Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Das war der Fall, denn nicht nur aus dem Mühlviertel kamen Anfragen und Angebote, hatte doch die Entwicklung der alten Bauern häuser einen Grad erreicht, der es den Besit zern häufig zweckdienlich erscheinen ließ, die alten Gebäude nicht mehr abzureißen, son dern an anderer Stelle in der alten Form zur Wiederaufstellung zu bringen. Das brachte u. U. mehr ein als ,,der gemeine Abriß". Beson ders waren bayrische Bauwerber, aber auch gelegentlich österreichische, ja sogar ameri kanische Käufer an dem Erwerb ,,stilechter" alter Bauernhäuser interessiert. Die Freilicht museen, seitdem Beginn der sechziger Jahre allenthalben in Europa en vogue, die zuneh mende Erschließung der Welt durch den Tou rismus (die skandinavischen Freilichtmuseen mit über einer Million Besuchern) sorgten für eine ,,Werbung" der Idee, alte Häuser an an derer Stelle originalgetreu aufzustellen. So kam Hofrat Ortner in Pelmberg, Gemeinde Hellmonsödt, zu seinem ,,Bezirksbauern hausmuseum" und das oö. Landesmuseum, das die Gründung eines das ganze Land um fassenden Fördervereins anregte, hatte nun endlich ein wirksames Instrument, den ge samten Komplex der Freilichtmuseen in Oberösterreich auf einen Nenner zu bringen und realistische, d. h. machbare Lösungen anzupeilen. Hier muß in der Reihenfolge die ser Verwirklichungen um etiiche Jahre vorge griffen werden, denn der Rang, den Reigen der Freilichtmuseen eröffnet zu haben, ge bührt ohne Zweifel dem ,,Mondseer Rauch haus" (eröffnet 1960). Freilichtmuseum „Mondseer Rauchhaus" (,,Unterer Bischofer") Schon während der Zeit des Ersten Weltkrie ges hatte der verdiente Bauernhausforscher und Volksbildner DDr. Eduard Kriechbaum auf die merkwürdige Tatsache hingewiesen, daß es im Mondseeland - ungefähr entsprechend der alten Ausdehnung des 1506 von Bayern abgetretenen Gebietes - noch an die 170 rauchfanglose Bauernhäuser gäbe, wo bei of fenem Feuer oder im angebauten ,,Guckofen" (= Kachelofen der Stube) gekocht wurde. Durchwegs handle es sich um Mittertenn-Einhöfe, die damals in der Mehrzahl noch das steinbeschwerte ,,Legerdach" besaßen. Die von den offenen Herden (meistens waren es zwei - für den ,,Jungen"- und ,,Altenteil") ab strömende Ofenhitze würde in der Regel zum Trocknen des häufig naß eingeführten Getrei des (Roggen, Gerste, Hafer, seltener Welzen) benützt und es gäbe dann ein gutes ,,gesojertes" (= geselchtes) ,,Kerndr. Das Ende des ersten Weltkrieges löste eine vergleichsweise harmlose Bauwelle aus, aber fast durchwegs wurde der First der Häuser ,,aufgehoben", d. h. aus den Flachdächern wurden nun Schindel- oder hartgedeckte Steildachhäuser, die das Unterbringen von mehr Heu erlaubten, entsprechend ging der Anteil des angebauten Saatgetreides schon damals zurück. Damit entfiel auch die zwingende Notwendigkeit der Saatguttrocknung und es verschwanden nach der Reihe die großen, alten ,,dridoppelten" Ofen: Der offene Herd (dieser fiel als er ster, an seine Stelle trat ein Sparherd), der meist damit in Verbindung stehende Kachel ofen und zuletzt der aus Feldsteinen erbaute riesige Backofen. In echt bäuerlicher Mentali tät geschah es aber auch nicht selten, daß man nur einzelne dieser Öfen sozusagen stiilegte, sie aber stehen ließ - man könne ja nicht wissen, welche Zeiten noch kommen. Diese Zeiten schienen mit der,,Aufrüstung des Dor fes" durch den Nationalsozialismus gekom men zu sein, die rückständigen Koch- und Heizanlagen mußten nun gemeldet werden und tatsächlich scheinen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nur mehr eine Handvoll alter Rauchhäuser, die meisten davon in der Oberwang, die neue technische Welle über lebt zu haben. In der Gemeinde Zell am Moos waren es 1945 gar nur mehr zwei Rauchhäuser und der Schrei nach Abhilfe und das Alarmsignal bei den Stellen in Linz, vom Denkmalamt bis ins Landesmuseum, war mehr als verständlich und berechtigt. Wer sich hier ehrlich ins Zeug legte, war der Oberlehrer von Zell am Moos, Karl Brandstötter. Er hat jahrelang (von 1947 bis 1960) als Mentor und Mahner das ,,Rauchhaus" zum Anliegen vieler Oberöster reicher gemacht. Das oö. Landesmuseum, die oö. Landwirtschaftskammer, Architekt Rudolf Heckl, Prof. E. Koller, haben fleißig mitge mischt, bis aus dem Wunsch ein greifbares Objekt entstand. Wichtigster Wegbereiter wurde der geplante Autobahnbau Wien-Salzburg, denn ,,das" Rauchhaus ,,Bi schofer in Innergschwandt" stand genau auf der Trasse. Es mußte so oder so weichen, die Autobahn bezahlte als Ersatzkosten für den ,,gemeinen Abbruch" die Summe von 50.000 S in die Kasse des neugegründeten Vereines ,,Mondseer Rauchhaus", damit konnte man beginnen, die schwierigen Abbruchsarbeiten und ersten Transporte nach dem 2 km ent fernten neuen Aufstellungsort einzuleiten. War zu Beginn der Arbeiten noch das oö. Lan desmuseum wissenschaftliche Aufsichtsbe hörde, konnte im späteren Verlauf das Schicksal des rasch wachsenden Freilichtmu seums - es ist in seinem Aufbau und Gefüge das einzige in Oberösterreich, das diese inter national vereinbarte Bezeichnung bis jetzt mit vollem Recht trägt - dem ab 1960 wirkenden Obmann der Vereinigung, die sich seit 1983 ,,Heimatbund Mondseeland" nennt, Prof. Dr. Walter Kunze, voll anvertraut werden. UnMondseer Rauchhaus, Blick vom Hauptgebäude zur Wagenhütte mit Troadkasten. - Foto: H. G. Prillinger

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