Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 2, 1983

melkren und großen Anissemmeln, Schweinsschnitze! mit gemischtem Salat, hierauf was Süßes, zum Beispiel der heutzu tage fast völlig in Vergessenheit geratene „Tried", oder ein Weinbeerlreis. Zur Nachmit tagsjause setzte man sich zu Einmachfleisch oder gebratenen Würsten, zum Abendessen kamen Schweinsbraten, Kalbsbraten oder auch beides auf den Tisch. Und wenn das Fest in den späten Nacht- oder frühen Morgen stunden seinem Ende zuging, trug die Wirtin als letzte ,,Rieht" Kaffee und Guglhupf auf, auch Tee und kaltes Mehlkoch oder gebackenen Grieß, vielleicht sogar ein paar Torten. Wenn es endlich zum Aufbruch kam, nahm je der Gast die Reste vom Mahl im ,,Bschoadbinkerl" mit nach Hause. Nicht ganz so üppig ging es bei Taufen her. Zumeist aber verzichtete man nicht auf Ein machsuppe mit Schöberl, Kalbsbraten und Kindstauf-Rofesen. Das traditionelle Essen für eine Zehrung bestand aus einer G'hacksuppe sowie Rindfleisch mit Semmelkren. Damit wä ren die Anlässe, die die Landbevölkerung zum Mahl Im Wirtshaus vereinten, bereits aufge zählt, sieht man von diversen Tanzfesten im Fasching, bei denen ebenfalls herzhaft ge zecht und geschmaust wurde, ab. Ähnliches ist aus dem städtischen Bereich zu berichten. Ins Gasthaus ging der brave Bürger weniger um zu speisen, sondern er traf sich dort mit Freunden bei Bier und Wein rund um den Stammtisch. Und des Vormittags, so zwi schen zehn und elf, pflegte, wer es sich leisten konnte, nach Stock und Hut zu greifen und sich ins Gastlokal zu begeben, wo man sich ein Gabelfrühstück genehmigte: ein kleines %'; 7f nt-r r!I. P SpIiif II/11Süf\" i.A SAi'sj'iii'M'KjiMCiwnrTrim^ Gulasch, ein Beuscherl, ein Bruckfleisch oder saure Nierndl. Dazu trank man ein gepflegtes Bier oder ein Viertel ,,Ofener" Wein, der sich besonderer Beliebtheit erfreute. Die Wirts leute paßten sich diesen Sitten und Gebräu chen verständlicherweise an, so daß auf zeit genössischen Speisenkarten die Anzahl der Hauptspeisen gering ist verglichen mit den Vor- oder Zwischengerichten, den „Assiet ten". An dieser Situation änderte sich - sieht man von den Einschränkungen durch zwei Kriegs und Nachkriegszeiten ab - nichts, bis Ober österreich als Urlaubs- und Ferienland ent deckt wurde. Da tat sich plötzlich einiges auf dem Sektor der Gastronomie. Es wurde viel investiert, man verbesserte nicht nur den Wohnkomfort, an die meist kleinen Gaststu ben wurden Speisesäle angebaut, in denen Autobusladungen von Reisenden rasch und zufriedenstellend bedient werden konnten. Auch in der Küche ging man auf die neuen An forderungen ein. Allerdings sei der Wahrheit zuliebe nicht verschwiegen, daß da und dort übers Ziel geschossen wurde, daß man zu sehr versuchte, sich den Gepflogenhelten der meist bundesdeutschen Gäste anzupassen. Mostpresse aus Kronstorf, gesctinitzt und bemalt, 1852, aufgestellt im Aufgang zum 2. Stock des Schloßmuseums Linz. Franz Lipp beschreibt dieses volkskundliche Schau stück, daß es ,,mit seinem Ziergiebel (,Sturz') und seinem beschrifteten Preßbaum als Höhepunkt seiner Gattung anzusehen ist". Foto: Fr. Gangl

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