Musik der Flur Abschied vom Orion Horch, wie des Waldes Gewölbe erschallen Von den großen Chören der opfernden Vögel! Wie singend die silbergerüsteten Pilger, Die Wellen des Baches, mit wallenden Bannern Das ans Ufer sich drängende Blumenvolk grüßen! Wie die Birken, die hainischen Harfen, die süßen. Geliebt von den Lüften, klingend erzittern! Wie die uralten Eichenorgeln gewittern Daß die Wolken des Laubes donnernd erbrausen! Und wie, von den GriUen gezeigt ohne Pausen, Die Weise der Wiese im Winde sich wiegt! Der Stadtturm Da den Birnbaum am Hang Schon das Brautgewand schmückt Und der Grasmücke Sang Süß die Büsche verzückt, Ist es Zeit, vor der Nacht Auf den Hügel zu gehn. Um noch einmal die Pracht Des Orion zu sehn. Aus dem Zaubergefild Zart verdämmernden Blaus Tritt sein sinkendes Bild Immer voUer heraus. O du schimmernder Stab, Der so lichtes Geleit Unsern Herz wegen gab In adventdunkler Zeit! Uralter Turm: du bist das Herz der Stadt, In dessen Tor der Straßen Ströme münden. Um bluthaft in dich steigend dir zu künden. Was sie bewegt an Glück, an Leiden hat. Gesammelt im Gehäuse deiner Uhr Beginnen immer neu die alten Weisen Von Weh und Wonne durch dich hinzukreisen. Du aber bleibst geduldig. Manchmal nur. Wenn gar zu eng dir deiner Kammer Wand, Durchbrichst du sie mit schwerem Stundenschlagen, Um im Metall des Klanges auszusagen. Wie groß du bist in deinem Widerstand! Aus: Musik der Jahreszeiten. Gedichte, dem Dichter Felix Braun in Freundes liebe zugeeignet, Wien und Leipzig, Speidel'sche Verlagsbuchhandlung 1928 Die Wälder atmen und die Sterne leuchten. Natur-Romanzen, Hamburg, Ver lag Heinrich Ellermann 1939 83
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