Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Das Kennzeichen des Sumerauerhofes in St. Flo rian-Samesleiten sind fünf Pferdeköpfe über den Roßstallfenstern. Sie werden mit Engelköpfen nach der Ostseite hin fortgesetzt. Entstehungszeit um 1860. - Foto: Fr. Gangl ! s M JH W . ' ./ I I • ■'- I ' ' . 1 1 /. / eher Bauten, darunter der für Oberösterreich so charakteristischen Hammerschmieden aus. Tatsächlich gibt es, verstreut über ganz Europa von England bis Rumänien, beson ders auch natürlich in Deutschland, rein tech nische Freilichtmuseen mit stehenden und arbeitsfähigen alten Fabriken für Erzeugun gen aller Art. Oberösterreich hat die Ehre, das Kapitel ,,Sensenschmiede" zwar nicht als erstes aufgegriffen (das geschah be reits, heute etwas überholungsbedürftig, im Technischen Museum in Wien), dafür aber die umfassendste Darstellung des gesamten Themas geboten zu haben. Im Mittelpunkt steht hier der Mensch, nicht das Produkt oder die Maschine, auf die volks- und kulturkundli chen Bezüge wird kein geringerer Wert gelegt wie auf die technischen. Es handelt sich daher auch beim Sensenschmiedemuseum um ein auf historischem Boden gewachsenes, orts gebundenes Freilichtmuseum. 00. Freilichtmuseum Sumerauerhof in St. Fiorian-Samesieiten Im Jahre 1978 jagten einander die entschei denden Ereignisse in der Geschichte der oberösterreichischen Freilichtmuseen. Nach jahrelangen sorgfältigen Studien und Erkun dungen, wohl auch begleitet von den unver meidlichen Rückschlägen, hatte im März die ses Jahres die oö. Landesregierung auf An trag von Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck grünes Licht für den Ankauf eines seit Jahren nicht mehr bewirtschafteten Großvier kanters (Ausdehnung 50 x 60 m), in nächster Nähe des Marktes St. Florian, mit der Zweck widmung, ihn zu einem Freilichtmuseum aus zugestalten, gegeben. Bis zum tatsächlichen Vertragsabschluß mit zähen Vorverhandlun gen wurde es August, aber schon etliche Wo chen danach war es so weit, daß die Landes anstaltendirektion dem als Vertragspartner aufscheinenden ,,Verband der Oö. Freilicht museen" die Erlaubnis erteilen konnte, mit der Einrichtung des Hofes als Museum zu begin nen. Hauptanliegen des in Personalunion mit dem Verband stehenden oö. Landesmu seums war es, einen Großteil der seit Jahren in den verschiedensten Depots lagernden Bau ernmöbelbestände (insgesamt ca. 500 Num mern umfassend) endlich an das Licht- in die sem Falle ,,Freilicht" einer systematisch ge ordneten Museumsschau zu rücken. Dafür eignete sich besonders der gewaltige, ca. 600 Quadratmeter große Rinderstall, der erst vor kurzem ,,modernisiert" worden war und aus diesem Grund ohnedies aus dem eigentlichen originalen Kernbestand ausschied. Um den Rest der Besuchersaison noch einigermaßen nützen zu können, wurde als Eröffnungsda tum der 7. Oktober 1978 angesetzt, in den verbleibenden Wochen mußten nicht nur die dringendsten Repraturen, die sanitären und organisatorischen Voraussetzungen, sondern auch die Ausstellung samt den nötigen Ein bauten und - last not least - auch die Frage des Katalogs gelöst werden. In wackerer Zu sammenarbeit mit dem oö. Landesmuseum und den vom Verband mobilisierten Kräften verschiedener Serviceclubs (waren doch auch zahlreiche Firmen an dieser Premiere betei ligt) gelang es den Termin zu halten, 200 der interessantesten Möbel unter dem Leitmotiv „Figural bemalte Bauernmöbel" zu präsentie ren und außerdem als weitere Innenräume die Mosterei (Preßhaus und Mostkeller), die Fleischkammer, die Backstube, die Wohn stube und auch den Hof und den Pferdestall schaubar zu machen. Schon in den paar Wok A/-; chen, die bis zum Einbruch des Winters ver blieben, drängten über 10.000 Besucher aus nah und fern nach Samesleiten. Nach diesem Bericht, wie das Freilichtmu seum als solches zustande kam, noch einige Daten über den Hof, sein weiteres Schicksal und seine Widmungsabsicht. Ähnlich wie alle bisher angeführten Denkmal höfe hat der Sumerauerhof ein hohes, ur kundlich beglaubigtes Alter, ja er weist sogar das älteste Erwähnungsdatum (1200) auf. Seit dem 13. Jahrhundert war der Sumerauerhof an der Samesleiten (mhd: salmanslite) mit dem Stift St. Florian verbunden, jedoch nicht etwa als stiftseigener Meierhof, der unmittel bar der Versorgung des Stiftes zu dienen hat te, sondern als zehentpflichtiger Meierhof, ais sogenannter ,,Zehenthof". Natürlich unter schied sich ein Gehöft selbst von der Größe des Sumerauer vom 13. bis ins hohe 18. Jahr hundert noch entscheidend von den heutigen großen Vierkanthöfen. Es waren relativ kleine, aus mehreren Gebäuden bestehende stroh gedeckte,,Haufenhöfe", die sich erst am Ende des 17. Jahrhunderts zu regelmäßigen Vier kanthöfen zusammenzuschließen begannen. Die Grundfläche (etwas mehr als 50 Joch) und die Anzahl des Viehs, der Rinder (8), Pferde (6) und Schweine (9) waren keineswegs überwältigend. Dennoch dürfte schon im Mit telalter der Ertrag der Florianer Böden über durchschnittlich gewesen sein. Hier konnte sich unter der,,sanften Gewalt" des Florianer Krummstabes relativ früh ein selbstbewußtes Bauerntum entwickeln, das sich sogar noch im 18. Jahrhundert mit ,,Euer Ehren" ansprechen ließ. Eine Anzahl berühmter Florianer Prälaten stammte aus diesem ,,Florianer Bauernadel", so Siegmund Pfaffenhofer (16. Jahrhundert), Leopold Zehetner (17. Jahrhundert) und Jo37

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2