Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 2, 1983

Bücherecke erschienen ist und in dem 435 Vögei künstlerisch festgehaiten sind. Aus diesem reichen Biidmateriai wurde eine Auswahi für Voriagen zu Kreuzstichen getroffen. Diese Pubiikation ist für jede Frau, die an quaiitätsvolien Handarbeiten interessiert ist, eine Fundgru be. Es zeigt für Kreuzsticharbeiten ganz neue Mo tive und somit auch besondere Gestaitungsmögiichkeiten. Die amerikanische Vogeiweit wird sicheriich auch in den Aipeniändern aufmerksam betrach tet werden. Die Vorliebe für unsere gefiederten Waidbewohner ist groß. Die idee, Vogeimotive als Kreuzstichmuster zu verwenden, ist iebhaft zu be grüßen. Der Gedanke, künstierisch gestaltete farbige Kup ferstiche in die Kreuzstichstickerei umzusetzen, ist einmaiig. Für Ornithoiogen und Vogelfreunde ist aiiein schon die iiebevoiie Darsteiiung der gezeigten Vögel eine Freude. Die Übertragung vom Kupferstich in den Bereich der Handarbeit, die man in ihrem Endergebnis ais durchaus maierisch bezeichnen kann, erfoigt har monisch. Die Echtheit der Wiedergabe wird dadurch erhöht, daß die Hintergründe gedämpft und nur so weit ais notwendig gestaitet sind. Wer aber seine ei gene Phantasie in die Arbeit einfiießen iassen wiii, kann mit Fingerspitzengefühi die exotischen Voria gen auf die heimische Vogeiweit übertragen. Be sondere Erwähnung verdient die exakte technische Anieitung. Es ist aber auch ein Buch für Kunstiiebhaber. Die farbigen Biidbeispieie sind vorbiidiich gedruckt. Die Abbiidungen ergänzen Zitate aus Audubons Werk. Nicht zuietzt sei betont, daß wir Amerika in diesem Buch von einer ganz neuen Seite kenneniernen. Wieviei Gemüt steckt doch in dieser Bildwelt! E. Wutzei Neue Lyrik aus Oberösterreich Hans G. Hamberger: Fährten ins Ungewisse. Ge dichte. - Ried: 00. Landesverlag 1982, 92 Seiten, Ganzieinenband mit Schutzumschlag, Ladenpreis S 130.- Zum erstenmai ließ Hans G. Hamberger vor vielen Jahren mit seinem von der Stadt Linz herausgege benen Gedichtbändchen ,,Fiugsand" aufhorchen. Dann ist es um ihn stiii geworden. Seine vieifäitige Arbeit als Hörspielautor des ORF geht im publizisti schen Tagesgeschehen mehr oder minder unter. Ais Dramaturg und Regisseur des Linzer Keiiertheaters ieistet er wenig bedankte literarische Kärrnerar beit. Als Bibliothekar der Linzer Stadtbücherei ist er vielen Bücherfreunden als treuer Helfer bekannt. Daß er selbst ein beachtenswerter Lyriker ist, wis sen die wenigsten. Wenn oftmals von den Stillen im Lande die Rede ist, so kann Hamberger diese Be zeichnung mit besonderem Nachdruck für sich be anspruchen. Ais Jahrgang 1922 gehört er einer Ge neration an, die im Leben das Lautsein verlernt hat. Mit dem Gedichtband ,,Fährten ins Ungewisse" un terbricht er sein langes, selbst gewähltes Still schweigen. Der österreichischen Gegenwartsiyrik wäre zu wünschen, von Hamberger nunmehr öfters literarisch beschenkt zu werden. Es sind insgesamt 72 Gedichte aus der Zeit von 1950 bis 1980, mit denen der Dichter ein lyrisches Lebensbekenntnis ablegt. Jeder Vers ist gewogen und geprüft. Hamberger vermeidet Modernismen. Er vertraut aiiein auf die Kraft und Biidhaftigkeit sei ner Sprache. Seine Gedichte kann jeder verstehen. Sie können jedem, der guten Willens ist, geistige Nahrung geben. Hamberger liebt in seinen Aussagen auch die Ord nung. Er berichtet in vier Gedichten seine ,,Biogra phie", teilt als Kriegsteilnehmer,,Ortungen aus dem Kriege 1941-45" mit, zeichnet für sich und seine Le ser ,,Linien des Lebens" nach, bekennt,,Fragmente einer Zuneigung" (zarte Liebesgedichte), spricht von einer,,Landschaft signiert", vermerkt,,Notizen zur Zeit- und Seibstbetrachtung" und beendet seine Lebensbeichte mit den vier Gedichten ,,Notturno 1—4" - ,,Sie haben mich draußen stehen lassen,/ ich aber habe Sterne an den Händen/undtaste die Nacht ab/mit leuchtenden Fingern/nach Schätzen,/die andern verborgen sind." Mit der veriegerischen Betreuung dieses Gedicht bandes hat sich der 00. Landesverlag Ried ein kul turelles Verdienst erworben. O. Wutzei Hugo Schanovsky: Nur eine Erde. Gedichte. - Wien-München: Verl. Jugend und Volk 1983, 80 Seiten, Neuleinen mit Schutzumschlag, Ladenpreis S 138.-. Hugo Schanovsky ist ein politisch im höchsten Maß engagierter Dichter. Ais Vizebürgermeister von Linz selbst dem politischen Tagesgeschehen verhaftet, ortet er alle politischen Ungerechtigkeiten, Un menschlichkeiten, die sich weitweit ereignen. Ohne Tagesbezug erzählt er die Geschichte vom ,,Tanz bären" ais ein ,,Gieichnis" der menschlichen Brutali tät, die Freiheit und Menschenwürde zerbricht. Er berichtet von ,,Biermann, der ein Dichter ist" und von dem tragischen ,,Ende eines Liedermachers", einem chilenischen Arbeiter - Jorg Pena -, der seinen Landsieuten Lieder zum Singen lehren woll te, ,,wie ein Schuster Schuhe macht zum täglichen Gebrauch", und dem deswegen die Finger gebro chen worden sind, denn ,,Liedermacher machen sich verdächtig. Wer zu singen beginnt, beginnt bald von der Freiheit zu singen." Viele Gedichte von Hans Schanovsky mögen ta gesbezogen sein. Echt ist ihnen allen der Aufschrei eines Humanisten, der die Ahumanität unseres Zeitalters nicht unwidersprochen hinnimmt. Diese Gedichte gehören in jedes Jugendzentrum. Sie erscheinen mir wichtiger ais ohrenbetäubende musikalische Klänge. Sie sollten aber auch in jedem Seniorenkiub und in jeder Parteizentraie gelesen werden - als Mahnung, im kleinlichen Tagesge schehen nicht auf das wichtigste politische Gut zu vergessen: auf die Wahrung der Menschenwürde. O. Wutzei Die stille Schönheit alter Bauernhäuser - oder: vom Verlust einer verlorenen Welt Da liegt ein wunderschönes Buch vor, das eine Kostbarkeit ist für besinnungswiiiige Leser und Be trachter in stillen Stunden. Ein Buch, das in hohem Maße erfreut, aber auch nachdenklich und traurig stimmt, weil es schmerzlich bewußt macht, was wir im Zeichen des produktiven Fortschritts an Kulturund Lebenswert verloren haben: Das menschliche Maß - den Maßstab des Menschen. Ausgedrückt auch ais sichtbares Zeichen einer Lebens- und Wertauffassung in der Architektur des alten Bau ernhauses, ais Repräsentation eines sozialen Stan des, den es - wenn es so weitergeht - bald nicht mehr geben wird. Dieses Buch ist eine ausgezeichnete, umfassende und einfühlsame Bestandsaufnahme dessen, was es an alten Bauernhöfen in Oberösterreich noch gibt. Der Textteil behandelt die historische Entwick lung des Bauernhauses und der jeweiligen Haus bauformen in den verschiedenen Gegenden des Landes und zeigt auch deutlich die Wechselwirkung gegenseitiger Bedingung von Lebensform und den damit verbundenen, ihr zugrunde liegenden Wert vorsteilungen und der daraus resultierenden archi tektonischen Ausdrucksform ais Zeichen der Seibstdarsteiiung im bäuerlichen Haus auf. Zum anderen erläutert er auch sehr aufschlußreich das Zusammenspiel und untrennbare Ineinandergreifen der einzelnen architektonischen Struktur- und Wir kungsbereiche, wie Funktion, Material, Konstruk tion, Proportion und Integration, die im harmoni schen Zusammenwirken die architektonische Voll kommenheit des Baukörpers ausmachen; eben ein Haus bilden, das funktionsgerecht und schön zu gleich ist und in dem sich der Mensch zu Hause fühlt. Der wunderschöne, nicht nur auf Dokumentation bedachte, sondern künstierisch aussagestarke, bildinterpretationshaft fotografierte Biidteii ist nach Be reichen einzelner paradigmatischer Hausformen und architektonischer Struktur- und Formeiemente des Bauernhauses gegliedert. Immer wird klar, daß das Haus der erweiterte Leib des Menschen ist und so untrennbar Haus und Hausbewohner miteinander verbunden sind. Diese Ganzheit ist - wie vielleicht nirgendwo - wiederum untrennbar mit der Naturverbunden, in sie eingebet tet. Das alte Bauernhaus war eingegliedert in ein Ordnungsgefüge, dies nicht nur in ästhetischer, archi tektonischer Hinsicht, im Sinne der Bildung einer Kulturlandschaft durch den Menschen, sondern es war auch ein sichtbares Zeichen und Abbild der ökonomischen, gesellschaftlichen und religiösen Verhältnisse und einer Standeszugehörigkeit, in ihm drückte sich das Selbstbewußtsein des Erbau ers und Bewohners aus. Das alte Bauernhaus war geprägt von der Anpassung des Menschen an die Natur und an die natürlichen Gegebenheiten; auch was die Baumaterialien und deren Einsatz und Be handlung betrifft. Das neue - moderne - Bauern haus ist leider geprägt durch Ausrichtung nach ein förmiger Produktion, durch die Technisierung des landwirtschaftlichen Betriebes, die Verwendung ganzer Bauteile aus der Fertigteiiindustrie und de ren bedenkenlosen, unkontrollierten Einsatz. Das alte Bauernhaus war geprägt vom Maßstab des Menschen, jedes Haus hatte ganz individueiieZüge. Das neue, moderne Bauernhaus ist geprägt von Uniformität, Gesichts- und Gestaitsiosigkeit und von einer Uberdimensionierung der Produktionsstätte. Das alte Bauernhaus war sichtbares Zeichen des Handwerks, das moderne ist Ausdruck unseres In dustriezeitalters. Das alte Bauernhaus war Architek tur, das moderne ist oft nur ein reiner Zweckbau. Auf die Frage, was denn die Architektur des alten Bauernhauses ausmacht und warum wir, wenn wir in so einem Haus sind, dieses Haus ais etwas Voll kommenes empfinden, darauf finden wir in diesem Buch und durch dieses Buch die Antwort:,,Qualität 78

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