Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

gegenstände sollten auf dem Fries In deskrip tiver Genauigkeit wiedergegeben werden. In teressanterweise forderte man von Seite des Baukomitees eine Genredarstellung friedli cher Prägung und iehnte eine dynamische, kriegerische Komposition ab. Ähniiche An sprüche steilte man auch an die zweite Dar stellung ,.Ausbreitung des Christentums in Ufernorikum": wiederum sollten keine kriege rischen Ereignisse, ,,keine Götterbilder, die gestürzt werden", geschiidert werden, son dern die friediiche Tätigkeit der Priester. Auch sei wiederum die Dingtreue, insbesondere bei der Wiedergabe der Priestergewänder, über aus wichtig, um in einem so überwiegend ka tholischen Land keinen evangelischen Tadel herauszufordern. Mit dem dritten Bild, das eine,,Szene aus dem Nibelungenlied" vorsah, suchte man wiederum einen Bezug zum Mu seum herzustellen, dessen Gründer Anton Ritter v. Spaun® ja in einer wissenschaftlichen Arbeit für eine Entstehung dieser Dichtung In Oberösterreich eingetreten war. Überdies schiug das Komitee die Szene der Begegnung Kriemhilds mit Rüdiger von Bechelaren und seiner Familie auf dem Ennsfeld (XXI. Aventiure) vor, um einen weiteren Bezug zum Land ob der Enns herzustellen. Die vierte Szene schließlich seilte aus dem Mittelalter stam men, Kaiser schiug hierfür die „Belehnung Heinrich Jasomirgotts mit der Ostmark durch Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Reichs tag zu Regensburg 1156" vor und bezog sich auf die gepiante Ausmalung des Steinernen Saales Im Landhaus durch Moritz v. Schwind aus dem Jahr 1847, die dasseibe Thema dar stellen sollte.® Diese Konzeption des Baukomitees stieß je doch auf heftigen Widerstand im Land, wobei der bedeutende Historiker und Landtagsab geordnete Juiius Strnadt als Hauptkritiker her vortrat. Die sich in Form von Zeitungspolemi ken entwickeinde Auseinandersetzung betraf vorwiegend die Wahl der Darstellungen, die Strnadt historisch zu wenig gesichert erschie nen, vor allem die Belehnungsszene Heinrich Jasomirgotts entspreche nicht den geschichtiichen Tatsachen. Es erscheint charakteri stisch für die Zeitsituation, daß Strnadt forder te, die Darstellungen müßten gleicherweise den Ansprüchen der Kunst wie der Wissen schaft genügen, das Kunstwerk wird als Ver bindung der beiden Disziplinen verstanden, wobei im Extremfail die Kunst nur mehr für die formale Komponente verantwortlich ist, wäh rend der Inhalt von der Wissenschaft bestimmt wird - das Phänomen ,,Historismus" tritt hier Historische Photographie von der Eröffnung des Museums Francisco Carolinum am 29. Mai 1895 durch Kaiser Franz Joseph I., Vorbeimarsch verschiedener Vereine 18

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