Literaturbeilage der Kulturzeitschrift Oberösterreich Heft 3/1983 Arthur Fischer-Colbiie 25. JuH 1895 bis 30. Dezember 1968 Auswahl und Einführung: Otto Wutzel Für Arthur Fischer-Colbrie den langjährigen Mitarbeiter und treuen Freund des Landesmuseums Franz Carl Lipp Wenn ich das Museum preise Und vergleiche mit Musik, Trifft mich jähbewegter Weise Zustimmend sein Freundesblick. Dieser Blick und diese Augen Schwärmerisch geöffnet, weit, Scheinen ganz in sich zu saugen Den Gehalt der Ewigkeit. Aufbewahrt in Opferschalen Und gesammelt im Gedicht Sieht man sie am hellsten strahlen. Wenn der Dichter selbst es spricht. Fiört man eine FFarfe klingen? Ist es seine Stimme nur? Still. Es ist ein reines Singen, Ein Ereignis der Natur. Mund und Augen sind sein Alles. Blick und Stimme seine Welt. Ganz im Banne ihres Schalles Sind wir ihr anheimgestellt. üb sie von der Landschaft kündet, Oder vom geweihten Jahr, Ob sie Sterne sich entzündet: Immer wird es offenbar Wie in seinem tiefsten Grunde dieses Herz zu jeder Frist Von der Brust bis hin zum Munde Mit Musik begnadet ist. Wie sie sich dem Musensohne Leuchtend im Gedicht befreit Liegt des Ruhms geheime Krone im Museum schon bereit. Für die von Franz Pfeffer 1927 herausgegebene Anthologie ,,Ober österreichische Dichtung" (gedruckt im Katholischen Preßverein Linz) verfaßte Arthur Fischer-Colbrie selbst eine kurze ,,Lebensskiz ze"; ,,Von mehreren in der Berliner Monatsschrift ,Die Lyrik' erschie nenen und einigen im Feuilleton verschiedener Tageszeitungen ge brachten Aufsätzen abgesehen, sind meine bisherigen Arbeiten - zur Zeit der Drucklegung dieses Buches - der Öffentlichkeit noch vorent halten. Ich sehe mich aus diesem Grunde sowohl des Rechtes als auch der Pflicht enthoben, von meinem Leben mehr zu sagen, als daß ich einen hemmenden Brotberuf freiwillig aufgegeben habe, um meinen ganzen Menschen in den Dienst jener Aufgabe zu stellen, die mir - nach Wahrnehmung spät gereifter Anlagen - in Wahrheit auferlegt scheint. Erst wenn ich mit entscheidenden Beweisen der hier nur an gedeuteten Anlagen vor die Öffentlichkeit werde treten können, werde ich bei ähnlicher Gelegenheit mein eigener Biograph sein und als solcher beginnen;, Meine Vaterstadt ist Linz, wo ich im Jahre 1895 geboren wurde . . " Diese bescheidene Zurückhaltung hat der Dichter sein ganzes Leben geübt. Wohl fand seine Lyrik bald Anerkennung. Der Traum eines freien Dichterlebens währte aber nyr kurz. 1930 trat er in den ober österreichischen Landesdienst ein, nachdem 1928 sein erster selb ständiger Gedichtband mit dem für ihn kennzeichnenden Titel,,Mu sik der Jahreszeiten" erschienen war. In rascher Folge erschienen neue Gedichtbände; ,,Die Wälder atmen und die Sterne leuchten" (1939), ,,Unterm Sternbild der Leier" (1941), ,,Der ewige Klang" (1945). Ein gütiges Schicksal half. Sein alter Freund und Förderer Dr. Franz Pfeffer erwirkte seine Versetzung in das ,,Institut für Lan deskunde von Oberösterreich". Ihm wurde hier die Schriftleitung der neu gegründeten ,,Oberösterreichischen Kulturberichte" übertra gen. 1950 wurde er zum ordentlichen Mitglied des Adalbert-StifterInstitutes ernannt, 1951 erfolgte seine Berufung in die Jury für die Enrica-Handel-Mazzetti-Preise des Bundesministeriums für Unterricht und des Landes Oberösterreich, die leider nicht mehr vergeben wer den. Am 22. November des Jahres 1950 erlebte er die Uraufführung seines dramatischen Gedichtes,,Johannes Kepler" im Landestheater Linz. In Dr. Aldemar Schiffkorn gewann er einen begeisterten Förde rer. Unsere Zeitschrift ,,Oberösterreich" stand ihm stets gerne zur Erstveröffentlichung neuer Gedichte zur Verfügung. Weitere Ge dichtbände wurden herausgebracht; 1953 ,,Orgel der Seele", 1955 ,,Der Tag ein Leben" und ,,Das Haus der hundert Rätsel", 1961 ,,Gleichenberger Elegien". Dr. Hubert Razinger pries ihn als ,,reine Flamme". Mehrmals wurde er zur Verfassung von Festreden und Prosatexten, in denen er das Lob seiner oberösterreichischen Heimat formulieren konnte, herangezogen. In der Reihe ,,Das österreichi sche Wort" veröffentlichte er eine der liebenswertesten Schriften über Ischl ,,Sie meinen Bad Ischl". In der gleichen Literaturreihe widmete ihm Aldemar Schiffkom eine Werkauswahl ,,Farbenfuge" (1962). Äußere Ehrungen stellten sich ein; Professortitel (1955), Silberne Max-Reinhardt-MedaiUe des Landes Salzburg (1960), Adalbert-Stifter-Preis des Landes Oberösterreich für Literatur (1961) u. a. Arthur Fischer-Colbrie ist aber stets der gleiche stille und bescheidene Poet geblieben. Ihm genügte die Freude am eigenen Schaffen. Nur als Dichter setzte er sich hohe Ziele. Soziale Stellung und materieller Wohlstand reizten ihn wenig. Glücklich war er, im Oberösterreichischen Landesmuseum einen be hüteten Arbeitsplatz gesichert zu wissen. Dies ist auch der Grund, gerade in einem Heft, das dem oberösterreichischen Musealwesen gewidmet ist, sein Werk in Erinnerung zu rufen. Dabei soU vor allem zum Ausdruck kommen, daß Arthur FischerColbrie nicht nur ein vollendeter Lyriker war, sondern ebenso eine formvoUe Prosa schreiben konnte. Beschäftigte er sich mit Sachprosa, so bereitete er sich stets gewissenhaft vor, wurde vom Dichter zum Heimatforscher. Wie sehr dieser Dichter musikalisch dachte und der Natur verbunden war, beweisen die Untertitel seines Gedichtbandes ,,Der ewige Klang"; In den einsamen Wäldern, Klang des Wassers, Symphonie der Flur, Lied des Laubes, Musik lichten Flockenspiels, Jahr des Himmels und der Erde. Arthur Fischer-Colbries Lyrik und Prosa ist idealistische Dichtung. Sie beruhigt und erhebt. Der Autor fühlte sich stets im Dienste einer Schönheit, die in jeder Schöpfung zu finden ist. 81
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