Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 2, 1983

Oberösterreich bietet als Wanderiand für jeden etwas Hans Pilz Aus der Vielfalt unseres Bundeslandes erge ben slcft Wanderzlele für jeden Ansprucfi. Selbst Nicfitwanderer werden zu Entdekkungsausflügen angeregt. Die gegensätzlicften Landscfiaftsformen verdanken wir der geologischen Beschaffenheit unserer Heimat. So finden wir im nördlichen Landesteil, vor wiegend im Mühlviertel und im Sauwald, das Granit- und Gneismassiv. Vielfach wird dies von Blockburgen überragt, wie wir sie ganz ty pisch am Bärenstein und an vielen Hügeln, wie in St. Thomas am Blasenstein, beobachten können. Es entstanden ganz eigenwillige, kur iose Gebilde, wie der Jungfraustein im Sau wald, die Granitsäule des Kerzensteins im naturgeschützten Pesenbachtal, der Schwam merlstein bei Rechberg, die Opferschalen bei St. Leonhard und der Stillenstein in der gleich namigen Klamm. Ungefähr Im mittleren Drittel des Landes, Im Inn- und Hausruckviertel, sowie auf der Traun-Ennsplatte erstreckt sich auf etwa 140 km Länge und 40 km Breite die Molasse zone des Alpenvorlandes. Wir finden In die sem Gebiet keine so tiefen Talfurchen und markante Erhebungen, dafür reichlich Bau ernland mit großen Getreidefeldern, würzigen Blumenwiesen und gepflegten Wäldern. Ge ländebedingt sind hier große Auen und Moore, die vielfach schon unter Naturschutz gestellt wurden. Allein der Bezirk Braunau weist eine ganze Reihe Naturschutzgebiete dieser Art auf. Darunter fällt auch das große Areal der Innauen mit seiner Vogelwelt. Die Bezirke Wels, Vöcklabruck und Gmunden haben ebenfalls Naturschutzgebiete. Der Höhenrücken des Hausruck- und Kobernaußerwaldes nimmt eine Sonderstellung ein. Über seinen Kamm verlaufen mehrere Wanderwege und an sei nen Flanken entspringen Flüsse, wie Pram und Trattnach. Bevor wir uns der südlichsten Region zuwen den, sind noch die Flyschalpen zu beachten. Dieser Gürtel bildet entlang der nördlichen Kalkalpen einen harmonischen Übergang vom Alpenvorland zu den Kalkalpen. In der Flyschzone gibt es besonders nette Hügel wanderungen zwischen 700 und 1100 m Mee reshöhe mit einem dichten Netz markierter Wege. Sehr bekannt sind von West nach Ost: Die Kulmspitze zwischen Mondsee und Oberwang, der Lichtenberg, das Roßmoos und der Buchberg im Attergau, der Kammver lauf des Hongar zwisctien Attersee und Traunsee sowie der Richtberg und Hochkreut, der Grünberg bei Gmunden, der Oberriedl und Hacklberg bei St. Konrad zwischen Laudach und Alm, der Pernecker Kogel zwischen Almund Kremstal, der Grillenparz östlich des Kremstales bei Schlierbach und der Hausberg von Steyr, der Damberg, welcher am Ostufer der Enns aufragt. Der südlichste Teil Oberösterreichs, aus den Kalkalpen bestehend, weist wohl die größten Gegensätze auf. Diese Landschaft ist sehr kontrastreich, voll Harmonie und Geheimnis se. Der Großteil dieser Region liegt im Traunviertel, bekannt unter den weltweiten Begriff ,,Salzkammergut". Hier befinden sich die höchsten Berge und die tiefsten Täler, die mächtigsten Wasserfälle, die meisten und größten Seen und Höhlen und sogar Glet scher. Aus diesen Gründen reihen sich Natur denkmäler und Naturschutzgebiete ganz dicht aneinander, ja ineinander. Dem Wanderer und Bergsteiger steht im Salzkammergut eine große Anzahl Schutzhütten zur Verfügung. Wer hat da nicht Lust, wenigstens einige auf Schusters Rappen kennenzulernen? In die sem Landstrich gibt es nicht nur schroffe Gip fel, sondern auch ausgedehnte Karstplateaus (Höllengebirge, Totes Gebirge und Dachstelnplateau). Neben den Karsthochflächen kennen wir Karstquellen, von denen gerade In unserem Heimatland ganz bedeutende exi stieren. Zu den bekanntesten zählen der Waldbachursprung bei Hallstatt, der Krems ursprung, der Steyrursprung und als ganz ty pisch der Pießlingursprung. Ahnlich wie im Granitbergland gibt es auch im Kalkgebirge eigenwillige Felsformationen. Ich denke dabei an den Sauzahn bei Losenstein, an die Türme des Gosaukammes oder die vielen tiefen Schluchten, wie die Dr.-Vogelgesang-Klamm oder die Burggrabenklamm. Einen besonde ren Reiz bilden die Seen des Salzkammergu tes, die meisten Bergseen lassen sich auch gut umwandern. Selbst unser größter, der 46,72 Quadratkilometer große Attersee kann per pedes umrundet werden. Der Atterseever band eröffnete 1978 den Attersee- Westwan derweg von Schörfling über Attersee nach Un terach und etwas später den Ostwanderweg von Schörfling über Weyregg nach Unterach. Ja, was wäre das wanderbare Oberösterreich ohne die vielen Almen! Diese ausgedehnten Matten stellen wohl das beste und Interessan teste Wandergelände dar. Auf mehreren Al men finden wir Schutzhütten als Stützpunkte und manche Alm ist noch bewirtschaftet, so daß man in diesen Almhütten auch einkehren und nächtigen kann. Hütten, die mit Bergstra ßen und -bahnen erreichbar sind, wurden in letzter Zelt zu gastronomischen Betrieben ausgebaut. Es gibt also Unterkünfte für Touri sten, die Komfort bevorzugen, aber auch für jene, die das Idyllische einer Selbstversorger hütte suchen. Die Größe unseres Bundeslandes, aber auch, wie angeführt, die vielfältige Beschaffenheit des Geländes machen Oberösterreich zu ei nem idealen Wandergebiet. Dafür spricht auch eine Statistik im offiziellen Organ des österreichischen Volkssportverbandes ,,Der Wanderer". Demnach liegt Oberösterreich, was die Veranstaltung von Wandertagen be trifft, an zweiter Stelle. Während die Wander tage vorwiegend in Tal- und Hügellagen durchgeführt werden, erwandert man das hö her gelegene, sprich alpine Gelände, und das Almengebiet meist privat. Es gibt natürlich auch viele Gruppenwanderungen von Schu len, alpinen und anderen Vereinen. Ein kleine rer Kreis, aber doch größer als allgemein an genommen, Ist auf Welt- und Fernwanderun gen spezialisiert. Es gibt viele Wanderfreunde, die nicht nur einen Weitwanderweg von etwa 500 km Länge begangen haben, sondern mehrere und sogar Fernwanderwege, die Di stanzen zwischen 600 bis 2100 km aufweisen. Vor zwei Jahren wurde im Rahmen des Alpen vereins auch eine oberösterreichische Weit wandergruppe gegründet, die sich die Pflege und Förderung des Weltwanderns zum Ziel gesetzt hat. Nicht nur durch Wandertage und Weltwan derwege wird man zum Wandern animiert, es gibt auch eine ganze Reihe Lehrpfade und - wege verschiedenster Art. Diese führen vor wiegend durch Auen, Moore und Wälder, aber auch zu Kultur- und Naturdenkmälern. Der erste oberösterreichische Waldlehrpfad wurde mit einer Länge von 4 km im Hausruck errichtet. Erführt unter dem Titel ,,Symbrunn" durch schöne, alte Waldbestände an die Quelle des Pramflusses. Beliebte Wander ziele sind auch unsere vielen Ruinen, Burgen und Schlösser, sowie Kapellen, Kirchen, Stifte oder die Kultur- und Naturdenkmäler. Nicht zu vergessen sind die bekannten gastronomi schen Betriebe und originellen Jausenstatio nen, wo so manche Wanderung gesellig aus klingen mag. Dagegen Ist wohl nichts einzu wenden, doch sollten vorerst durch das Wan dern einige Joule verloren gegangen sein un ter dem Motto: ,,Erst die Arbeit, dann das Ver gnügen", wobei zu bemerken ist, daß auch das Wandern Vergnügen bereitet. Ein positiver Beitrag zum Wandern wurde auch durch die Herausgabe von Wanderfüh rern, die im Buchhandel erhältlich sind, er reicht. Es gibt eine ganze Reihe Führer und Wanderkarten für die verschiedensten Regio nen. Seit einigen Jahren bemüht sich auch die Bundespost, den Touristen das Wandern zu erleichtern. Man bekommt gratis gefällige Prospekte und Fahrpläne, sowie Anregungen für Wanderungen, ja sogar zum Erwerb einer Wandernadel. Den alpinen Vereinen werden gegen eine Zusatzgebühr Fahrpreisbegünsti gungen eingeräumt. Es bestehen Sonder linien, erwähnenswert sind z. B. die Wander busse ,,Hausruck-Kobernaußerwald" und „Sauwald", die in den Sommermonaten ver kehren. Man sollte sich die Zeit nehmen, ein37

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