Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

% vielseitig begabten Menschen. Nach 1945 war er maßgeblich an der Ausarbeitung verschie dener Wirtschaftsgesetze beteiligt und wurde auch als Prüfungskommissar für Handels- und Wechselrecht an der Universität Wien bestellt. Immer wieder fand Kastner darüber hinaus Zeit, über rechtswissenschaftliche Themen zu schreiben und habilitierte sich 1964 an der Universität Wien für österreichisches Han dels- und Wechselrecht. Wenn auch die wirtschaftliche Ungunst in sei ner Jugendzeit Walther Kastner In vollkom men andere, als ursprünglich ersehnte Bah nen getrieben hat, erlosch seine Liebe zu Kunst und Literatur niemals. Die Freundschaft mit vielen Künstlern begleitete ihn zeit seines Lebens, ebenso wie die Freude am Sammeln von Kunstwerken. Die frühen Anfänge einer Bilder- und Plastiksammlung gingen im Zwei ten Weltkrieg verloren, bald nachher begann er aber von neuem und nun systematisch mit dem Aufbau einer Sammlung, die seiner Grundeinstellung, der Ehrfurcht vor der Ge schichte und den Leistungen der verschiede nen Epochen, voll entsprach. Auch ihm eignet ein schier untrügliches Gespür für das Gute und Dauernde an, von Moderichtungen blieb er stets unbeeinflußt. Bei seinen Bildern legte auch er das Schwergewicht auf Werke des 19. Jahrhunderts, daneben haben aber auch die Künstler unserer Zelt, wie etwa Defregger, Egger-Lienz, Faistauer, Hanak, Klimt, Ko koschka, Kubin, Powolny, Schiele und Thöny ihren festen Platz gehabt. Allerdings hat Walt her Kastner auch ältere Kunstwerke, vorwie gend Plastiken der romanischen und goti schen Stilepoche gesammelt. Im Jahr 1964 entschloß sich Professor Kast ner, einen Teil seiner Schätze dem oö. Lan desmuseum testamentarisch zu vermachen. Hierin kam wohl die Verbundenheit mit diesem Institut, die schon aus seiner Kindheit datierte, zum Ausdruck, aber wohl auch ein vielleicht gar nicht greifbarer Einfluß seines Bruders Otfried, des Eisen- und Krippenfachmannes Oberösterreichs, der durch Jahrzehnte am oö. Landesmuseum gearbeitet hat. Dann, im Jahr 1974, entstand der spontane Entschluß Kastners, das vorgesehene Legat sofort zu übergeben. Wieder führte Dr. Otto Wutzel die anfänglichen Verhandlungen, der Abschluß erfolgte dann direkt mit dem Oö. LandesmuOben: Hl. Anna aus einer Gruppe ,,Anna Selbdritt", Lindenholz, um 1520, aus Hopferreith, St. Leonhard bei Waldhofen a. d. Ybbs, Oberösterreichisches Landesmuseum, Sammlung Kastner. - Foto; M. Eiersebner Links oben: Vesperbild (Pietä), Kunststein, 1. Viertel 15. Jahrhundert, Oberösterreichisches Landesmuseum, Sammlung Kastner. - Foto: M. Eiersebner 6

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