Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Gedichte Musik der Jahreszeiten Vogelmorgen O Musik in diesem Fallen, Das die Dinge tönen macht! Klang des Apfels: sanftes Prallen Tief im Samt der Gartennacht! Ewig alte Abschiedsweise, Die im Wind des Herbstes weht. Wann der Blätter Todesreise Tanzend in die Tiefen geht! Schneechoral: o frommes Singen, Das aus hohen Himmeln rinnt Und mit sternverklärtem Klingen Weihnacht um die Wälder spinnt! Melodie der Blütenflocke, Die der Hut des Baums entflieht Und, als ob der Fluß sie locke, Flügelnd in die Fluten zieht! Rasches Lied der Regenschauer, Rauschend überm Ernteland, So der Wolke schwere Trauer Lösung im Sich-Sagen fand! Wieder dann des Apfels Prallen, Tief im Samt der Gartennacht: O Musik in diesem Fallen, Das die Dinge tönen macht! Oasen in der Großstadt So wird dem Flüchtling in des Tages Hast Asyl in euch, ihr stillen Gartengassen! Da stürzen sich der Häuser graue Massen In grüne Fluten und versinken fast -: Doch nur, um neugeformt, da als Palast Mit träumerisch geschwungenen Terrassen Und dort als Hütte, sich erstehn zu lassen. Und Hütte wie Palast lädt Gott zu Gast. Wo ist der Sänger, der dich überböte, O Vogel Gnadenreich im FrühUngshain? Birgt noch der Osten seine junge Röte, Übst du dein Lied schon, sie zu grüßen, ein! Wer weiß wie du so inbrunstvoll zu beten. Wann eingeladen wie zum Morgenamt Der Sonne Strahlen in den Wald eintreten. Um hinzufallen in des Mooses Samt? Und welche Stimme tönt so rein wie deine. Die kinderfromm den Zaubrer Tau empfängt. Wenn er des Regenbogens Edelsteine An die Gesimse deines Hauses hängt? Kosmisches Lied Musik der Nacht hat angehoben Mit zitternd zartem Zwiegesang Der Zwillinge im Himmel droben. Den weitgespannten Siebenklang Beginnt Orion schon zu proben. Arkturus bläst sein HüterHed, Das innig warm wie Lagerfeuer Empor zur kühlen Krone zieht. Blau in der Wega sagt die Leier, Wie schön das Amt, das sie versieht. Melodisch roUt der goldne Wagen, Der Schwan rauscht auf aus dunkler Bai Und kündet alte Todessagen . . . Doch daß ein weiser Halt auch sei. Den immer reicheren Satz zu tragen. Hat überm Hügelwalde schon Der voUe Mond sich rot erhoben: Groß ist als Orgelpunkt sein Ton Dem Sternenstimmennetz verwoben. Wie reifem Feld der Feuermohn. Die laute Straße meidend, die von fern Schon droht ,,Was unterbrichst du mein Getriebe, Was mengst du, Fremdling, dich in mein Gewühl?" Geht Gott durch Gassen, die voll Gärten, gern: Da dankt ja jeder Baum für seine Liebe Und jeder Vogel lohnt ihm sein Gefühl! 82

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