Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Oberösterreich aktuell Historische Ansicht „Das Museum Francisco-Carolinum in Linz", Zeichnung von Carl Guny in der,,Neuen iiiustrierten Zeitung", Band II, 1887, Nr. 50, Seite 797. - Foto: Fr. Gangl Denkmalpflege" hervorgehen lassen, der sich den großen Aufgaben dieses Gebietes erfolg reich widmet und dabei Im oftmaligen gemein samen Vorgehen mit dem Museaiverein und seinem Mitgilederkreis eine segensreiche Tä tigkeit entfaltet. Punkt für Punkt erfüllte der Verein damit seine Vorstellungen, wovon in der Gegenwart vor allem die Publikationstä tigkeit geblieben ist. Aber auch auf dem Sektor der Heimatpfiege steht der Verein nicht mehr allein da. Er ist vielmehr Glied von vielen Einrichtungen der öffentlichen Hand oder mehr/minder halböf fentlichen Stellen und Organisationen, die sich die Volksbildung zum Ziele setzen. Dieser Vorgang begann Im Jahr 1921 mit der Verseibständigung des Museums. Der Verein war nun nicht mehr Museumsträger, sondern konnte dem Museum nur mehr ideelle Hilfe leisten, indem er etwa in seinem Mitgiiederkreis und in der Öffentlichkeit dafür warb. Un ter der Leitung ignaz Zibermayrs, des damali gen Landesarchivdirektors, nahm der Verein wenigstens die Veröffentlichungstätigkeit 1925 wieder auf. Die Vereinssatzungen wur den neu gefaßt, so daß die Vereinstätigkeit in ruhigen Bahnen veriaufen konnte. Die Eingliederung Österreichs in das Deut sche Reich brachte 1938 wesentliche Verän derungen. Einerseits war der Verein dem herrschenden Regime nicht genehm, ande rerseits ergab sich eine veränderte Struktur: man stellte die Landeskunde anstelle der Museumspfiege in den Vordergrund. Durch die Kriegsereignisse kam das kulturelle Leben gänzlich zum Erliegen. Nach dem tota len Zusammenbruch mußte der Verein gewis sermaßen aus den Ruinen wieder aufgebaut werden. Der Verein begann, wo man die tradi tionelle Linie geändert hatte. Man griff auf die alten Satzungen und den alten Vereinsnamen zurück. Auch die Vereinstätigkeit orientierte sich an der Zwischenkriegszeit: die Heraus gabe des Jahrbuches stand im Vordergrund, in diesen Jahren änderte sich die sozial- und kulturpolitische Lage weitgehend, in diesem Wandel sind Aufgaben und Verantwortung auf kulturellem Gebiet nicht mehr allein bei den zuständigen Amtsstellen, sondern - wie zur Zeit der Vereinsgründung - in hohem Maße auf die Bevölkerung und Ihre Initiativen über gegangen. Diese Entwicklung ist durch die rasch anstei gende Zahl der örtlichen Museen und Heimat vereine gekennzeichnet. Die Idee eines einzi gen Museums, das allein die kulturelie Ver gangenheit des Landes darstellt, ist längst überholt, da nicht nur in den anderen wichtigen Städten, sondern auch in vielen Märkten ähn liche Kulturstätten entstanden. Für den Ober österreichischen Musealverein brachte diese Entwicklung ein Schwinden seines Aufgaben bereichs mit sich, dem der Vereinsvorstand Rechnung tragen mußte. Ein erster Versuch in dieser Richtung bestand darin, im Vereinsjahrbuch aus möglichst ailen oberösterreichischen Museen und Heimat häusern Jahresberichte zu veröffentlichen und diese kulturelle Dokumentation auf die wichtigsten gleichgerichteten Vereinigungen und Amtsstellen im Lande auszudehnen. Da durch wuchs dieser Teil des Jahrbuches ge waltig an, so daß die Dokumentation neben den wissenschaftlichen Arbeiten zur Landes kunde in einem zweiten Band veröffentiicht werden muß. Das Museum Francisco Carollnum und das Schloßmuseum Das Oberösterreichische Landesmuseum ist heute im wesentlichen in zwei Häusern unter gebracht, nämlich im Francisco Garolinum in der Museumstraße und im Schloßmuseum. Beide Gebäude beinhalten nicht nur historisch wertvolle Gegenstände, sondern sie sind auch selbst kunst- und kulturgeschichtliche Zeugen der oberösterreichischen Geschichte. Die Errichtung eines eigenen Museumsge bäudes wurde bereits rund 20 Jahre nach der Gründung des Landesmuseums aktuell, denn das erste Ausstellungslokal im ehemaligen Beamtenwohnhaus beim Theater zeigte sich ab der Mitte des vorigen Jahrhunderts als viel zu beengt und hoffnungslos überladen. So gab es bereits 1853/54 Pläne zu einem Neu bau, die jedoch unverwirklicht blieben. Erst im Sommer 1874 bildete sich wieder eine Inter essengruppe aus den Reihen des Musealver eines, die sich Jahre später offiziell als ,,Aktionscomite für den musealen Neubau" konsti tuierte. Die Realisierung der damals erstellten Pläne und Entwürfe scheiterte letztlich jedoch an Uneinstimmigkeit und an finanzieller Knap pheit. Im Herbst 1882 konstituierte sich ein neues Baukomitee, das einen Architektenwettbe werb durchführte und schließlich dem Stutt garter Architekten Bruno Schmitz den Auftrag eines Museumsneubaus erteilte. Schmitz griff in seinem Vorschlag einen neuen Bautypus auf, nämlich den Zentralbau mit annähernd quadratischem Grundriß. Er sah in diesem Gebäude den ,,Tempel von Kunst und Wis senschaft". Dieser Auffassung entspricht auch die Konzeption des Frieses, den der spä65

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