Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Freilichtmuseum Anzenaumühie, Bad Goisern Tatsächlich ergab sich schon sehr bald ein weiterer „Rettungsfall", als 1966 die Meldung durchsickerte, daß das letzte der noch in Be trieb stehenden Rauchküchenhäuser, die An zenaumühie in der Gemeinde Bad Goisern, einer notwendig gewordenen Straßenerweite rung geopfert werden sollte. Urkundlich wurde die Anzenaumühie schon 1325 in den Traunkirchner Urbaren erwähnt. Ursprünglich war die ,,Mühle" ein reiner Zwei- bzw. Paarhof, bestehend aus dem Wohnhaus und einem nur 2,5 Meter davon entfernt stehenden Stall mit Stadel. Sehr früh muß schon die Wasserkraft der nahe vorüberfiießenden Traun für den Be trieb einer Mühie genützt worden sein, dazu kam mindestens seit dem 16. Jahrhundert eine Schwarzbäckerei, die übrigens mitsamt der Mühle noch bis in die sechziger Jahre die ses Jahrhunderts biühte und sich eines au ßerordentlichen Rufes erfreute. Wohl im 18./19. Jahrhundert wurde der Betrieb um eine Sägemühle und eine Gipsstampfe erwei tert. Dazu kam noch die Gerechtsame für den Handel mit Landesprodukten, also eine, wirtschaftiich gesehen, gerade für das Salzkam mergut sehr bedeutsame Produktionseinheit, deren Veschwinden ohne Zweifei für die ganze Region einen Verlust bedeutet hätte. Mit großer Hartnäckigkeit setzte sich der Ver band Oö. Freilichtmuseen für die Erhaltung der Objekte ein, die leider teilweise schon ab gerissen worden waren, wie der Stadel oder das Sägewerk. Aber die Bemühungen blieben nicht ohne Echo und es gelang 1968 tatsäch lich, die Anzenaumühie zu erwerben, wieder instandzusetzen und zu eröffnen. 1972 konn te, nicht zuletzt dank der Umsicht des ersten Kustos, des Konsulenten Christian Schiicher, der Stallstadel, In etwas größerer Entfernung vom Hause als der alte, wiederaufgerichtet werden. Seit 1978 ist für die unmittelbare Ge barung des Freilichtmuseums der Heimatver ein Bad Goisern zuständig, der Verband be schränkt sich auf wissenschaftliche Beratung und organisatorische Hiifen. Auf dem Wunschzettel des interessanten, in seinem Grundbestand intakten und originalen Frei lichtmuseums steht noch immer die Erweite rung durch das seinerzeit geschleifte Säge werk, durch eine Gipsstampfe und eventuell auch eine Almhütte, wozu das bergseitige Ge lände (heute zum Großteil im Besitz der öster reichischen Salinen) schöne Möglichkeiten böte. Rechts: Leicht reicht ein mittelgroßer Mann vom Erdboden auf das Strohdach des Mlttermayerhofes In Pelmberg bei Hellmonsödt, einem der letzten Vertreter ursprünglichen Aussehens nahezu aller Mühlvlertler Bauernhäuser. Deutlich Ist zu erkennen, wo das Strohdach bereits erneu ert werden mußte. Rechts der Stadel, links an schließend der Rinderstall, am vorderen Ende links der Wohnteil. (Rückansicht eines Mühlviertler ehem. Dreikanthofes).- Foto: Fr. Gangl Unten: Freilichtmuseum Anzenaumühie, Detail vom Mahlgang, der im ursprünglichen Zustand erhalten ist. - Foto: Klaus Schenner Freilichtmuseum Anzenaumühie, Blick in die Rauchküche mit dem Backofen. Das ,,Anzenaumüllnerbrot" wurde noch in den sechziger Jahren hier gebacken. - Foto: Klaus Schenner 34

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