Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 3, 1983

Das oberösterreichische Landesmuseu ein Kunstdenkmai des späten Historismus Beiträge zur Geschichte seiner Bauplastik Bernhard Proklsch Im Rahmen des Kunstschaffens des 19. Jahr hunderts in Oberösterreich nimmt der Bau des Museums Francisco-Carolinum in Linz in mehrfacher Hinsicht eine hervorragende Stel lung ein. Es sind vor allem Umfang und Inten tion des Baues, die eine Monumentalarchitek tur von hohem repräsentativem - und Im Sinne der Zeit damit selbstverständlich auch künst lerischem - Anspruch forderten und schließ lich allen Widerständen und Schwierigkeiten zum Trotz auch verwirklichten. Demgemäß muß sich die oberösterreichische Historis musforschung mit diesem Bau in besonderem Maße beschäftigen, wobei der Auseinander setzung mit architekturhistorischen Fragen^ an dieser Stelle einige Anmerkungen zur bil denden Kunst Im Rahmen des historistischen ,.Gesamtkunstwerkes" Museum folgen sollen. Dies fordert umso mehr Aufmerksamkeit, als am vorliegenden Baudenkmal Malerei und Plastik sowohl das Erscheinungsbild des Kunstwerkes als auch die Sichtbarmachung inhaltlicher Ansprüche wesentlich mitbestim men. Nach einer längeren Planungsgeschichte be gann mit der Jahreswende 1882/83 die Ver wirklichung eines neuen Museums greifbare Formen anzunehmen. Ein Baukomitee über nahm alle Agenden und bereitete eine groß angelegte Baukonkurrenz vor, aus der als Sieger der junge, zu dieser Zeit in Düsseldorf tätige Architekt Bruno Schmitz (1856-1916) hervorging. Die von ihm zur Konkurrenz ein gesandte Serie von Entwurfszeichnungen verrät die hohe malerische Qualität der Hand des auch als Maler ausgebildeten Architekten und zeigt zugleich den Anspruch auf dekorati ves Pathos und einen hohen Grad an Monu mentalität, der der,,Bedeutung" des Bauwer kes als Zentrum der geistigen Kräfte des Kron landes, als Stätte von Wissenschaft und Kunst adäquaten Ausdruck verleiht. Mit dieser KonOberösterreichisches Landesmuseum (Museum Francisco Carolinum), Mitte der Nordfassade mit allegorischen Reliefs und Figuren, links: die Kunst, rechts: die Wissenschaft, Arbeitsbeginn 1885 nach dem Entwurf von Melchior Zur Stressen durch Rudolf von Cöiien zeption, die in der Folge einen Ausgangspunkt der Betrachtungen bilden wird, stand Schmitz im Gegensatz zur Mehrzahl der Konkurrenz projekte. Es muß als Verdienst und zugleich als Beweis des künstlerischen Qualitätsgefüh les der Mitglieder des Baukomitees angese hen werden, daß man diesen Entwurf gegen den massiven Widerstand der,,Fachleute" im Lande durchsetzte und damit dem Außerge wöhnlichen den Vorzug vor dem Durchschnitt lichen gab. Bereits diese Erstentwürfe, die fast unverändert zur Ausführung bestimmt wur den, legen die Gestaltungsprinzipien Bruno Schmitz' sowohl in Hinsicht auf das rein Archi tektonische, als auch auf das Verhältnis von Bau und bildnerischer Ausstattung fest. Der hoflose Zentralbau mit deutlich vortretendem Mittelrisalit an der Hauptfassade gegen die Museumstraße und ähnlich gestalteten Eckri saliten an den Seitenfassaden gegen Fadin ger- bzw. Elisabethstraße ist horizontal in Zo nen geteilt: über dem kräftig rustizierten Sokkelgeschoß erhebt sich das Hauptgeschoß, das durch die architektonische Gliederung im Sinne einer „Belleetage" hervorgehoben wird. E II MUSEUM FRANCISCO - CAROUNUM s i % :*3R 15

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