Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Unten: Emil Jakob Schindler (1842-1892), Blu mengarten In Weißenkirchen, 01 auf Holz, be zeichnet Schindler Weißenkirchen 1879, Oberösterrelchlsches Landesmuseum, Sammlung Pierer terhin einen wichtigen Platz in seinen Samm lungen ein, immer kann man bei seinen Er werbungen eine persönliche Verbundenheit mit dem Bild spüren. Bald begann Pierer sy stematisch zu sammeln, stieß manches von früheren Beständen ab, wie das nun einmal üblich ist. Trotzdem platzte die Wohnung von der Bilderfülle gleichsam aus den Nähten, die Wände waren vom Boden bis zur Decke vollbehangen. In dieser Hinsicht war es eine Wohltat, daß im Jahre 1930 das Geschäft ei nen Neubau erforderte und damit auch eine Vergrößerung der Wohnung möglich war. Mehr Platz eiferte allerdings zu neuen Käufen an, die Hängemöglichkeiten waren bald wie der erschöpft. Nun erst gab Ferdinand Pierer die Aquarelle und Zeichnungen in Mappen und ließ die Ölbilder an den Wänden voll zu ih rem Recht kommen. Sie waren hier mit echter m Links: Ferdinand Georg Waidmüiier (1793-1865), Wienerwaidiandschaft mit Bück auf den Schnee berg, öi auf Hoiz, bezeichnet Waidmüiier 1861, Oberösterreichisches Landesmuseum, Sammlung Pierer Liebe gehängt, nicht nach Alter, Namen oder Stilen geordnet, sondern so, wie es eben dem persönlichen Geschmack entsprach und das machte die Sammlung zu ihrem Wert noch be sonders liebenswert. Kommerzialrat Ferdi nand Pierer starb 1963, sein Sohn Ferdinand Pierer, der ebenfalls an der Vergrößerung der Sammlung mitgewirkt hatte, übergab sie nun dem oberösterreichischen Landesmuseum. Die Sammlung vermittelt mit ihren rund 70 Öl gemälden und 23 Miniaturen einen hervorra genden Querschnitt durch die österreichische Malerei des vorigen Jahrhunderts, ziemlich genau in der Zeit von 1800 bis 1900 (nur Ro mantiker und Nazarener fehlen, sie entspra chen wohl weniger dem naturverbundenen Kunstsinn Pierers). Wirklich lebendig wird aber diese Zeit für den Laien wie auch für den Sachverständigen durch die rund 200 Aqua relle und Zeichnungen, die zu ihr gehören. Wie bei den Gemälden besticht auch bei diesen grafischen Beständen (Aquarelle, Gouachen, öl auf Papier, Bleistift- und Kreidezeichnun gen, teils laviert oder aquarelliert) wiederum die Tatsache, daß nicht nur die richtungsbe stimmenden, bekannten Namen aufscheinen, sondern daß auch Blätter von heute fast ver gessenen Künstlern vorhanden sind; erst durch sie gewinnt ja die gebotene Palette an Farbigkeit. Neben Rudolf v. Alt (2 Gemälde, 8 Grafiken) sind Franz (19 Grafiken) und Jakob Alt (2 Gra fiken) vertreten, von Friedrich Gauermann gibt es 1 Gemälde und 9 Grafiken, von Ferdinand Georg Waldmüller 7 Gemälde, von Moritz Mi chael Daffinger 4 Miniaturen und 4 Grafiken. Von Emil Jakob Schindler besaß Pierer 7 Ge mälde, darunter einige Meereslandschaften, von Franz Steinfeld 3 Bilder von Gebirgsland schaften, von Eugen Jettel 5 Ölbilder, teils von dessen Reisen in Frankreich und Holland, von Josef Rebell 2 italienische Landschaften in öl, die 1817 in einer Serie von 6 Gemälden für den Herzog von Leuchtenberg entstanden sind, von Rudolf Ribarz, ebenso wie von Au gust V. Pettenkofen je 3 Gemälde; von letzte rem zusätzlich noch 7 Grafiken mit Pußta-Motiven. Von bedeutenden Namen aus dem zu Ende gehenden Jahrhundert sind Anton Romako (1 Gemälde) und Hans Makart (1 Ge mälde) zu erwähnen. Der frühest vertretene Maler ist Friedrich August Brand, geb. 1735 in Wien, Bruder von Johann Christian Brand. Die Landschaftsmalerei lernte er bei seinem Vater Christian Hülfgott Brand, für seine Historien bilder waren ihm Arbeiten von Gran und Tro ger Vorbilder. Pierer besaß von ihm eine Mi niatur, das Deckelbild einer Lackdose. Zu den frühesten Werken dieser Sammlung gehört ein Männerproträt der 1764 geborenen Male rin Barbara Krafft, der Tochter des Iglauer Ma lers Johannes Steiner, und der Zufall will es, daß eines der zeitlich letzten Bilder, wenn nicht vielleicht überhaupt das späteste, ebenfalls von einer Frau stammt, von ölga WisingerFlorian (1844 bis 1926), in ihrem Stil stark den Impressionisten verpflichtet. Als weitere bekannte Künstler sind aus dieser Reihe zu nennen: Karl v. Agricola (2 Grafiken), Friedrich v. Amerling (2 Gemälde), F. Blaschek (2 Grafiken), Tina Blau (1 Gemälde), Hans Canon (1 Gemälde), Josef Danhauser (21 Grafiken), Franz v. Defregger (1 Gemäl de), Johann Matthias Ender (2 Grafiken), Thomas Ender (3 Grafiken), Peter Fendi (1 Gemälde, 1 Grafik), Friedrich Heinrich Fü-

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