Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Oberösterreich aktuell 150 Jahre LandesmuseumEine Epoche oberösterreichischer Geschichte Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Das oberösterreichische Landesmuseum fei ert heuer zum 150. Mal die Wiederkehr seiner Gründung. Als Landeshauptmann und Lan deskulturreferent nehme ich das Jubiläum zum Anlaß, die Aufgabensteliung dieses Hau ses zu präzisieren und seinen Stellenwert im heimischen Kunst- und Kulturangebot näher zu beleuchten. An der grundsätzlichen Aufgabe des Landes museums hat sich seit seiner Gründung im Jahre 1833 nichts geändert: Seine traditio nelle Aufgabenstellung liegt zunächst einmal in der Sammeltätigkeit zur Erhaltung bedeu tender Kultur- und Naturgüter des Landes so wie die damit zusammenhängende wissen schaftliche Arbeit. Dazu gehören auch die planmäßigen archäologischen und paläonto logischen Grabungen. Diese Tätigkeiten bil den die Grundlage für alle weiteren Möglich keiten, so auch für Ausstellungen, bei denen zunehmend bestimmte Bildungsaufgaben in den Vordergrund treten. Das Landesmuseum gehört dabei zu jener Art von Institutionen, die die verantwortungsvolle Aufgabe haben, die für die breite Öffentlichkeit immer unverständlicher werdende wissenschaftiiche Fachsprache für das breite Publi kum aufzubereiten. Dies geschieht durch ge eignete Exponate, Modelle, graphische Dar stellungen, leichtverständliche Texte und letztlich auch durch den Einsatz moderner au diovisueller Hilfsmittel. All das soll dazu füh ren, daß für das Alte und Neue Verständnis und Interesse beim Besucher geweckt wird. Die breite Kluft zwischen Wissenschaft, ex trem künstlerischer Entwicklung sowie mo derner Technik und der Öffentlichkeit muß überbrückt werden, wenn die revolutionären Erkenntnisse und wissenschaftlichen Fort schritte der Gegenwart auf den Alltagsmen schen nutzbar gemacht werden sollen. Dies gilt im besonders hohen Maße für die Natur wissenschaften, deren Wissensstand unbe dingt in verständlicher Form weitergegeben werden muß. Dies deshalb, weil diese Er kenntnis in vielen Fällen für ein richtiges Ver halten der Bevölkerung zunehmend von emi nenter Bedeutung ist. Die Herausgabe von populärwissenschaftlichen Schriften und Ka talogen dient letztlich dem gleichen Ziel. Das Land öberösterreich als Rechtsträger des Landesmuseums ist sich einerseits der eineinhalb Jahrhunderte langen Tradition des Museums und andererseits der hohen Anfor dernissen, die an das Haus gestelit werden, bewußt und unternimmt daher alles, damit das Landesmuseum seinen Aufgaben in bester Weise nachkommen kann. Will man den Stellenwert des öö. Landesmu seums während seiner 150jährigen Ge schichte genauer beleuchten, so muß man auch die Tätigkeit des öö. Musealvereins Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck als Hobby-Archäologe. - Foto: Wodicka skizzieren, denn er war es, der bis 1921 die Rechtsträgerschaft innehatte und bis heute maßgebliche ideelle Hilfestellung leistet. Der Oberösterreichische Museaiverein Am 10. Februar 1833 brachte Anton Ritter von Spaun, damals wirklicher Landrat im österrei chischen Staatsdienst und Verordneter des Ritterstandes im Lande ob der Enns, beim Präsidenten der Regierung und Stände im Lande ob der Enns, Graf Alois von Ugarte, eine Eingabe zur Gründung eines Ge schichtsvereins ein. Die Aufgaben des zu gründenden Vereines sollten sein: die Denk mäler der Geschichte zu sammeln, zu ver zeichnen, zu beschreiben und abzubilden so wie für ihre Erhaltung zu sorgen; die geschrie benen Geschichtsquellen zu sammeln oder wenigstens in Auszügen festzuhalten; eine Bücherei für die vaterländische Geschichte anzulegen; schließlich durch Veröffentlichun gen den vaterländischen Sinn zu erwecken und zu nähren. Mit Datum vom 19. November 1833 wurde die Vereinsgründung von Kaiser Franz I. bewilligt, unter der Bedingung, daß hiezu keine Unter stützung des Staatsschatzes angesprochen werde. Der erste Name lautete: ,,Verein des Vater ländischen Museums für Österreich ob der Enns mit Inbegriff des Herzogthums Salz burg", der Mitgliederstand erreichte sofort die Zahl von fast 300. Der erste Band der Veröf fentlichungen erschien schon im Jahre 1834. Trotz der von Spaun vorgesehenen Be schränkung auf eine Sammel- und For schungsstelle für die Landesgeschichte des heutigen öberösterreich sollte die Förderung von Technologie und Naturwissenschaften in die Vereinsarbeit mit einbezogen werden. Dem ersten Verwaltungsausschuß des Verei nes gehörten außer Spaun die Florianer Chor herren Franz Kurz und Josef Gaisberger an. Die Ausdehnung der Vereinsaufgaben auf das Land Salzburg entsprach der damaligen Ver waltungsorganisation. Mit der politischen Lö sung Salzburgs von Oberösterreich machten sich die Salzburger Mitglieder aber selbstän dig. Immerhin geht die Museumsgründung in Salzburg auf diese Wurzel zurück. Die Sammlung der Denkmäler des Landes führte zunächst zur Gründung und zum Aus bau des Museums Francisco-Garolinum. Schon im 19. Jahrhundert zeigte sich, daß eine Führung und Entwicklung dieses Mu seums die Möglichkeiten eines Vereins bei weitem überschreitet. Nach längeren Ver handlungen wurde die Übergabe des Mu seums als Landesinstitut im Jahre 1921 an das Land öberösterreich durchgeführt. Dies stellt sicher eine der bedeutendsten Leistun gen eines Vereines für die öffentliche Hand dar. Der zweite Punkt der Vereinsziele, die Samm lung der historischen Denkmäler, unter denen man vor allem Urkunden verstand, führte im Jahre 1896 zur Gründung des öberösterreichischen Landesarchivs. Aber auch das dritte Ziel, die Errichtung einer Bücherei, ist längst Wirklichkeit. Noch immer Ist die ehemalige Vereinsbibliothek der Grundstock der Büchersammlung des öö. Landesmuseums. Zu ihrer Erweiterung trug der Verein durch Tauschverkehr mittels seiner Veröffentlichungen bei. In der Vorbereitung und Durchführung dieser Publikationen, wel che die vierte Aufgabe erfüllen, sah der Verein immer eine bedeutende Verpflichtung. Die Fi nanzierungsprobleme der umfangreichen, mit Abbildungen zur Dokumentation versehenen Veröffentlichung sind und waren aber be trächtlich. Daher wird der Verein seitens der Kulturabtei lung des Amtes der oö. Landesregierung un terstützt. Zu den Gründungszielen des Verei nes zählt schließlich noch die Denkmalpflege. Diese Aufgabe wurde schon in der Monarchie in den staatlichen Sektor einbezogen und fand seither in zunehmendem Maße allgemeines Interesse. Die darüber hinaus notwendigen privaten Initiativen haben in unserem Lande aus den Problemen und Schwierigkeiten der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg den ,,Verein 63

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