohnbereich und in den verfüg baren Erholungsräumen aufrechtzuerhal ten. Es haben aber bereits vor der Ver tragsunterzeichnung beste Raumordnungs kontakte bestanden. Ich erinnere bei spielsweise an das Strukturprogramm für das nordwestliche Mühlviertel und das obere Waldviertel, an das gemeinsame Ennshafen- und Betriebsansiedlungsprojekt an der Ennsmündung oder an das Struk turprogramm Eisenwurzen. Ein wichtiges gemeinsames Anliegen ist derzeit für beide Länder die Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals. Daher haben sich mein Amtskollege Ludwig und ich in letzter Zeit mit Nachdruck für den Weiterbau dieses für unsere Wirt schaft so wichtigen Projekts eingesetzt. Auch auf kulturellem Gebiet, besonders im Musikschulwesen und bei der Organi sation von Ausstellungen, gibt es ein in tensives und fruchtbares Zusammenwir ken. Die sowohl im Vertrag festgelegte, als auch darüber hinaus bestehende Zusam menarbeit ist eine bewährte Grundlage dafür, allen Bürgern, ganz gleich in wel chem Landesteil sie wohnen, gute LebensWohn- und Arbeitsbedingungen zu schaf fen.
Oberösterreich zum Gruß Vorwort des Herrn Landeshauptmannes von Niederösterreich W. Hofrat Siegfried Ludwig Als Landeshauptmann von Niederöster reich freue ich mich sehr darüber, daß das Heft 4 des Jahrganges 1983 der Kultur zeitschrift ,,Oberösterreich" unseren bei den Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich, den traditionsreichen Ländern ob und unter der Enns, gewid met ist. Unsere beiden Länder haben in der Geschichte, aber auch in der Gegen wart sehr viele Gemeinsamkeiten aufzu weisen, und ich bin überzeugt davon, daß diese Sondernummer ein weiterer informativer Beitrag zur Festigung dieser engen Beziehung beider Länder ist. Oberösterreich wie Niederösterreich liegen an der Donau, die Enns als Grenzfluß ist trennendes und verbindendes Element zugleich. Beide Länder zählten einst zu den habsburgischen Stammländern. Trotz der eigenständigen Entwicklung, die un sere beiden Länder im Laufe der Jahrhun derte genommen haben, blieb stets eine enge wirtschaftliche, kulturelle und menschliche Verbindung gegeben. Vor allem der Westen unseres Landes ist durch eine besonders enge grenzüber schreitende Zusammenarbeit mit Ober österreich gekennzeichnet. Im Ennshafen gibt es auf wirtschaftlichem Gebiet eine gemeinsame Projektierung, für die Eisenwurzen ebenso wie für das westliche Waldviertel sind Planungen unter starker Einbeziehung der angrenzenden Gebiete Oberösterreichs vorhanden. Viele unserer Landsleute finden in den Industrieräumen Linz und Steyr Beschäftigung, wie umge kehrt zahlreiche Besucher aus Oberöster reich in unseren Kultur- und Fremdenver kehrszentren anzutreffen sind. In der kulturellen und künstlerischen Entwick lung gibt es gleichfalls eine Reihe von Gemeinsamkeiten, Oberösterreich wie Niederösterreich präsentieren ihre Leistun gen auf diesen Gebieten in großen und erfolgreichen Landesausstellungen. Vor allem ist die Donau, wie ich dies schon angedeutet habe, ein Verbindungs glied ganz besonderer Art. Ich selbst habe im Vorjahr den Anstoß zur Gründung einer Arbeitsgemeinschaft der Donauländer unter Einbeziehung der in- und ausländi schen Donauregionen gegeben, und ich bin sehr dankbar dafür, daß sich unser Nachbarland Oberösterreich für diese Intentionen sehr aufgeschlossen zeigt. Der im Entstehen begriffene Rhein-MainDonau-Kanal wird gleichfalls eine weitere Intensivierung vor allem der wirtschaftli chen Beziehungen unserer beiden Länder bringen. Unsere Wirtschaftssäulen sind, wie in Oberösterreich, Industrie, Handel und Gewerbe einerseits sowie Landwirt schaft und Fremdenverkehr andererseits. Ich gebe auch gerne zu, daß der Einfluß oberösterreichischen Wesens bis hin zur Eß- und Trinkkultur gerade in den westli chen Teüen unseres Bundeslandes ein sehr starker ist, was aber naturgemäß sicherlich auf Gegenseitigkeit beruht. Und nicht zuletzt fühle ich mich mit meinem oberösterreichischen Amtskollegen, Lan deshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, sehr eng verbunden, und ich werde auch wei terhin bemüht sein, diese engen menschli chen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen unserer beiden Heimatländer noch zu vertiefen. In diesem Sinne danke ich für die Heraus gabe dieser Sondernummer, ich danke der Redaktion und allen Autoren und entbiete unseren oberösterreichischen Nachbarn meine und des Landes Nieder österreich herzlichen und freundschaftli chen Grüße. Mit den besten Grüßen
Vom Herzogtum Österreich zu den Kroniändern Österreich ob und unter der Enns Karl Gutkas Die Geschichte des Landes Österreich ist da durch gekennzeichnet, daß es seihst durch Teilung eines Stammesgebietes entstanden ist und schließlich als Land ebenfalls Teilun gen unterlag. So sind aus dem ehemaligen Herzogtum Österreich schließlich drei öster reichische Bundesländer geworden: Nieder österreich, öberösterreich und Wien. Uns soll vor allem interessieren, wie die Abtrennung des Landes ob der Enns vom Erzherzogtum unter der Enns vor sich ging. Bevor man aber von Teilung reden kann, muß man wohl über die Entstehung sprechen, über Werden und Wachsen der Mark und des Her zogtums Österreich. Das Werden dieses Landes Österreich Ist da durch gekennzeichnet, daß an seinem Anfang eine Teilung Bayerns stand, die allerdings die Mark nicht betraf. Im Jahre 976 wurde nämlich das Herzogtum Kärnten aus Bayern ausge schieden, gleichzeitig die schon einige Jahre zuvor entstandene Grenzmark östarrichi dem Grafen im Donaugau übergeben. Nach der Schiacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 hatten die Bayern wieder nach östen vordringen können und versuchten, das Donautai west lich des Wienerwaides zu gewinnen. Daran wurden sie eine Zeit lang gehindert, well ihr Herzog Heinrich, später der Zänker genannt, noch ein Kind war. Ais dieser handlungsfähig mam m %■ geworden war, errichtete er um 970 eine Grenzmark, die dem Grafen Burkhard über geben wurde. Wenige Jahre später, als sich Herzog Heinrich gegen seinen Vetter, den Kaiser ötto Ii., empörte, wurde auch Burkhard als sein Freund und Helfer abgesetzt und Leo pold aus dem Geschlecht der Babenberger zum Markgrafen ernannt. Zu dieser Mark ge hörten auch Teile des jetzigen Landes ob der Enns: sicher das Machland, wahrscheinlich auch der Traungau. Das Gebiet des heutigen öberösterreich war zumindest für viele Sied ler, aber auch für manche Adelige der neuen Mark die Heimat. Denn in der ersten Genera tion hatten sowohl der Markgraf als auch seine führenden Gefolgsieute noch Heimatbesitz im bayerischen Siediungsiand, wohin sie zurück kehren hätten können, wenn das Abenteuer im neuen Land schlecht ausgegangen wäre. Inwieweit dies auch für die einfachen Men schen möglich gewesen wäre, kann man in ei ner Zeit, in der selbst die Namen der Adeligen kaum bekannt sind, schwer abschätzen. Daß sich zu den Koionisationskräften neben Adeligen auch bayerische, im Lande ob der Enns gelegene Klöster gesellten, Ist verständ lich. So ist etwa in einer Urkunde, die 976 ei nen Tag nach der ersten Nennung der Baben berger dem Bistum Passau ausgestellt wurde, die Zahl der im östlichen Gebiet Bayerns be stehenden Klöster mit Kremsmünster, St. Flo rian und St. Pölten umschrieben. Diese und andere bayerische Klöster haben im Gebiet Links: Herzog Heinrich Ii. von Bayern mit dem Beinamen ,,der Zänker", in seine Zeit fällt die Beiehnung des Babenbergers Leopold i. durch Kaiser Otto Ii. 976 mit der Mark Österreich. - Darsteliung im Regeibuch von Niedermünster in Regensburg, Ende des 10. Jahrhunderts.- Bamberg, Staatliche Bibliothek Rechts: Mittelteil des Babenberger-Stammbaums im Stift Klosterneuburg, 1489 bis 1492, Tempera auf Leinen, ursprüngiich Holz, 345 x405 cm. Darstellung von Szenen aus dem Leben der männlichen Babenberger in 27 Rundbildern. Siehe Fioridus Röhrig: Der Babenberger-Stamm baum im Stift Klosterneuburg, Wien 1975
östlich der Enns Besitzungen erworben und iange Zeit gehalten. Neben den Klöstern ge hörten auch die Hochstifte, insbesondere Freising, Passau, Regensburg, Salzburg und in bescheidenem Maße Eichstätt zu den neuen Grundherren. Aus dem heutigen Land ob der Enns hat anfangs vor allem Krems münster eine sehr nachhaltige österrelchpolltik betrieben und hier große Besitzungen im Zentrum des Landes erhalten. Aber auch St. Florian, Mondsee, Mattsee und Garsten wa ren im Land östlich der Enns begütert. Wir können also annehmen, daß schon Im Rah men der ersten Kolonlsationswelle des 10. und 11. Jahrhunderts so mancher Im heutigen Oberösterreich wohnende Bayer nach Nie derösterreich übersiedelt ist und hier eine zweite Heimat fand. In der zweiten und dritten Generation hat sich dann vieles geändert. Die nun schon im Koionialland Geborenen hatten keinen Rückhalt und keinen Bezug mehr zur Heimat, auch die Führungskräfte verloren ihre Funktion im und ihre Kontakte zum bayerischen Altsiedelgebiet, so daß allmähiich eine Verselbständi gung auf alien Ebenen eintrat und die Familien sich in mehrere Zweige spalteten. Markgraf Adalbert (1018-1055) war der letzte Baben berger, der noch bayerischer Graf war. Nach ihm haben die Babenberger keine solchen Funktionen mehr erhalten. Ähnlich war es bei den hochfreien Geschlechtern, die noch weni ger Verbindung zur alten Heimat hatten, und noch viel stärker wird es bei den Siedlern ge wesen sein, weil hier immer ein Auszug ohne Wiederkehr stattgefunden hatte. Wer von den einfachen Leuten einmal die Heimat verließ, hatte kaum die Chance, sie jemals wieder zu sehen, alle Famillenbande waren zerrissen. So dürfen wir in der Zeit, als um 996 der Name Ostarrichi auf dem Gebiet des Alpenvorlandes haften blieb, das heutige Oberösterreich als wesentliche Rückhaltszone für die Gestaltung des Landes unter der Enns bezeichnen. Es ist mehr als symbolisch, daß die Mönche man cher Klöster, wie von Melk, aus Lambach, also der Region westlich der Enns, kamen. Eine neue Phase der Entwicklung setzte ein. 1 m
als die Grafen des Traungaues, die Ottokare, Markgrafen der Steiermark wurden und damit eine interessensverlagerung eintrat. Nun war für sie vor allem die Gewinnung des Murtaies, der Untersteiermark und der Seitentäler von Bedeutung, die Kolonisation der Oststeier mark wurde sicfier zum guten Teil von Men schen aus dem Land ob der Enns getragen. Das bedeutete aber, daß bei der Teilung Bay erns im Jahre 1156 in zwei Herzogtümer, als infolge der politischen Situation aus der Mark Links: Nach Göttweiger Tradition älteste Darstel lung von Bischof Altmann von Passau, Gründer des Stiftes Göttwelg, gestorben 1091, bedeuten der Klosterreformator seiner Zeit, in Origenes: Expositio symboli, Göttweig, drittes Viertel des 12. Jahrhunderts, fol. 1 r: Der hl. Altmann mit dem Kloster Göttweig, darunter 2 Äbte. - Katalog: 900 Jahre Stift Göttweig, 1983 Rechts: Leopold VI. der Ehrenreiche, Herzog von Steiermark und Österreich 1198 bis 1230. ,,Dle lange Regierung Leopolds VI. gehört zu den glücklichsten Epochen der österreichischen Geschichte" (Floridus Röhrig, a. a. O., S. 88). Darstellung In einem Glasfenster in der Stadt pfarrkirche Steyr, um 1300 ein Herzogtum Österreich der Babenberger wurde, das Land ob der Enns beim bayeri schen Herzogtum blieb. Es gibt nur eine ein zige Quelle, die dies eindeutig bezeugt, näm lich einen Schiedsspruch des Bayernherzogs Heinrich des Löwen aus dem Jahre 1176. Dann aber, als auch die Steiermark zum Her zogtum geworden war und im Jahre 1186 zu Georgenberg in der Nähe der Ennsmündung jener Vertrag zustandekam, der Steiermark und Österreich vereinigte, war auch die neuer liche Verbindung des Traungaues mit dem Lande Österreich gegeben. In der Folgezeit hat sich der Babenberger Leopold VI. sehr bemüht, seinen Besitz westlich der Enns zu vergrößern, indem er insbesondere die Städte Linz und Wels erwarb und damit seine Einfluß sphäre westlich der Enns verstärkte. Es steht nicht eindeutig fest, ob man zu dieser Zeit den Traungau zum Herzogtum Steiermark oder zum Herzogtum Österreich rechnen kann. Zweifellos hat die Vereinigung der Länder und Regionen im Bereich der Donau in einer Hand zur Folge gehabt, daß sie stärker aneinander gekettet wurden, daß die Geographie nun wieder eine überragende Rolle spielte und die Verbindung zur Steiermark vernachlässigt wurde. Beginn der Trennung durch Vereinigung Es gehört zu den oft festgestellten Ironien der Geschichte, daß auswärtige Kräfte Lösungen zustande bringen, die man mit eigener Kraft nicht durchsetzen kann. So kam auch die Schaffung des Landes Österreich in seiner spätmittelalterlichen Form durch einen Frie-
densvertrag zweier ausländischer Herrscher zustande, durch den Frieden von Ofen/Buda des Jahres 1254. Damals wurden die baben bergischen Länder in zwei Interessengebiete geteilt, in eine böhmische Zone im Norden und in eine ungarische im Süden. Grenzlinie wurde der Kamm der Alpen, die Wasserscheide zwi schen Donau und Mur. Auf diese Weise wur den die babenbergischen Besitzungen im Do nautal, die ehemals steirisch gewesen waren und westlich der Enns lagen, einschließlich der Stadt und Burg Steyr zum böhmisch-otakarischen Bereich geschlagen, daher das Land Österreich nach Westen erweitert und nach Süden neu abgegrenzt. Denn dieses Herzogtum Österreich umfaßte nun den Traungau, einen Teil des Hausruckgaues und die Rodungs- und Altsiedelgebiete des Mühl viertels ebenso wie das gesamte Land unter der Enns mit Ausnahme des Gebietes von Wiener Neustadt. Damit war das Herzogtum Österreich in seiner größten Ausdehnung ge schaffen. Vielleicht gerade wegen dieser Ver größerung hat dieses neue Herzogtum Öster reich unmitteibar darauf den Beginn seiner Teilung erlebt. Diese entstand dadurch, daß der Landesfürst aus verkehrstechnischen Gründen das Gebiet westlich der Enns einer Sonderverwaltung unterstellte, öb andere Gründe maßgebend waren, etwa Phasen der Entwicklung, ob man die bisherige steirische Komponente erhalten wollte, läßt sich aus den bescheidenen Zeugnissen der Zeit nicht fest stellen oder nur hineinlesen. Jedenfalls findet sich bereits im Jahre 1264 ein ,,Judex provinciae Austriae superioris", der in Linz Gericht hielt. Aus praktischen Gründen wurde also ein überblicktjarer Gerichtssprengel geschaffen und dafür der Begriff ,,Austria superioris = Oberösterreich" eingeführt, der Sprengel wurde überdies als provincia bezeichnet. Das ist wohl der Anfang einer neuen Einheit. Der Landrichter wurde seit 1276 auch Hauptmann von öberösterreich, ,,capitaneus Austriae su perioris", bezeichnet. Damit war die politische Verwaltung von der des Landes unter der Enns zwar nicht getrennt, aiso doch in gewis sen Bereichen autonom gestellt. Da auch poli tische Maßnahmen Einheiten zu prägen pfle gen, war die Verpfändung des Gebietes ob der Enns durch Rudolf von Habsburg an den Her zog von Bayern in den Jahren 1276-1278 wohl nur eine Episode, wird aber immer wieder als Schritt einer späteren Loslösung vermerkt. Doch nach der Rückkehr dieses Gebietes ge lang es dem Habsburger und seinem Sohn Al brecht, eine wichtige territoriale Erweiterung im Westen durchzuführen. Er konnte nämlich seinen Sohn mit der Friedenswahrung im Grafschaftsgebiet der Passauer Bischöfe westlich der großen Mühl betrauen. So kam 1289 die Herrschaft Falkenstein im Mühlviertel in die Hand des Habsburgers und von da an war es dem österreichischen Landesfürsten möglich, auf Passau stärker einzuwirken, bis schließlich im späten Mittelalter die Landes hoheit über das obere Mühlviertel erreicht wurde. Dieser Herzog Albrecht I. hat die Bin dung des Landes ob der Enns an das übrige Österreich dadurch betont, daß er seine schwäbischen Gefolgsleute, die Herren von Wallsee, seit 1298 als oberste Landrichter oder Landeshauptleute in Österreich ob der Enns einsetzte. Darüber hinaus ist auch das österreichische Landrecht in besonderem Maße auf das Land ob der Enns bezogen. Man bezeichnete dort die ganze Region westlich der Ybbs als ,,Austria superior". Dies führte dazu, daß der Historiker Ignaz Zibermayr die Meinung vertrat, hier wäre noch die Erinne rung an den römischen Stadtbezirk Lauriacum vorhanden. So war die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts für die Trennung des Landes Österreich si cherlich von großer Bedeutung. Wir dürfen aber feststellen, daß es weniger das Landvoik war, das eine Teilung des Landes Österreich in zwei Gebiete vorantrieb, sondern der Lan desfürst. Die Meinung des Landvolkes - auch des Adels - spielte zu dieser Zeit noch eine geringe Rolle. Es war wieder ein Landesfürst, der erstmals dem Lande ob der Enns einen eigenen Herr schaftscharakter zusprach und von zwei Län dern redete, nämlich Herzog Rudolf IV. (1358-1365). Als er im Jahre 1358/59 eine neue erweiterte Fassung des Privilegs Kaiser Friedrich Barbarossas vom 17. September 1156 anfertigen ließ und damit die Erhebung der Mark Österreich in ein Herzogtum näher definierte, ließ er die Mark ob der Enns mit der Markgrafschaft Österreich vereinigen und stellte fest, daß aus beiden ein Herzogtum ge worden ist. Das bedeutete, daß er die Meinung vertrat, es habe im 12. Jahrhundert auch eine Mark ob der Enns gegeben, die mit Bayern wenig Kontakt hatte, öberösterreich sollte auch reichsrechtlich als eigenständiges Land anerkannt werden, wenn es dem Herzog von Österreich gelang, das Privilegium maius be stätigt zu erhalten. Wir wissen, daß erst Fried rich III. diesen entscheidenden Schritt tat, in dem er 1442 als König den gesamten Komplex der rudolfinischen Fälschungen anerkannte und 1453 als Kaiser in einer eigenen Urkunde dies besonders aussprach und mit seiner Au torität untermauerte. Das Land ob der Enns als ein eigener Verwal tungsbezirk und nun als eigenes Land war also für die Habsburger um die Mitte des 15. Jahrhunderts eine Selbstverständlichkeit. In diesem Zusammenhang soli nicht übersehen werden, daß das Gebiet ob der Enns zu dieser Zeit sein eigenes Symbol erhielt, nämlich ein eigenes Landeswappen, das mit dem des Landes unter der Enns nichts mehr gemein sam hatte. Wenn das alte Wappen des Landes Österreich Rudolfs Vorstellung gemäß fünf Adler im Schilde umfaßte, so kann einer dieser Adler der Mark ob der Enns zuerkannt werden. Nun aber ist das Wappen Neuösterreich Ru dolfs IV., der Bindenschild, mit einem Erzher zogshut bekrönt, während das neue Wappen des Landes ob der Enns sich vom Geschlecht der Herren vom Machland ableitete, öb die Meinung, die Machländer und die Babenber ger wären verwandt und auf diese Weise sei die Teilung in zwei Gebiete zu erklären, ver sucht wu rde oder ob nach dem Aussterben der Grafen ihr Wappen für die österreichischen Herzöge in Anspruch genommen hat, läßt sich schwer feststellen. Ziemlich sicher ist, daß die heraldische Neuschöpfung dem Herzog Ru dolf IV. zuzuweisen ist und seinen politischen Vorstellungen entsprach. Zu dieser Zeit, besonders nach dem Tode Ru dolfs IV. (1365), hatte aber auch die Landbe völkerung, und hier insbesondere die Ministe rialen und die grundbesitzenden Adeligen, zu nehmend politischen Einfluß erhalten. Diese
frrW4.^- Rechts: Teilungsvertrag zwischen den Herzögen Albrecht III. und Leopold III. von Neuberg (an der Mörz) vom 25. September 1379, Pergament, Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien Herzog Rudolf IV. (1339 bis 1365), öl auf Holz, Urheber des Privlleglum malus 1358/59. - Wien, Erzblschöfllches Dom- und DIözesanmuseum Stände traten im 14. Jahrhundert im Lande Österreich immer als Einheit auf, wenn sie als Gruppe tätig wurden. Die Ständemitgiieder aus dem Lande ob der Enns hatten immer ein gewichtiges Wort zu reden, insbesondere wa ren die Grafen von Schaunberg neben den Grafen von Hardegg die führenden Adeligen Österreichs. Auch andere Geschlechter wa ren sowohl im Lande unter der Enns wie im Lande ob der Enns begütert. Bedeutende Mi nisterialengeschlechter des Landes ob der Enns waren nach Niederösterreich übersie delt, hatten hier wieder Besitz und großen Ein fluß erworben. Ais im September 1379 die Herzöge Albrecht III. und Leopold Mi. ihre Län der teilten, erhielt Albrecht III. ,,das land und hertzogtum ze Österreich oberthalb und niderthalb der Ens mitsampt der vest und stat ze Steyr und aller irer zugehörung, die in die gemerk des landes ze Steyr nicht treffen noch
1 Ptift tTe^'«^"ö „S<OT»-'' .-K»kv>fc ,VS Il.w5,n:^, „-».... jSWJ'ta' Iv cf-wt.-,, ,C $fe|,„ C.o ,• „„ a(u„ d.-.!'!:.™.«.««.»: r«^f..» -w- SS.«®-' Äwuifei RiÄ.. ß,,. ruren, und mit der Halstat und dem Ischenland und allem dem so dartzu gehört von dem Payrschem gemerk an des von Saltzburg ge biet derichts dem Steyrischen gemerk nach ab untz an das Ungarisch und dartzu was In die hofschrann ze WIenn gehört, mit allen harren rittern und knechten und mit allen den vesten Stetten und merkten dörffern und gütern mautten Zöllen gerichten vogteyn gelaltten wlltpenn und allen andern ampten nutzen und gölten, wie die genant oder wa die gelegen sein, mit fürstlicher herschaft und vollen gantzen ge weiten und mit aller lehenschaft und manschaft galstllcher und weltlicher, als das alles In die egenante hofschrann ze WIenn und die haubtmanschaft ob der Ens oder die phleg ze Steyr gehört, als das ein lantmarschallch In Österreich und ein haubtman ob der Ens oder ein purggraf ze Steyr untz her Inngehabt habent, ausgenomen der stat ze der Newnstat mit allen Im rechten freyhalten und gnaden In Stetten auf wazzer und auf land." Damit Ist ausgedrückt, daß der Hauptmann des Landes ob der Enns eine beachtliche Machtfunktlon In einem großen Bezirk Inne hatte. Als dann die österreichischen Stände nach dem Tode des Herzogs Wilhelm sich zu gemeinsamem Handeln entschlossen und am 6. August 1406 darüber eine Urkunde aus stellten, waren die von diesseits und jenseits der Enns gemeinsam zugegen: Bei den Klö stern Lilienfeld, Heiilgenkreuz, Zwettl, die Schotten In Wien, Melk und Göttwelg ebenso wie St. Florian, Gleink, Lambach, Kremsmün ster, Waldhausen oder Garsten, bei den Ade ligen Graf Johann von Hardegg als Landmar schall von Österreich ebenso wie die Kapelln, die Polhelmer, die Traun, die Losenstein und andere wichtige Geschlechter des Landes ob der Enns, bei den Bürgern die 18 Städte des Landes unter der Enns ebenso wie Freistadt, Vöcklabruck, Gmunden, Steyr, Wels, Linz und Enns. Auch beim Landesaufgebot, das Im Jahre 1426 von Albrecht V. und den Ständen von Österreich vereinbart wurde, um das Land ge gen die Hussiten zu schützen, Ist Österreich eine Einheit. Die Landleute des Gebietes ob der Enns verpflichteten sich, ebenso mit Ihrem Aufgebot nach Eggenburg zu kommen, wie die des Landes unter der Enns. Auch In einer weiteren kritischen Situation, als sich nach dem Tode Albrechts V. Im November 1440 die Stände In Wien versammelten, um festzule gen, wer künftig das Land regleren und an stelle des noch In den Windeln liegenden Lan desfürsten Ladislaus handeln solle, finden wir nur gemeinsame Stände. Gerade die folgende Zelt bis zum Jahre 1451 Ist dafür Interessant, wie sich die Stände politisch zu profilleren ver-
.üflH JF KiD£arcv5 ^ iii ♦ av5 Ro ^Aver*p*r Altersbild Kaiser Friedrichs III. (1415 bis 1493, deutscher König 1440, deutscher Kaiser 1452), gemalt von einem Tiroler Meister. - Schloß Ambras, Kunsthistorisches Museum Standen und Entscheidungen in hohem Maße auch gegen den Wiilen des Landesfürsten durchsetzten. Man sprach in dieser Zeit meist ,,vom Land Österreich niderhaib und ob der Enns". In Kommissionen der Stände waren Oberösterreicher und Niederösterreicher ver eint und der Hauptmann ob der Enns Reinprecht von Wallsee stand im Range gleich nach dem obersten Marschall und obersten Schenk von Österreich, Otto von Maissau. Bei den Städten waren die Richter von Steyr, Enns und Linz ebenso vertreten wie die von Kor neuburg, Klosterneuburg und Krems und bil deten mit ihnen die Hälfte des vierten Standes, die andere Hälfte waren sechs Vertreter von Wien. Damals fanden einige Landtage statt, wo heftig um Lösungen gerungen wurde. Graf Johann von Schaunberg soll sich dazu verstiegen haben, die Kreuzigung Fried richs III. zu verlangen, wie dieser in sein No tizbuch schrieb. Scheinbar gemeinsam gingen die Stände auch noch vor, als sie im Oktober 1451 den Aufstand vorbereiteten. An der Ur kunde des Mailberger Bundes hängen beson ders viele Siegel oberösterreichischer Stän demitglieder. Doch täuscht dies. Zum Wiener Dezemberlandtag des Jahres 1451 kamen nur wenige Vertreter des Landes ob der Enns, worauf man sich offenbar Sorgen machte. Da her wurde ein Landtag für Oberösterreich für den 9. Jänner 1452 nach Wels einberufen und einige Landleute beauftragt, vorher Stimmung zu machen und belehrend zu wirken. Dieser Landtag fand zum vorgesehenen Zeitpunkt statt, obwohl die Räte Friedrichs III. versuch ten, dagegen zu wirken und eine Aufforderung an Johann von Schaunberg, den Hauptmann ob der Enns, richteten. Die Oberösterreicher schlössen sich aber den Niederösterreichern an, anerkannten Ulrich von Eyczing als Hauptmann und das von den Ständen be stellte Regiment, wobei dieses durch vier Oberösterreicher ergänzt wurde. In einem ei genen Abkommen sicherten sie sich aber die Sondersteilung des Landes ob der Enns. Die Rechte des Landes und die Besteliung eines eigenen Landeshauptmannes solie gesichert bleiben, der Hauptmann durfte nur mit Wissen und Willen der Ob-der-Ennsischen Stände bestellt werden. Die weiteren Vertragspunkte regelten die Entschädigungen bei Feldzügen außerhalb des Landes ob der Enns. Ferner sollten die Landleute nur im Hauptmann ob der Enns ihren Gerichtsstand haben. Dieser Wel ser Landtag war also ein wesentlicher Schritt zur Ausbildung des Landes ob der Enns. Ich halte diesen für besonders wichtig für die Aus bildung des Landesbewußtseins der Stände ob der Enns, die sich nun von denen des Lan des unter der Enns trennten und künftig ei gene Wege gingen. Mir scheint, als würde dies in der wissenschaftlichen Literatur bisher zu wenig beachtet. Die Auseinandersetzungen im Hause Habs burg haben auch in der Folgezeit mitgeholfen, die Trennung der Länder endgültig zu ma chen. Zwischen 1458 und 1563 regierte näm lich Herzog Albrecht VI., der Bruder des Kai sers Friedrich III., als Landesfürstin Linz, wäh rend das Land unter der Enns dem Kaiser zu gefallen war. Als nämlich das Land Osterreich, das bisher dem Ladislaus Posthumus gehört hatte, nach dessen Tod im Jahre 1457 herren los geworden war, kam es zum Streit zwischen den beiden Habsburgern aus der steirischen Linie. Am 3. August 1458 kam es zwischen beiden in Wiener Neustadt zu einem mündli chen Übereinkommen. Der Kaiser sollte Osterreich unter der Enns, sein Bruder das Land ob der Enns erblich besitzen. Am 21. und 22. August 1458 wurden diese Abmachungen in einem Vertrag beurkundet und feierlich ver kündet. Damit war auch der Wille der Fürsten zum Ausdruck gebracht. Osterreich auf Dauer zu trennen. Daß es nicht dazu kam, ist wieder eine Folge der Geschichte, denn als Herzog Albrecht VI. zu Ende des Jahres 1463 plötzlich starb, war diese Teilung hinfällig geworden. Nun vereinigte Kaiser Friedrich III. wieder alle Besitzungen in seiner Hand. Die Stände traten auch am 15. Dezember zur Beratung der Lage nach dem Tode Albrechts VI. in Wien zusam men, wobei insbesondere die Ansprüche Sigmunds von Tirol behandelt wurden. Als sie sich auf einem zweiten Landtag für den Kaiser als den Bruder ihres verstorbenen Landesfür sten erklärten, verliehen sie der Hoffnung Ausdruck, daß etwaige Ansprüche Herzog Si gismunds Befriedigung finden, wie ihre Frei heiten und Rechte gewahrt werden würden, was ihnen der Abgesandte des Kaisers auch zusicherte. Trotzdem wird man sagen können, daß sowohl im Bewußtsein der Fürsten als auch in dem der Landesmitglieder in der Mitte des 15. Jahrhunderts, insbesondere in dessen 6. Jahrzehnt, die Teilung des Landes Oster reich in zwei Länder mit eigenen Landtagen erfolgte. Als nun dieses Land ob der Enns so wie das unter der Enns in vier Viertel geteilt, als unter 10
Johann Graf Pergen, Stich, Tecklenburg, Porträt archiv Diepenbroick, 1782 bis 1790 Präsident der nö. Landesregierung «L-rA-Ä -j.- V "... • "'■ / ■- Maximilian I. eine landesfürstliche Verwaltung aufgebaut wurde und die Stände im Gegenzug ihre eigenen Behörden schufen, wurde die Teilung immer definitiver. Denn das Kollegium der Verordneten, das in jedem Lande ent stand, entwickelte eigene Gesetze und betrieb die Errichtung von einem Landhaus in Wien und einem anderen in Linz. Im Jahre 1513 kauften die Niederösterreicher das Liechtensteinsche Freihaus in der Hochstraße und widmeten es zum Landhaus um, im Jahre 1563 folgten die Stände des Landes ob der Enns, als sie an der Stelle des Linzer Minoritenklosters das Landhaus im Renaissancestil zu bauen begannen und bis 1571 fertigstell ten. Im Jahre 1565 hatten sie auch erstmals selbständig die Huldigung geleistet. Aus die ser Teilung hatten sich mancherlei Probleme ergeben. Insbesondere erregte die anderen habsburgischen Länder, daß die Stände des Landes ob der Enns dem Range nach gleich hinter den Niederösterreichern sein wollten. Denn als am Beginn des 16. Jahrhunderts das Regiment der niederösterreichischen Lande errichtet wurde, waren alle fünf Erbländer in einer Hand vereinigt worden und wurden von einem Regiment verwaltet. Daraus ergab sich nun das Problem, welche Stellung das Land ob der Enns in der Reihe der österreichischen Länder haben sollte, sei es mit dem Land unter der Enns gleichzustellen, auf dem die Funk tion und der Titel des Landes blieben, oder Kt:.N«Jv.ATr<m mr skkmk-NT a i.a Hf:iNK UK HONt'ini". j » a«,v7j.7'/<vw; ö/;a' /,7.7> /iß /f/WGA/fffj: i LETrRK LATINE, LA REISE DE HOSGRIE a äs. ßifrspre Mmt. & äe ßu pur S^lt m • COMTE DE KEFENllULLER, ■ en lni f Vcrtaaliug van cca LATYNSCHEN BRIEF. , ; Weiten de KONMNGtNXlr; v.an HOXCiARYI' ehmKtEaarzüiVercaScyl, gdchreven-" ■■'ff-.?: - habe es sich gleichsam hinten anzureihen. Auf den Siegeln der österreichischen Landestürsten wurde es stets an letzter Stelle hinter Krain und der windischen Mark genannt, wes halb auf den gesamtösterreichischen Landta gen des 16. Jahrhunderts die Oberösterrei cher vor die Wahl gesteilt wurden, entweder mit den Niederösterreichern gemeinsam aut zutreten - denn Österreich sei ja mit dem Lande ob der Enns gemeinsam zu einem Her zogtum erhoben worden-oder sich rückwärts anzureihen, insbesondere die Steirer verlang ten dies. Denn sie folgerten, wenn Oberöster reich schon ein eigenes Land sein wolle, dann habe es nur den Rang einer Markgratschatt. Die Oberösterreicher hingegen vertraten die Meinung, ihr Land sei zugleich mit Nieder österreich zum Herzogtum erhoben worden und müsse als eigenes Erzherzogtum be zeichnet werden, sei also vor die anderen Länder zu reihen, wenn es getrennt auttrete. Das hat sich nicht durchgesetzt, im Jahre 1564 wurde das ganze Problem gegenstands los, weil nun durch die Teilung der Erbländer unter Ferdinands I. Söhne Innerösterreich eine eigene Regierung erhielt und das Statt halteramt über die niederösterreichischen Lande sich nur mehr auf Österreich ob und un ter der Enns beschränkte. Im Zeichen des Absolutismus versuchte man, das Rad zurückzudrehen. Nach dem Bauern aufstand des Jahres 1626 verweigerte Kaiser % \ ^ pv-ss 7} et.S<:yi.<Xc pf7u/.~<yT '>/-YYyi'rp 1 r/w/M/i ac/fui./ niircvrAsi/. A/i/sZ/'ue r/i/rvz L^nasitftt Hecfc aaii dent^raal' van K E 1-. XHULLI-;R, ,'Hcnitore mei üleViniiefl Ferdinand II. dem Land ob der Enns die Aner kennung als eigenes Erzherzogtum, es sollte wieder als Teil des gemeinsamen Landes Österreich auttreten. Die Stände mußten fortan bei allen Zusammenkünften mehrerer Länderparlamente gemeinsam mit den Nie derösterreichern sitzen und abstimmen. Da aber die Stände ob der Enns ein eigenes Cor pus blieben und auch die Landeshauptmannschatt beibehalten wurde, änderte sich in der Praxis recht wenig. Unter Maria Theresia wurde dann kurze Zeit versucht, auch im Rahmen der landestürstlichen Verwaltung zwei Länder zu bilden, dies kam aber auf Dauer auch nicht zustande. Erst Joseph II. vollzog die endgültige Trennung. Als nämlich 1782 die Justizptlege von der poli tischen Verwaltung getrennt, dafür mit der für die Angelegenheiten der Politik bestellten Landesregierung das auf vier Mitglieder redu zierte ständische Verordnetenkollegium ver einigt wurde, übertrug Joseph II. mit Handbil lett vom 27. Februar 1782 das Präsidium die ser Landesstelle dem Landmarschall Grat Pergen so, ,,daß er sowohl dem reduzierten ständischen Verordnetenkollegium als auch der niederösterreichischen Landesregierung als Chef vorzustehen und die Geschäfte zu lei ten hatte". Grat Pergen führte von nun an den Titel Regierungspräsident und Landmarschall in Niederösterreich und war als solcher auch Landeschet von Österreich ob der Enns. Der Regierungspräsident übte auf die dortige Ge schäftsführung neben dem Landeshaupt mann Einfluß aus, der aber bestehenbiieb. Erneuerung des Eides auf Maria Theresia 1742, Kupferstich eines unbekannten Meisters. Darge stellt die Szene, wie Graf Khevenhüller seinen Soldaten einen Brief der jungen Herrscherin zeigt 11
* \ Durch Reskript vom 21. Juli 1783 wurde dann Im Land ob der Enns das bisherige ständische Verordnetenkollegium aufgehoben und eine von dem niederösterreichischen Regierungs präsidium unabhängige „Regierung in publicis" geschaffen. Mit 1. Jänner 1784 begann die oberennsische Regierung ihre Amtstätig keit. Unter Niederösterreich verstand man fortan das Erzherzogtum Österreich unter der Enns, und seither blieben die beiden Länder politisch getrennt, abgesehen von einem Ver such im Jahre 1810, sie wieder zu vereinigen. Im Jahre 1860 wurden beide Länder als Erz herzogtümer bezeichnet. Es soll in diesem Zusammenhang auch darauf verwiesen werden, daß zu allen Zeiten ein personeller Austausch bestand. Wie schon die Puchheimer als eines der bedeutendsten Mi nisterialengeschlechter des Landes unter der Enns im 14. Jahrhundert aus Oberösterreich gekommen waren, wie die im 15. Jahrhundert so bedeutenden Eyczinger dem dortigen Rit terstand entsprangen, so konnten auch die Freiherren von Hofkirchen oder die Losenstei^ ner auf der Schallaburg ihre Herkunft aus dem Gebiet ob der Enns ableiten. Umgekehrt gab es immer wieder bedeutende Persönlichkei ten, die aus dem Land unter der Enns stamm ten und in ob der Enns führende Positionen einnahmen. So sei etwa Hans Ludwig von Kuefstein ge nannt, jener Adelige, der nach seiner Konver sion zum katholischen Glauben in der Gunst des Kaisers Ferdinand II. hoch stieg. Nach dem er im Jahre 1628/29 eine Mission in das Osmanische Reich mit Erfolg abgeschlossen hatte, wurde er nach dem Tode Herbersteins 1630 von Ferdinand Ii. zum Hauptmann des Landes ob der Enns ernannt. Es war dies ein äußerst exponiertes Amt, da Herberstein ver haßt gewesen war und die Situation sich noch nicht beruhigt hatte. Seine Installation in Linz fand am 5. Februar 1630 statt. Bald darauf wurde der neue Landeshauptmann auf Wunsch des Kaisers für sich und seine ganze Nachkommenschaft in den oberösterreichi schen Herrenstand aufgenommen und wenig später in den Grafenstand erhoben. Diese Er hebung galt nur für seine Person und für die jüngere oberösterreichische Linie. Auf ähnliche Weise wurden auch die Star hemberg in Oberösterreich seßhaft. Conrad Balthasar Graf von Starhemberg war 1663 bis 1687, also während des großen Türkenkrie ges, Statthalter der niederösterreichischen Lande. Er war aber 1649 zum Verordneten des ob-der-ennsischen Herrenstandes ge wählt worden, dann beim niederösterreichi schen Landrecht als Beisitzer eingetreten und 1641 Rat des niederösterreichischen RegiMaria Theresia im Kreise ihrer Familie, Miniatur, 1776. - Wien, österreichische Galerie Die Schriftleitung dankt herzlich Universitätspro fessor Dr. Karl Gutkas für Beratung und Beschaf fung des Bildmaterials zu seiner Abhandlung. Die Bildbeschriftungen erfolgten auf Grundlage nachstehender Ausstellungskataloge: Friedrich ili. Kaiserresidenz Wiener Neustadt, 1966 1000 Jahre Babenberger in Österreich, Stift Liiienfeid 1976 Die Zeit der frühen Habsburger, Dome und Klöster 1279 bis 1379, Wiener Neustadt 1979 Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst, Stift Melk 1980 900 Jahre Stift Göttweig 1083 bis 1983, Stift Göttweig 1983 mentes geworden. Seit 1657 war er Vizestatt halter der österreichischen Lande, nach dem Tode des Grafen Johann Trautson wurde er im November 1663 an die Spitze des Regimentes berufen. Zu seiner Zeit erfolgte die Auswei sung der Juden aus dem Wiener Ghetto und dessen Wiederbesiediung als Leopoldstadt. Damals war die Pest in Wien und im Lande un ter der Enns zu überwinden und auch das Tür kenjahr 1683 mußte er überstehen. Begütert war er in beiden Ländern, denn seine ur sprüngliche Herrschaft Schönbühel an der Donau lag in Niederösterreich, er kaufte im Lande ob der Enns 1639 die Herrschaft Waxenberg, 1651 die Herrschaft und Güter Neid harting, 1657 Freuenstein und ein Freihaus in Linz und 1666 die Herrschaft Eferding. Durch Reichslehenbrief vom 24. Februar 1676 erhielt er auch den Blutbann auf die Herrschaften Schaunberg und Eferding. So sieht man, daß hohe adelige Persönlichkeiten in beiden Tei len Österreichs ansässig waren und auf diese Weise die persönliche Brücke bestand, die durch die offizielle Teilung des Landes des öf teren unterbrochen zu sein schien. Doch soll und kann nicht vergessen werden, daß diese beiden Länder einst eine Einheit bil deten und sich allmählich auseinanderentwikkelten. Wenn heuer das Land öberösterreich in Wels mit einer großen Ausstellung seiner hi storischen Entwicklung gedacht hat, möchte ich doch auch auf die Bedeutung des Welser Landtages vom 9. Jänner 1452 nachdrücklich verwiesen haben, weil mir dieser für diese Evolution bedeutender erscheint, als es in der Literatur und auch bei der Ausstellung selbst zum Ausdruck kommt. 12
IDEENREICH FÜR EIN SCHÖNES STÜCKÖSTERREICH. Viele Menschen in unserem Land machen sich Gedanken. Über Umweltschutz, wie man Ortschaften schöner gestalten könnte und vieles mehr. Das kommt dann an Stamm tischen, unter Freunden, in der Familie zur Sprache und wird oft heftig diskutiert. Diesen ungeheuren Reich tum an konkreten und weniger konkreten, an realistischen und phantastischen, an möglichen und unmöglichen Vorstellungen sollten wir nicht brach liegen lassen. Wir sollten ihn nutzen. Indem wir nicht nur darüber reden, sondern indem wir die Dinge anpacken. Selbst die Initiative zu ergreifen und eine Idee zu verwirklichen, ist eine der schönsten, aber auch schwierig sten Sachen, die es gibt. Die Niederöster reichische Landesre gierung ermuntert und unterstützt alle, die unser Land schöner, lebens- und liebenswerter machen wollen. Zu diesem Zweck ist die Aktion „Niederösterreich schön erhalten - schöner gestalten" ins Leben gerufen worden. Eine Aktion, die alle auffordert mitzutun. Eine Aktion, die Ideen verwirklichen hilft. Eine Aktion, die bestehende Initiativen unterstützt. Wenn jeder einzelne von uns seinen Beitrag leistet und mittut, dann wird unser Land auch in Zukunft ein schönes Land sein. Machen Sie mit! Bei der Reinhaltung von Luft und Wasser, bei der Müll beseitigung, bei der Grün raumgestaltung und der Ortsbildpfiege. NIEDEROSTERREICH SCHÖN ERHALTENSCHÖNER^GESTÄLTEN. EINE AKTION DER STERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG 13
Aktive Freizeit in der Volkshochschule Steyr Die Tatsache, daß der Mensch von heute durch die immer stärker werdende Mechani sierung und Automatisierung gezwungen ist, die Entfaltung seiner persönlichen Fähig keiten immer mehr zurückzustellen, aber auch die im Laufe der Jahre in vermehrtem Umfange zur Verfügung stehende Freizeit haben dazu geführt, daß das Bedürfnis nach kreativer Betätigung ständig gestiegen ist. Zu den wenigen Bildungseinrichtungen in Steyr, die in ihrem Programm diesen Trend zu berücksichtigen in der Lage sind, gehört die Volkshochschule. Das Kursangebot in der Sparte ,, Aktive Freizeit" wird jedes Jahr erweitert. Trotzdem gelingt es nicht immer, aOe Interessenten in den angebotenen Kur sen unterzubringen. Im Arbeitsjahr 1982/83 wurden im Fachbe reich ,,Kreativität und Freizeit" 160 Kurse durchgeführt, die von 1705 Steyrern besucht waren. Nicht berücksichtigt sind dabei die 68 Kurse für ,,Körperkultur", die über 1200 Menschen angesprochen haben, und die durchaus auch dem Freizeitbereich zugeord net werden können. Das Angebot ist vielfäl tig. Es reicht vom Zeichnen über die Fotogra fie, die verschiedensten Formen des Malens (wie Stoff- und Seidenmalerei, Hinterglas-, Bauern- und Keramikmalerei), zum Arbeiten mit Holz und Ton, aber auch zu den verschie densten Handarbeitstechniken (wie Sticken, Stricken, Klöppeln oderMakramee). Kochen und Nähen können durchaus zum Freizeit bereich gezählt werden, zumal sie über die Vermittlung von Grundkenntnissen hinaus die Menschen befähigen, darin mehr zu se hen, als nur die Befriedigung der Bedürfnisse des täglichen Lebens. Das große Interesse, das von selten der Be völkerung gerade dieser Sparte der Bil dungsarbeit entgegengebracht wird, be weist, wie wichtig es für die Menschen ge worden ist, sich nicht nur beruflich weiter zubilden. Die Teilnehmer verbinden mit dem Kursbesuch durchaus nicht die Absicht, kleine Kunstwerke zu schaffen, sie wollen vielmehr ihre Anlagen und Fähigkeiten ent wickeln, mit ihren Arbeiten dem Heim eine persönliche Note geben, aber auch den Kon takt mit gleichinteressierten Menschen pfle gen. Unsere hochtechnisierte Zeit mit ihrem überwiegend leistungsorientierten Denken bietet dem einzelnen wenig Raum zur per sönlichen Entfaltung oder zum Gespräch. Kurse sind in der Lage, den Menschen nicht nur Kenntnisse zu vermitteln und bei der Entwicklung der handwerklichen Fähigkei ten zu unterstützen, sondern auch Zentren der Kommunikation zu sein und Anregung zu sinnvoller, aktiver Freizeitgestaltung zu bieten. Maria Hofinger Auskünfte: Volkshochschule der Stadt Steyr Tel. 0 72 52/23 9 81-387 Weitere Informationen: Kulturamt der Stadt Steyr Tel. 0 72 52/23 9 81-432 Fremdenverkehrsverband Steyr Tel. 0 72 52/23 2 29 alle 4400 Steyr, Rathaus 14
Die österreichische Kiosteriandschaft Floridas Röhrig Der Reim „Österreich - Kiösterreich" wird gerne gebraucht und offensichtlich mit Recht, denn wohi in keinem anderen Land gibt es so viele bestehende und zum großen Teil florie rende Klöster, die wie eh und je erheblichen Besitz an Grund und Boden ihr eigen nennen und vielen Menschen Brot und Arbeit gebenganz wie in alten Zeiten, in alten Zeiten aller dings war nahezu jedes Land in Europa ein Klösterreich. Überali gab es Stifte und Kon vente mit reichem Besitz und großem Einfluß. Anderswo wurden sie aber dezimiert und meist ganz beseitigt, zuerst in der protestanti schen Reformation, durch die Türkenkriege, dann durch die Französische Revolution, die darauffolgende Säkularisierung, und schließ lich durch die kirchenfeindliche liberale Politik des 19. Jahrhunderts. Daher kommt es, daß sich nur in Österreich und in Teilen der Schweiz (diese können jedoch unberücksich tigt bleiben, da es sich nur um kleine Gebiete handelt) die alten Stifte in ihrer ursprünglichen Struktur erhalten haben. Auch in Österreich wurde die Zahl der Stifte durch die Klosterauf hebungen Kaiser Josephs II. stark vermindert, doch blieb Immerhin eine stattliche Zahl von Klöstern bestehen, die den Forderungen des Kaisers nach pastoraler, karitativer und,,nütz licher" Tätigkeit entsprachen. Hier soll nur von jenen Klöstern die Rede sein, die ,,landschaftsbiidend" wirkten. Das sind die Konvente der alten örden, der AugustinerChorherren, Prämonstratenser, Benediktiner und Zisterzienser. Nur diese Klöster sind,,Stif te" im strengen Sinn, das heißt, ihnen wurde gleich bei der Gründung ein Besitz an liegen den Gütern-Wäldern, Weingärten, Ackerland usw. - mitgestiftet, durch dessen Ertrag ihr Unterhalt gesichert war. Dieser Besitz konnte in günstigen Fällen vermehrt werden, in ande ren Fällen ging manches verloren. Im ganzen jedoch konnten sich die österreichischen Stifte trotz vieler Rückschläge recht gut durch all die Jahrhunderte halten und besitzen heute meist noch ihr ursprüngliches Stiftungsgut. Das In termezzo der Hitler-Herrschaft brachte zwar den meisten Klöstern die Aufhebung, aber es war glücklicherweise so kurz, daß sie sich ver hältnismäßig rasch wieder erholten. Ein zwei tes Merkmai der ,,landschaftsbiidenden" Klö ster ist die Stabilität, in den oben angeführten alten örden bindet sich jedes Mitglied auf Le benszeit an ein bestimmtes Haus. Naturge mäß wird ein solches Kloster viel fester in sei ner Umgebung verwurzelt, als das bei ständig wechselnden Insassen möglich ist. Hier wird nur vom alten Kernland Österreich gesprochen, also von den heutigen Bundes ländern öber- und Niederösterreich. Nicht nur, daß früher nur diese beiden Länder den Namen Österreich führten - eine jahrhunder telange Geschichte hat viele GemeinsamkeigSe W6lfc6( Strtcn Hfcorn fäni)e ^(0' ^n;gD9fpuin6 ^effrctei^ ci> ber pnng. IrtWrttfit /^mcn/ unb ütübfc/ £»ct ENEALOG tfr|rej6iuig/ ®nl>«ofel6tn linEunfff / ®ifff / ®Paüunb Sort - ®d;)ilb / unb ^tlma / 3b«n ««nftbofftfli / ©blifffra/ KtA Ciitetni IK. BSitfoitbra jurararatn attroatn biit(i bau Sütt* ono Snotbattcn gopann l^imi / äSce^rxnn «on Üetin ju fä(^liglbtt9/®ran6i!f / Sniuntcct/ SaQftutb/ ^ Paortukoniui'' Titelblatt des für die oberösterreichische Landes geschichte wichtigen Werkes von Johann Georg Adam Freiherr von Hoheneck: Die löhliche Herren Herren Stände deß Ertz-Hertzogthumh Oester reich oh der Ennß als: Prälaten/Herren/Ritter/und Städte .. ., Passau 1727. - Foto: Franz Gangl ten entstehen lassen. Besonders überzeu gend tritt die Gemeinsamkeit auf kirchlichem Gebiet zutage, und auch hier nirgends so wie in der,,Kiosteriandschaft". Was ist damit gemeint? Zunächst muß festge halten werden, daß bis ins vorige Jahrhundert das Wort Landschaft keineswegs nur einen Ausschnitt der Umweit bezeichnete, wie wir es heute verstehen. Mit ,,Landschaft" bezeich nete man, und zwar in erster Linie, die Ge samtheit der Landstände, welche die politi sche Vertretung eines Landes bildeten. Und da spielten die Stifte eine gewaltige Rolle. Sie bildeten zusammen mit den Bischöfen im Landtag die vornehmste Kurie, den Präiatenstand. Da hier das Gewicht nach Alter und Be sitz gemessen wurde, hatten die alten Stifte weit mehr Bedeutung als die kleinen, spät ge gründeten und spärlich dotierten Bistümer Wien und Wiener Neustadt. Der öberhirt von ganz Österreich (im oben beschriebenen Sinn), der Bischof von Passau, war ja außer Landes. Daher spielten die Prälaten der alten Klöster hierzulande eine ähnliche Rolle wie anderswo Bischöfe. Sie bildeten das Gefolge und waren die Ratgeber des Landesfürsten, sie konnten Kredite und Steuern bewilligen oder verwehren, sie sprachen im Landtag ein entscheidendes Wort. Selbst als dann Kaiser Joseph Ii. seine Länder kirchlich vom Bistum Passau löste und neue Bischöfe in Linz und St. Pölten einsetzte, lebten die sozusagen wei terhin von den Klöstern. Der Bischof von St. Pölten erhielt das dortige Augustiner-Ghorherrenstift als Domkirche und Residenz, und der Bischof von Linz zog in den Stadthof des Stiftes Kremsmünster und erhielt die Güter aufgehobener Klöster als Dotation. Seit Bi schöfe im Lande waren, spielten die Stiftspräiaten keine so große kirchenpolitische Rolle wie zuvor. Aber In wirtschaftlicher Hinsicht sind sie nach wie vor von großer Bedeutung. Davon soll noch die Rede sein. Die gemeinsame Zugehörigkeit zum Bistum Passau hat beide Länder stark geprägt. Der Bischof suchte seine Rechte gegenüber aus wärtigen weitlichen und geistlichen Grundher ren zu sichern und auszuweiten. Dazu dienten ihm schon im 11. Jahrhundert die alten passaulschen Eigenklöster Kremsmünster, St. Florian und St. Pölten. Später kamen noch an dere Stützpunkte, wie die Stifte Göttweig, Her zogenburg (ursprünglich St. Georgen), Engelszeli sowie viele Pfarreien passauischen Patronates hinzu. Auf diese Weise vermochte der Passauer Bischof seine geistliche Juris diktion im ganzen östen seiner Diözese zu stärken. Diese Abhängigkeit drückte sich nicht nur in der Liturgie aus, die im ganzen Land nach dem Ritus von Passau gefeiert wurde, sondern auch in künstlerischen Impulsen. Sie strömten meist von West nach öst und ergriffen das ganze Bistum. Schon im Mittelalter war dieser Kuiturstrom sehr wirksam, öber- und Nieder österreich sind viel stärker als andere Länder durch künstlerische Verwandtschaft verbun den. Man denke nur an die Malerschuie von St. Florian, die um 1300 nach östen aus strahlte und ebenbürtige Nachfolger in Kiosterneuburg, Göttweig und Zwetti fand. Viele künstlerische Anregungen kamen aus Salz burg, das als Metropole natürlich auch für Passau Bedeutung hatte. Der Saizburger Buchmaler Ulrich Schreier hat in den Klöstern Österreichs viele Proben seiner Kunst hinter lassen. Die Passauer Maier Rueland Frueauf, Vater und Sohn, haben nicht nur für Salzburg, sondern auch für Klosterneuburg gearbeitet. Am deutlichsten tritt aber die künstlerische Verbundenheit der ganzen Passauer Diözese in der Barockzeit hervor. Seit dem 17. Jahr hundert entsteht hier wirklich eine ,,Kloster landschaft". Natur und Kunst werden von den Klöstern als große Einheit empfunden und ge staltet. Es genügt nicht, die Klostergebäude allein prächtig zu erneuern und als beherr schenden Akzent in die Landschaft zu setzen. 15
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