Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Die Weiser Burg nach der oberösterreichisohen Landesausstellung 1983 Wilhelm Rieß Vorbemerkung Für den Autor ist es zumindestens ungewöhn lich, über etwas zu schreiben, was dereinst sein wird. Hat doch die Geschichtsschreibung dies stets den Futurologen oder Science-fic tion-Autoren überlassen und sich mit dem be schäftigt, was da war. So wird der Leser vielleicht den Eindruck ge winnen, dieser Beitrag beschäftige sich allzu sehr mit den Sammlungen des Weiser Mu seums von gestern. Doch nur eine ausführli che Darstellung dieses Bestandes, der ja die Grundlage für die Sammlungen im Kulturzent rum Burg Weis nach der oberösterreichischen Landesaussteilung 1983 bilden wird, läßt ein umfassendes Bild der neuen Konzeption er kennen. Was die verdienstvollen Vorgänger des Autors in ihrer Eigenschaft als Kustos oder Museumsdirektor mit Eifer, Fleiß und Fach wissen zusammentrugen, soll in der neuge stalteten Burg eine würdige Fassung erhalten. Freilich wird manches von dem in diesem Bei trag Dargestellten noch Veränderungen aus gesetzt sein, die Generairichtung ist aber vor gegeben und verlangt nunmehr umfassende und ausreichende Kleinarbeit. Auf eine Darstellung der Geschichte der Burg Weis glaubt der Verfasser verzichten zu kön nen, da dies eben erst durch Univ.-Prof. Dr. Kurt Holter in dankenswerter und vorzügli cher Weise im 1. Heft des Jahres 1983 der Kulturzeitschrift Oberösterreich erfolgt ist. Bemerkungen zur Geschichte des Stadtmuseums Wels Am 1. Jänner 1882 hat der damalige Stadtratdiesen Titel führte damals der Stadtamtsleiter Dr. Franz von Benak - an die Stadtgemeinde eine Eingabe gerichtet, in der er die Errichtung eines Stadtmuseums beantragte. Darin hieß es: ,,Derartige Museen bestehen überall, wo auf soge nanntem historischem Boden Funde gemacht wer den; sie bilden eine Sehenswürdigkeit für Einheimi sche und Fremde und liefern hierdurch, ganz abge sehen von Ihrem wissenschaftlichen und volksblldernlschen Werte, einen Indirekten materiellen Nut zen, welcher allein schon die jedenfalls mäßigen Kosten der Aufstellung überwiegt." Nun- bis auf die,,mäßigen Kosten" hat dieser Satz auch heute noch seine voiie Güitigkeit. Alierdings sollte es noch zehn Jahre dauern, bis die Gestaltung einer Ausstellung begon nen werden konnte. Das Museumskomitee konnte 1902 die Unterbringung der Sammlun gen in dem damals neuen Sparkassenge bäude erwirken. Das Museumskomitee stellte übrigens einen Unterausschuß des Gemein derates dar. Das Museum selbst wurde am 4. September 1904 in jenem Gebäude eröff net, in dem heute die archäologischen Samm lungen untergebracht sind. Im Jahre 1906 Reglerungsrat Stadtrat Ferdinand WIesInger (gestorben 1943). ölskizze von Adalbert Wille, Original Im Stadtmuseum Wels. - Foto: Helga Födlsch konnte der Jurist Ferdinand Wiesinger für die Museums- und Archivarbeit gewonnen wer den. Bis zu seinem Tode im Jahre 1943 leitete Stadtamtsleiter Regierungsrat Ferdinand Wiesinger Museum und Archiv. Sein Name ist untrennbar mit der Weiser Stadtgeschichts forschung und -Schreibung verbunden. Nach dem zweiten Weitkrieg wirkte der Weiser Gymnasialdirektor Hofrat Professor Dr. Hu bert Marschali als Kustos für Museum und Ar chiv. Mit 1952 trat Dr. Gilbert Trathnigg in den Dienst der Stadt Weis. Er wurde 1955 zum Museumsdirektor ernannt. Am 25. September 1970 verschied Museumsdirektor Professor Dr. Gilbert Trathnigg ganz unvermutet wäh rend eines Uriaubsaufenthaites im Süden. Er war der erste hauptamtliche Leiter des Stadt museums und des Stadtarchives. Von seinen zahlreichen wissenschaftlichen Plänen konnte nunmehr unter seinen Nachfolgern ein Teil verwirklicht werden, nämlich die Reorga nisation von Stadtmuseum und Stadtarchiv. Teilung in Stadtarchiv und Stadtmuseum Seit Bestehen des Stadtmuseums - früher städtisches Museum Weis - verwaltete und bearbeitete dieses auch das Stadtarchiv als einen Bestand seiner Sammlungen. Mit 1. Jänner 1976 wurde eine weitere Ände rung vollzogen. Die ehemalige Dienststeile Museums- und Archivverwaltung wurde in die Dienststellen Stadtarchiv und Stadtmuseum getrennt. Das Archiv ist heute voll arbeitsfähig und besitzt einen geschlossenen Bestand, der bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Die Ar chivalien sind bis zum Jahre 1851 herauf ge ordnet. Das städtische Museum In Wels Wie schon erwähnt, zogen die Sammlungen des städtischen Museums in die neu erbaute Sparkasse, Poliheimer Straße 17, Erdge schoß, ein. Durch verschiedene Zuwendun gen wuchs der Bestand an und ,,der Eindruck wurde durch die regellose Häufung der Sam meistücke immer unfreundlicher, so daß sich im Jahre 1922 das Museumskomitee ent schloß, die gesamte Sammlung systematisch neu aufzustellen." Im Jahre 1924 übersiedelten die Sammlungen schließlich in das erste Obergeschoß des Sparkassengebäudes und am 24. Mai 1925 wurde die Neuaufsteiiung auf einer Fläche von 405 m^ - im Erdgeschoß waren es 250 m^ gewesen - präsentiert. Dieser Bestand - bis auf einige Veränderun gen blieb das Aufsteiiungskonzept bis 1976 beibehalten - umfaßte eine Unzahl von Schaustücken der verschiedenen Fachgebie te, wie uns ein Führer durch die städtischen Museen aus dem Jahre 1933 beweist. Ais Aussteilungsgruppen werden angeführt: Naturkundliche Sammlung, volkskundiiche Sammlung, historische Sammlung und Bilder sammlung. Die historische Sammlung wie derum wies die Untergruppen ,,vorgeschicht liche Zeit, römische Zeit, unsere Zeit" auf. Ein wesentlicher Ausbau der Sammlungen des Museums in Wels gelang nach der Bestel lung von Dr. Gilbert Trathnigg. Unter seiner Leitung erfolgte die Einrichtung von Schausammiungen in der Burg Weis. Damais ent stand in der Burg das Gewerbemuseum, die Gebiidbrotsammiung nach Prof. Ernst Burgstaiier wurde übernommen. Im Jahre 1954 wurde Dr. Trathnigg die Leitung des Stadtmu seums übertragen, in diesem Jahr erfolgten der Aufbau und die Gestaltung des Landwirt schaftsmuseums in der Burg. Das Museum und seine Sammlungen bis 1976 Über die Sammlungen im ehemaligen Spar kassengebäude im Objekt Poliheimer Stra ße 17 (Amtsgebäude Iii) wurde bereits aus führlich berichtet. Ab 1952 begann Dr. Gilbert Trathnigg mit dem Aufbau der Sammlungen in der Burg und damit bürgerten sich im internen Sprachgebrauch der Dienststelle - offiziell hieß sie damals noch Museums- und Archiv43

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