Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 2, 1983

Landeskunde humorvollen Besprechung über Heiratsgut, Aussteuer, Hochzeitsgäste, Hochzeitsmahl das Bild einer Bauernhochzeit entgegen. Mit einer Huldigungsszene endet es: ,,lnsra Frau Theresia Soll da Himmel Heil und Löbn, Und der Braut Antonia Sögn ins Haus und Prinzen göbn." Am 6. April 1770 war der Stadtschreiber Peter Gottlieb Lindemayr, ein Brudervon P. Maurus, nach Steyr geschickt worden, um bei Gregor Menhardt den ,,Kurzweiligen Hochzeitsver trag" drucken zu lassen. Dabei sollte das Stück zum besseren Verständnis mit hoch deutschen Erklärungen versehen werden. Über den Empfang von Maria Antoinette schrieb P. Bernhard Heindl u. a.: ,,Dieankunft der Königl. Braut geschah entlichen unter leittung aller glocken und abfeuerung der Ganonen um halber vier uhr.. . Nach vollenter TafI zogen 60 baar von ledigen Bauern Bueben und Menschern mit ihren spilleuthen ieds nach seiner Lands-Tracht Baanweiß in Hof ein, und stellten sich vor der abbtey alwo Sr. Königl. Hocheit herabsachen und hielten ihren Tanz, worüber die Königl. braut sambt dero Hofstatt ein großes wollgefallen Bezeugten. . .. Nach demTanz verfigten sich Hochselbe Ind. Thea trum und wohnten der Baurn Comedie bey, die ihr noch mehr Vergnügen machte, nach Vol lenter Comedie wurden Sambtl. Actores vom Theatro zum Handkuß gerufen." Außerdem verehrte Maria Antoinette jedem Spieler eine silberne, P. Maurus Lindemayr eine silberne und eine goldene Medaille. Ein besonderer Anlaß zu Festlichkeiten war das 30jährige Abtjubiläum von Amand Schickmayr. P. Erenbert Sperl schrieb dar über in seinem Tagebuch u. a.: ,,Der 25. Ok tober des Jahres 1776 war es, in welchem der Himmel Lambach eines Glikes würdigte, des sen es sich seit seiner Stiftung nur Smahl rüh men konte, daß der hiesige Abbt 30 Jahre sei nem Stifte vorgestanden . .. das Hochamt wurde unter der feierlichen Music abgesun gen. Sie wurde auf Kosten des Priorats von dem Hochfürstl. Salzburgl. Gonert Meister H. Michael Heyden componiert." Sperl schil dert dann den weiteren Verlauf des Festes. Um 4 Uhr versammelten sich die Gäste im Stiftstheater, wo ein Stück von P. Maurus Lin demayr aufgeführt wurde. Sperl schrieb dar über: ,,Die Komedi, ein Stück unseres P. Mau rus, Pfarrvikary zu Neukirchen, die aber noch niemals war aufgeführt worden, war der Hanns von der Werth oder der Kayser komt. Der Text ist in der gebundenen obderensischen Bäurischen Mundarth eingekleydet, ein Meisterstück in diesem Fache ... Die zihrliche Simphonie, welche beym Anfang des I JnHÄ?tefi}asSkiifRW.'Ä Spihls angestimmt wurde, war von Herrn An ton Obermayr, hiesigen Stifts Organisten, die Music auf die Arien des Spihls von H. Joseph Langthaler, Waisen Instructoris in der Paura, welche dem Texte vollkommen angemessen war." Auch „Hanns von der Werdt" oder ,,Die Komödienprobe" endet mit einer Verherrli chung des österreichischen Herrscherhauses. Einen Höhepunkt des dichterischen Schaffens von Lindemayr stellt das dreiaktige Theater stück ,,Die reisende Geres" dar, ,,ein mit Mu sik untermengtes Luspiel", das 1780 zum er sten Mal aufgeführt wurde. In der Regieanwei sung heißt es: ,,Der Schauplatz Ist ein Dorf. Die Musik ebenso ungekünstelt wie der Text." Gerade dieses Stück ist für Lindemayrs Ein stellung zum Bauerntum seiner Heimat sehr aufschlußreich. In diesem Stück wird Geres, die Göttin des Akkerbaues, unter oberösterreichische Bauern versetzt. Dabei werden wir mit den Sitten und Gebräuchen der damaligen Zeit vertraut ge macht. Geres und ihre Begleiterin sprechen hochdeutsch, die anderen Personen in ihrer Mundart, wobei Lindemayr stellenweise auch ziemlich derbe Ausdrücke verwendet. Gleich zu Beginn des Stückes beim ersten Auftritt der Göttin Geres finden wir eine auf schlußreiche Beschreibung des Dorfes zur Zeit Lindemayrs. In dieser Auftrittszene sagt Geres: „Hier Phobe, ist ein Dorf. Wohin man auch nur blickt, man wird ringsum durch Reize mannigfach bestrickt: Da steigt ein Hügei auf, dort ist ein stilles Tal, hier sprudelt frisch ein Quell, dort schäumt ein Wasserfall. Welch reine Luft weht her von allen diesen Wäldern! Ein wahrer Balsamduft entsteigt den grünen Feldern. Wie freundlich sind die schlichten Häuser anzusehen, die da in ihren Schindeldächern vor uns stehen. Wie friedlich steigt der Rauch aus hölzernen Kaminen; kurz, alles läßt mich hier ganz die Gewähr gewinnen, daß wir nach langer Fahrt nun endlich angelangt an einem Ort, der mit Natur und Sanftmut prangt." 62

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