Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

heute noch bestehende „Fluchtstollen", ein In Granit gehauener Notkeller, mußte nicht sel ten auch zur Abhaltung geheimer Gottesdien ste dienen. TrotzZehent- und Robotlasten, die auf dem Hof lagen, bricht an vieien Ecken und Ende des strohgedeckten Gehöftes reife Volkskunst hervor, in den Tür- und Fenster umrahmungen, den Hausbildmedailions, der geschnitzten Stubendecke, dem feinen Stuck im Stall, dem ansprechenden Blockstein mauerwerk. - Mehr beeindruckt freilich die Not, die man nicht übersehen kann, nicht in den hol perigen Lehmfußböden der ,,Menscherkam mer", nicht in den ungeheizten Werkräumen des Knechte- und Altenteiies. Sehr viel Altarti ges hat sich in Pelmberg erhalten, von der ei sernen ,,Keanieuchtn" (,,Kienleuchte") bis zu den steinernen Krautbottichen im Keller. Das Gehöft weist gieich zwei Backöfen auf, einen jüngeren zwischen schwarzer Küche und Stube und einen äiteren, der rund gewölbt aus Feldsteinen aus der Peripherie des Hauses geführt wurde. Eindrucksvoll ist auch im Sta del der naturbedingt ansteigende nackte Lehm- und Steinfußboden und der Blick unter das Strohdach mit dem Scheerbalkendachstuhl. Alle Räume weisen das typische Gerät auf, worüber auch ein illustrierter Kurzführer, verfaßt vom Autor, ausführlich Auskunft gibt. Eine museumstechnische Errungen schaft ist es sicher, daß ansteile einer alten Pflughütte, die leider nicht mehr erhalten wer den konnte, ein in ähnlichen Proportionen auf geführtes Strohdachhaus entstanden ist, das nicht nur die Funktion des Kustodenhauses, sondern auch einer soliden Landgaststätte übernommen hat. Ganzjährig geöffnet, bildet sie einen starken Anziehungspunkt für das Museum, in dessen Umkreis übrigens seit ei nigen Jahren ein interessanter Troadkasten aus Vorderkönigsschlag bei Schenkenfelden aufgestellt worden ist. Freilichtmuseum Stehrerhof, Neukirchen an der Vöckla In den zehn Jahren, die zwischen der Freigabe von Peimberg und der in Neukirchen an der Vöckla (1978 wurden übrigens auch der Hammerherrenhof ,,Gradn" in Micheidorf und der Vierkanthof Sumerauer in Samesleiten er öffnet) vergangen waren, hatte der Samen der Freilichtmuseumsidee bereits starke Wurzeln getrieben. Schon 1974 hatte der ,,Verband Europäischer Freilichtmuseen" Österreich zu seinem Tagungsziel gewählt und die Exkur sion sollte nicht nur in Stübing bei Graz, wo sich übrigens das Glanzstück eines sgraffitoverzierten Vierkanters aus der Gegend von Steyr befindet, haltmachen, sondern alle ver wirklichten und projektierten österreichischen Freilichtmuseen kennenlernen. Zur Vorberei tung des oberösterreichischen Teiles der Ex kursion verfaßte der Autor dieses Artikels eine in hoher Auflagenzahi herausgebrachte Schrift,,Oberösterreichische Freilichtmuseen, Verwirklichungen und Ziele" mit zahlreichen Abbildungen. In dieser Schrift wurden nicht nur das spezifische oberösterreichische Pro gramm, sondern auch die bereits verwirklich ten und in Realisierung befindlichen Projekte vorgestellt. Außer Mondsee, Anzenau und Pelmberg, also auch der Hausruckhof ,,Stehrer" in Neukirchen an der Vöckla, die Kern stocksölde in Pöring unweit Gampern, der eben erst erworbenen Obermühiviertler Vier seithof ,,ünterkagerer" in Auberg bei Haslach, das technik- und wirtschaftsgeschichtliche Sensenschmiedmuseum in Micheldorf und zuletzt, als bekrönendes Zukunftsprojekt, die Vorsteilung eines oberösterreichischen Groß vierkanters im Raum St. Florian, als Mittel punkt eines zukünftigen regionalen oberöster reichischen Freilichtmuseums. Angefeuert durch den Beifall, den die Vorstellung dieses Projektes bei den internationalen Vertretern der Freilichtmuseen aus ganz Europa hervor rief, versprach Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, selbst überzeugter Anhänger des „lebendigen Museums", daß er alles daran setzen werde, daß diese Pläne nach einander Gestalt gewinnen können. Er hat sein Wort gehalten. Innerhalb der nächsten vier Jahre nahmen drei der wichtigsten vorge stellten Projekte Gestalt an, darunter der Steh rerhof in Neukirchen an der Vöckla, das Sen senschmiedmuseum und das Vierkanthofmu seum Sumerauerhof in St. Florian-Samesleiten. Das Zustandekommen des Hausruckhof-Museums in Neukirchen an der Vöckla hat seine eigene Geschichte. Initiator und Seele des Projektes war der Bürgermeister von Neukir chen a. d. Vöckla, der fortschrittliche und zu gleich traditionsbewußte Landwirt Josef Hol lerweger. In keinem der bisher geschilderten Beispiele gelang es, eine solche durchgän gige Bereitschaft der gesamten Bevölkerung zu erzielen wie dank der Überzeugungskraft von Josef Hollerweger In Neukirchen a. d. Vöckla. Hier kam auch ein echtes Teamwork zustande, der Bürgermeister stand nicht al lein, sondern es fand sich eine Handvoll Män ner, die sozusagen auf ,,Teufel komm raus" den Stier bei den Hörnern packten und das schwierige Werk begannen. Das Problem be stand nämlich darin, daß der Hof zwar von der Verkehrssituation aus ideal gelegen und. Im mer das wichtigste dabei, auch erschwinglich zu haben war, aber es haftete ihm für den Ide altyp eines Hausruck-Vierseithofes (dieser Typus wurde zuerst von R. Hecki beschrieben. Charakteristikum ist das aus dem Gehöftever band heraustretende Wohnhaus, das meist auch mit einem schönen Walmdach ausge zeichnet ist) ein ,,Schönheitsfehler", an, denn dieses Walmdach fehlte und auch sonst gab es einige Abweichungen von der gewünsch ten ,,Idealform". Es wurde daher die Volks kundeabteilung des oö. Landesmuseums, praktisch ident mit dem Verband der Freilicht museen, immer wieder bemüht, eine Lösung zu suchen. Sie wurde gefunden, indem man speziell das Wohnhaus auf die nachweislich ältere Form mit Voilwalmdach (,,Vierblattler") zurückführte. Die Pläne dazu wurden von dem Mitarbeiter der Voikskundeabteilung GR. Dr. G. Dimt erstellt. Bei dem Umbau wurden aber auch viele verborgene Schönheiten entdeckt, so die großartigen Sonnentore und die Spuren einer einstigen Bemaiung des Stadeltores. In zwischen blieb der rührige Heimatbund von Neukirchen nicht untätig. Es wurde einer der interessantesten Troadkästen in der Ortschaft Kollopfern entdeckt, angekauft und aufgestellt. Ebenso eine alte ,,Hoarstube" für die Fiachsgewinnung mit einer in der Fachweit bis jetzt so ziemlich unbeachtet gebliebenen „BoinBih" (= Polienbühne, Pollen sind die Samen kapseln des Flachses). Ferner wurden eine große Göpelhütte, sowie ein altes Dörrhäusl dem Ensemble eingefügt. Einmalig für ein bäuerliches Freiiichtdenkmal bleibt die Tatsache, daß die vorhandene Hauskapelle nach wie vor Endstation bzw. Ausgangspunkt kirchlicher Feiern, wie Palm weihe am Palmsonntag, Fronleichnamssta tion, Stätte der Gabensegnung beim Ernte dank, vor allem aber Mittelpunkt des Festaktes beim Leonhardiritt geblieben ist. Mithin eine wunderbare Einbindung altkirchllch-bäuerlichen Brauchtums in die neuerwachte Freude an der bäuerlichen Kultur in Vergangenheit und Gegenwart. Über die vielen interessanten Wegstrecken, die bis zur Vollendung in der Eröffnung am 14. September 1978 führten, unterrichtet ein interessanter,,Führer" durch das Freilichtmuseum Stehrerhof. Die vielen ländlichen Feste, die im Stehrerhof stattfin den, besonders das alljährliche Druschfest mit der Vorführung der Funktion aller noch er reichbaren Erntegeräte, besonders auch ei nes hauseigenen ,, Dampfers" (DampfDresch-Lokomobil), sichern dem Stehrerhof das Prädikat eines wirklich „lebendigen" Mu seums. Ein Freilichtmuseum besonderer Art aber, ohne Zweifel diesem Typus zuzuordnen, ist das OD. Sensenschmiedemuseum In Micheldorf Schon die Statuten des Verbandes von 1964 weisen unter den Vereinszwecken die Erhal tung technischer und wirtschaftsgeschlchtli36

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