Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Kunst der Gegenwart Jede künstlerische Äußerung Ist das Ergebnis eines ganz bestimmten Verhältnisses zwi schen einem Menschen, dem Maß seiner Empfindungsfähigkeit und seiner ganz per sönlichen Wirklichkeit. Natürlich behauptet das formale Element den Vordergrund in die ser durchaus geistigen Räumlichkeit, weil es ja das sictitbare Zeichen ist, das uns als erstes begegnet. Aber diese Betonung verblaßt bei genauer Überlegung. Form Ist nur der Aus druck für einen Prozeß, In welchem Mensch, Erlebnis und Fähigkeit (oder Verständnis) m/feinander eine aufeinander bezogene und auseinander entstehende Einheit bilden, die, weil sie in sich fließend bleibt, allen Wirklich keiten, die sich ereignen und ergeben können, offen gegenübersteht. Die Form ist daher im mer wieder nur Andeutung. Sie ist der Schlüs sel für einen Raum geistiger Bewegung. In diesem Sinne habe ich die ,,Figur im Gar ten" verstanden. Exterieur eines Malers: eine barocke Steinfigur im Garten. Man weiß ganz sicher, daß sie einstmals irgendwo eine ande re, feste Heimat hatte, hier aber nun bleiben wird, eingebunden in die Fülle lebendiger Far ben eines lebendigen Gartens und übergös sen mit einem Licht, das jahraus, jahrein in den bunten Möglichkeiten dieses Gartens badet. Hier verbindet sich trostvoll die Nonchalence der barocken Sandsteinplastik mit der Non chalence des Malers, der seiner ungeteilten Freude ohne Hintergedanken und ohne Spe kulation freien Lauf läßt. Diese Freude ist ein besonderes, ja das innere Licht dieses Aqua rells. Freude liegt auch über dem ,,Gastgarten in Parschallen" - ich habe ihn nie zärtlicher und nie verträumter gesehen. Das Blatt erinnert an August Renoir - und auch wieder nicht. Die etwas ermüdete Fröhlichkeit eines sommerli chen Nachmittages schwingt mit kleinen un erheblichen Bewegungen hin und her. Man sucht den Schatten in einem Gastgarten voll bunter Sonnenschirme. In der heißen Trägheit scheint selbst der Wunsch nach dem Wasser des Sees kaum erfüllbar - es wird noch lange dauern, bis sich die bunten Andeutungen die ses flirrenden Tages in der einfachen Ruhe des Abendausklanges - also in sich selbst - wiederfinden werden. Es ist das ein Bild, wie das bunte Ballspiel der Kinder: voll Farbe, voll Licht, voll Traum - und voll der Gewißheit, daß diese Fülle Aus druck einer unendlich bewegten Einheit ist. Es ist keine Blasphemie, Bilder verschiedener Art, von ganz verschiedenen Meistern und Zeiten miteinander zu vergleichen. In man chen Details erinnert mich Anton Lutz - wenn auch nur mit einem Gedankensprung - an Hokusai und Hiroshige. Vielleicht ist es die lyri sche Einfachheit der Landschaftsdarstellun gen, die eine Verbindung schafft, weil sie hier wie dort jeden gedanklichen Spielraum er laubt. Es geht bei solchen Vergleichen ja nicht um die Feststellung formaler Parallelen. Es in teressiert nur der Ausgangspunkt. Alles Geschehende - und dies gilt für die Kunst so gut wie für biologische und geistige Erscheinungen - weitet sich radial aus; alles geht im Maße der vorhandenen Zeit, der ge gebenen Umstände und der Möglichkeiten seiner Zukunft entgegen. Der Ausgangspunkt aber, seine Reinheit, seine Verläßlichkeit, ent scheidet über die Artikulation des Seins. Sein - ist dieser Begriff nicht andauernd von grundsätzlichen Mißverständnissen verdun kelt? Haben und Sein schließen einander aus, trotzdem zwingt der Wunsch nach Über schaubarkeit und Berechenbarkeit dem Sein eine Abgrenzungslinie auf. Durch solch eine Fixierung aber wird die innere Bewegungs freiheit gehemmt und beschnitten. Die meß bare Länge des Radius ist nicht dasselbe wie die Möglichkeit seiner zentralen Kraft. Mit der willkürlichen Begrenzung nach außen hin (und: jede Begrenzung ist willkürlich und nur unzureichendes Hilfsmittel) nehmen wir nicht nur dem Radius seine absolute Handlungs möglichkeit, sondern stören vor allem die Kraft der Entfaltungsmitte. Nichts aber ist empfindli cher und sensibler gegen solche Störung als die Sprache der Kunst. Eine Begegnung mit Bildern soll nachdenklich machen - die Aquarelle von Anton Lutz haben das bewirkt. Sie haben vor allem gezeigt, daß der 90jährige Maler noch immer aus der Kraft seines Herzens und mit unbefangener Freude arbeitet. Unbeirrt von allen Zufälligkeiten schreibt er nach wie vor seine „mit dem Pinsel geschriebenen Gedichte". Sehr viele Freunde danken ihm dafür. BILDER LINZ DAMETZSTRASSE 25, Tel. 27 02 70 (keine Mittagssperre) DINGHOFERSTRASSE 69, Tel. 53 5 36 (Ecke Blumauerstraße) geöffnet Montag bis Freitag von 13.30 bis 18 Uhr Orig. Ölgemälde Kunstdrucke Rahmungen Spiegel, Karniesen Gemäldegalerie 19. Jahrhundert im 1. Stock (9 bis 12 Uhr) Kupferstiche und alte Landkarten Gemäldeschau besonders preisgünstiger Ölgemälde. Gute Parkmöglichkeit 62

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