Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Unten: August von Pettenkofen (1822-1889), Küche, kleines Mädchen auf einem Stuhl ste hend, Schwarze Kreide, bezeichnet a. p. 1886, Oberösterreichisches Landesmuseum, Sammlung Pierer (1 Miniatur), Gottfried Seeios (1 Grafik), Aiois Straßgschwandtner (1 Grafik), Adolf Tfieer (1 Miniatur), Robert Theer (1 Miniatur), Fried rich Tremi (2 Grafiken), Josef Zahradnicek (1 Grafik) und zusätzlich noch einige Glück wunsch- bzw. Neujahrsgrafiken der Wiener Porzellan-Manufaktur. Diese Werksammiung von 81 Künstlern spie gelt in ihrer Gesamtheit deren liebevolle Hin gabe an die Natur, sowohl in der Landschaft wie auch im Blumenstilieben und schließlich im Menschen selbst, in den Porträts, in den Miniaturen wird er in seiner charakteristischen Haltung und der für die Zeit typischen Anmer kung auch von Kleinigkeiten gezeigt, bei an deren Künstlern wieder wird der Mensch bei der Arbeit festgehalten, wenn auch dem Zeit geist entsprechend etwas idealisiert. Beson ders prägnant erweisen sich die Zeichnungen, speziell jene von Volkstypen, wie z. B. bei Gauermann, Greil und Pettenkofen. Erst zum Ende des Jahrhunderts tritt die etwas phantasievoilere, schwülstigere Motivwahl in den Vordergrund. Im Überblick gibt es in der Sammlung zwei zeitliche Schwerpunkte, näm lich die ersten Jahrzehnte, die des Biedermei er, und die letzten Jahrzehnte des 19. Jahr hunderts. Außerdem fällt das sichere Urteil Pierers auf. Viele dieser Arbeiten wären heute kaum mehr zu finden bzw. es müßte ein um vieles höherer Preis hiefür bezahlt werden und so ist die seinerzeitige Erwerbung der Samm lung Kommerziairat Ferdinand Pierer's zur Abrundung eines Zeitbildes nicht hoch genug einzuschätzen. Der zweite große Mäzen dieses Jahrzehnts ist Univ.-Prof. Dr. Walther Kastner. Der gebürtige Oberösterreicher aus einer alten und weithin bekannten bodenständigen Handwerkerfami lie stammend, wurde zum universellen Kunst sammler nicht nur aus seinem Gefühl heraus, wie Ferdinand Pierer, sondern auch aus ein schlägigem Wissen. Waither Kastner wurde 1902 in Gmunden ge boren, besuchte von 1913 bis 1921 das Linzer Staatsrealgymnasium und begann anschlie ßend in Wien das Studium der Kunstgeschich te, Germanistik und Psychologie, Fächer, die seinem Wesen voll entsprachen, schon im stark musisch bestimmten Elternhaus ge weckt und gefördert worden waren. Mit einem großen Kunstverständnis ging Hand ind Hand die Liebe zur Natur, im Kreise des ,,Wander vogels" eroberte er sich die Heimat in ihrer stil len Schönheit, eroberte er sich auch die Land schaft Adalbert Stifters und versuchte selbst, mit viel Talent die erlebten Schönheiten in Zeichnung und Aquarell festzuhalten. Das an gefangene Studium stand jedoch unter kei nem guten Stern, die Not der Nachkriegsjahre zwang Kastner, es schon im zweiten Seme ster abzubrechen. Einige Jahre Bankdienst folgten, bis ihn auch hier das Los des allge meinen Personalabbaues traf. Mit seiner Ab fertigung begann Waither Kastner neuerlich zu studieren, diesmal allerdings Jus, er wurde 1927 promoviert. Jahre im öffentlichen Dienst folgten, Gerichtspraxis, Finanzprokuratur, Bundesministerium für Finanzen, für innere und kultureile Angelegenheiten, Privatwirt schaft und Wirtschaftsanwait sind wesentliche Meilensteine im beruflichen Leben dieses so Rechts: Josef Kriehuber (1800-1876), Hofjagd in Ischl (Gruppe von 9 Jägern), Bleistiftzeichnung, Oberösterreichisches Landesmuseum, Sammlung Pierer •if-#

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