Denkmalpflege Sein bedeutendstes eigenschöpferisches Werk schuf Heimut Michaei Berger 1961-1965 für die Bruder-Kiaus-Kirche in Doppi-Leonding: einen moderner Fiügeiaitar mit fünf Fiügeipaaren. Im Biid die Darstellung der Kreuzigung Sanierung Putzfiächen bis auf die Gewölbe oder Steinwände abzutragen und neu aufzu tragen. Das den Betrachter nach der Restaurierung optisch Bestechende ist die seit Generationen nicht mehr gesehene Poiychromie des Kir chenraumes, so wie sie Carione geschaffen hatte: ,,Das aufgefundene Griginai-Farbsystem innerhalb der geometrisierenden Stuckrahmenverzierungen konnte freigelegt, teilweise im ursprünglichen Sinne belassen werden. Der übrige weite Bereich wurde re konstruiert und erbrachte die vier tragenden Farben: Weiß, Grau, Altrosa, Gelb in jeweils zwei leicht differierenden Farbnuancen. Diese Zweistimmigkeit innerhalb der Farbenharmo nie gliedert und rhythmisiert die Fläche des Gewölbes und der Langhauswände nach drücklich. Die dunklere Farbnuance des Stein-Grau entspricht unmittelbar dem verar beiteten Kalksandstein der Sockelzone, der Türstöcke, Oratorienbrüstungen und Seitenaltarschranken, die von sechsfacher Überma lung befreit werden mußten". So wurden Stukkierung und Poiychromie des Langhauses im Sinne Carlones originalgetreu wiederherge stellt, der gegenwärtige Raumeindruck ent spricht in allen seinen Teilen dem historisch belegbaren Zustand des Jahres 1724. Es versteht sich, daß für die Gesamtrestaurie rung des Kirchenraumes eine Reihe weiterer Fachleute herangezogen werden mußte, so besonders für die Schmiede-, Holz-, Vergol dungsarbeiten u. a. Doch darüber hinaus ge lang es Berger, im Rahmen einer von ihm ins Leben gerufenen ,,Pfarrbauhütte" die einzel nen Pfarrmitgiieder nach Eignung und Können zu aktiver Mitarbeit zu motivieren und durch beispiellosen persönlichen Einsatz (12.000 freiwillige Arbeitsstunden!) unter seiner künst lerischen Gesamtleitung die unüberwindlich scheinende Aufgabe in fachlich hervorragen der Weise zu meistern. Der Künstler hatte nicht gezögert, seine Helfer, Bauern und Ar beiter, in einzelnen Sonderdisziplinen der Re staurierung zu unterweisen, die Erkenntnisse einer langen Studienzeit und Berufserfahrung an sie weiterzugeben und so den terminge rechten und gleichzeitig wirtschaftlich tragba ren Abschluß der Arbeiten zu gewährleisten. Daß trotz allem Mißgunst und Unverständnis ihre Schatten auf das Werk (und die Seele des Künstlers) warfen - dieses Schicksal teilt Ber ger mit so manchem Großen der Vergangen heit! Dennoch beschließt er seinen offiziellen Restaurierbericht mit dem Dank dafür, ,,daß er im Rahmen der künstlerischen Gesamtleitung dem hohen Werk dienstbar sein durfte". Daß der Restaurierungsauftrag für die Stifts kirche an Helmut Michaei Berger erging, hatte durchaus seinen guten Grund. Denn schon in den Jahren 1973 bis 1975 hatte sich der Künstler in Spital mit seiner Arbeit an der Fiiialkirche St. Leonhard auf das beste einge führt. In dieser zweigeschossigen, durch di rekten Anbau an den Felsen sehr originellen gotischen Friedhofskirche hatte Berger farb lich reizvolle gotische Rankenmaiereien, eine fast geschlossene Reihe von Apostelkreuzen, vor allem aber eine bislang unbekannte zeit genössische, mit 1456 datierte Darstellung Jerusalems freigelegt. Die Restaurierungsar beiten bzw. deren Ergebnisse waren von einer Qualität, die die Presse zu einem uneinge schränkten Lob ,,Die Restaurierungen wirken als Offenbarungen" veraniaßte. Zusätzlich waren übrigens schon Arbeiten im Klosterbereich durchgeführt worden, wo bei den Adaptierungsarbeiten für das Felsbiidermuseum Stuckarbeiten Carlones freizulegen und wiederherzustellen waren und daher so zusagen eine Generalprobe für die Stiftskirche stattfand. Kein Wunder also, daß man für das Großprojekt der Stiftskirche an keinen ande ren Restaurator gedacht hat. Doch auch vor und zwischen den beiden Ar beiten in Spital a. P. liegen restauratorische Leistungen unseres Künstlers, die berechtig tes Aufsehen erregten und aus der Fülle sei ner Arbeiten (s. Werkverzeichnis B) herausra gen: Marienkapeile und Prälatensakristei im Stift Kremsmünster, Freskenrestaurierung in der St.-Laurenz-Kirche in Aitheim und die Losensteinerkapelle in der Stiftskirche Garsten. Im Zuge der 1200-Jahr-Feier des Stiftes Kremsmünster 1977 wurde eine Gesamtre staurierung durchgeführt, die sich über eine Reihe von Jahren erstreckte.-* Helmut Michael Berger wurde dabei mit der Restaurierung der Marienkapeile und der Präiatensakristei be auftragt, die er in den Jahren 1971 bzw. 1973 durchführte. Die 1676 von Carlo Antonio Carione erbaute, mit Fresken von Johann Benedikt Dailinger und Stuckarbeiten von Johann Peter Spaz und Giovanni Battista Mazza ausgestattete Ma rienkapeile-das große elliptische Mitteifresko stellt die Himmelfahrt Mariens dar - war im Laufe ihres Bestehens bereits dreimal restau riert worden und vermittelte durch zahlreiche unsachgemäße Übermalungen ein nur mehr entstelltes Bild der ursprünglichen farblichen Raumkonzeption Carlones. Demnach hatte nach Ergänzung der zahlreichen Fehlstellen 51
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