Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 2, 1983

Denkmalpflege Erfahrungsgemäß erwartet der Auftraggeberalso die Pfarrgemeinde, oder weitaus günsti ger eine Ordensvorstehung - einen zufrieden stellenden Schauwert der Wandmalerei. Man soll wirklich sehen, ,daß etwas gemacht wor den ist', im Extremfall muß es aussehen, wie neu. Dieser Forderung gegenüber findet sich der Restaurator in einem schweren Dilemma, denn sein eigenes künstlerisches Gewissen verbietet ihm jeden unnötigen Eingriff und jede Retusche an besonders wertvollen Wand malereien. Im aligemeinen bin ich bestrebt, jeden weite ren Verfall aufzuhalten und setze dafür sämtli che möglichen Konservierungsmaßnahmen ein, die oft sehr zeitraubende Vorarbeiten er fordern, da zumeist auch die Verputzarbeit selbst durchgeführt werden muß. In der Maierei selbst hat sich die italienische Strichelretusche (,tratteggio') am besten be währt. Dabei werden die Ergänzungen locker strichelnd und um eine geringe Nuance heller vorgenommen, also niemals in zügig gestri chenen Flächen oder markanten Konturen, betonenden Hervorhebungen und Steigerun gen. Für den ungeschuiten Betrachter ordnen sich solche Ergänzungen dem Biidganzen be friedigend ein, besonders wenn eine voraus gegangene Reinigung die ursprüngliche Fri sche und Leuchtkraft der Maierei wiederher stellen konnte. Der erfahrene Beschauer und Denkmaipfleger dagegen kann leicht erken nen, welche Biidteiie authentisches Original sind; so kann der konservatorische Eingriff mit gutem Gewissen vor der historischen Künstlerpersöniichkeitund damitvor der Geschichte verantwortet werden. Das Problem der Stuckrestaurierung trat erst im Verlaufe der Arbeiten in Garsten auf. Es erwies sich, daß die Geschlossenheit des ehemaligen originalen Raumkonzeptes nur durch einen sehr dichten Einsatz in allen Be reichen wiederzugewinnen ist. Vor allem hat man den Stuck jahrzehntelang völlig vernachläßigt, zu gering bewertet und bewahrt." Wenn in so bedeutenden Klöstern wie Kremsmünster oder Garsten die Stuckierungen bis zu zwanzigmal in sämtlichen Farb möglichkeiten übergangen wurden, wobei man sogar dunkeigrau bis fast schwarz ein setzte, und niemand aufstand, um solches zu verhindern, dann kann dies nur durch man gelnde Einsicht in Qualität und Wert der künst lerischen Leistungen der Stuckierungen er klärt werden. Ich versuche durch Freilegungen die Original substanz des Stucks wieder sichtbar zu ma chen und setze für Ergänzungen mit Vorliebe gefärbte Mörtel ein, um damit auch jede wei tere Übermaiung unnötig zu machen. Die Auf gabe ist sehr mühsam und bei reicher Stuckierung etwa aus der Hand der Garione eine kaum verstellbare Belastung." Anmerkungen 1 Otto Wutzel: Einheitliches Konzept von Architek tur und Malerei, in: Linzer Volksblatt, 29. März 1963. 2 Hertha Schober, in: Neues Volksblatt, 20. Juni 1980. 3 Erich Widder: Die Juwele der Klosterlandschaft; Spital am Pyhrn in neuem Glanz, in: Informationen des Diözesan-Kunstvereines, Linz 1980, S. 2ff. - Hertha Schober: Über die Restaurierung der Stifts kirche Spital am Pyhrn, in: Oö. Kulturbericht 34, 1980, S. 200f. 4 Gerhard Sedlak: 1200 Jahre Stift Kremsmün ster; die Bau- und Restaurierungsmaßnahmen von 1964-1977, in: Informationen des Diözesan-Kunst vereines, Linz 1977, S. 1 ff. 5 Norbert Wibirai: Denkmalpflege 1971, in: Jahr buch des oö. Musealvereins 117/11, 1972, S. 134f. 6 Helmut Michael Berger: Bericht über die 1973 aufgefundenen Wandmalereien in der Prälatensa kristei, in: österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, 28, 1974, Heft 1/2, S. 16f. 7 Hertha Schober: Ein Kurfürst auf der Kirchen mauer, in: Neues Volksblatt, 19. August 1976. 8 Oberösterreich kreiert einen Heiligen, in: Linzer Volksblatt, 10. Juni 1970. 9 Norbert Wibirai: Die Losensteiner-Kapelle in Garsten und ihre Restaurierung, in: Kulturzeitschrift Oberösterreich, 26, 1976/2, S. 24ff. - Restaurie rungsbericht H. M. Berger, in: Informationen des Diözesan-Kunstvereines, Linz 1975. 10 Restaurierungsbericht H. M. Berger, Mittei lungsblatt Verein für Denkmalpflege in Oberöster reich, Dezember 1981, S. 6. 11 Wie sehr die Stuckrestaurierung als aktuelles Thema der Denkmalpflege betrachtet wird, geht mit telbar aus der Tatsache hervor, daß eines der ersten Seminare des Bundesdenkmalamtes in dessen neugeschaffenem Informations- und Fortbildungs zentrum, der Kartause Mauerbach, im Sommer 1982 eben diesem Thema gewidmet war. Werkverzeichnis A. Eigenschöpferische Arbeiten 1951 Linz, Harbachschule - Großes Fresko mit Uhr (1. Förderungspreis des Landes Oberöster reich). Hofkirchen i. M. - Fresko ,,St. Sebastian". Linz, Pestalozzistraße - Fresko Kinderspielplatz. 1956 Kinderdorf St. Isidor - Großes Sgraffito mit Sonnenuhr an der Fassade der neuen Schule; Hauszeichen in Sgraffitotechnik (Wettbewerb, 1. Preis). Linz, Neues Kinderspital - Tafelbild ,,Das Kind". 1958 Linz, Grillparzerstraße/Raimundstraße - Sgraffito ,,Der Knabe mit der Taube". St. Wolfgang im Salzkammergut - Vier Apostelbil der auf Hoiztafel in Grisaiiletechnik als Ergänzung zur gotischen Apostelreihe. Leonding, Pfarrhof - Sgraffito ,,St. Florian"; Pfarr heim - Sgraffito ,,Knabe mit Taube". 1959 Kinderdorf St. Isidor, Haus der Allgemeinen Sparkasse Linz - Sgraffito. Heiligenberg bei Waizenkirchen, Schule - Mosaik ,,Der Knabe auf dem Lebensschiff". Kleinmünchen-Linz, Pfarrheim - Sgraffito ,,St. Mi chael" 1960 Kirchberg-Thening - Sgraffito ,,Der Knabe mit dem Buchstaben A"; Aufbahrungshalle-Tormit Türgriffen, Bronze ,,Das Lamm" und ,,Die Schlange". 1961-65 Doppl-Leonding, Bruder-Klaus-Kirche - Künstlerische Gesamtausstattung: Bildschrein, Altar, Glocken, Fenster, Tore. 1961 Eferding, Pfarrheim - Fassadengestaltung, Sgraffito; Innenräume: Farbkonzept für Ausstat tung. Eferding, Evangelische Totenkapelle - Fassaden gestaltung. Eferding - Hauszeichen Giatzhofer. 1963 Kinderdorf St. Isidor, Dr.-Heinrich-Gleißner-Haus - Hauszeichen in Sgraffitotechnik. 1965 Linz - ,.Stadtbild Linz 1965" (Ankauf Kultur amt). 1966 Schlatt-Breitenschützing, Gefallenendenk mal - ,,Pieta", Bronzeguß. 1967 Linz - Tafelbild im Stiegenhaus Fa. Stum mer. Linz - Betonglasfenster Haus Bukowiezki. Linz - Porträt Stadtrat Karl Krenmayer. Linz - Stadtbild Linz, Tafelbild für Bürohaus K. Linz - Stadtbild Linz, Tafelbild für Bürohaus Simader. Kirchschlag - Betonglasfenster Haus Krenmayer. Oberneukirchen - Betonglasfenster Haus Simader. Linz - Porträt Dipl.-Ing. Fritz Krenmayr und Gattin. 1968 Linz, Schwurgerichtssaal des Landesgerich tes - ,,Staatswappen", Schmiedeeisenplastik und Wandgestaltung. 1969 Schloß Hartheim, Gedenkräume für KZ-Op fer- Gesamtgestaltung, Kruzifix, Tore. 1970 Gmunden, Bundesförsterschule Schloß Ort - Schmiedeeisengitter im Rundbogen Haupttor. 1975 Spital am Pyhrn, St.-Leonhard-Kirche - ,,Heilig-Geist-Fenster", Antikglas. B. Restaurierungen 1954/55 St. Wolfgang im Salzkammergut - Fres ken (Mitarbeiter von Prof. Fröhlich). 1965 Linz, Prunerstiftkirche - Fresken. 1968 Stift Reichersberg, Kirche und Augustinisaai - Fresken (Mitarbeiter von Prof. Fröhlich). 1969 Gmunden, Landschloß Ort - Wappenfries. 1970 Garsten, ehemaliges Stiftsgebäude, Som merchor - Fresken und Stuck. Rohrbach, Maria-Trost-Kirche - Fresken. 1971 Stift Kremsmünster, Marienkapelle - Fres ken und Stuck. 57

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