K, '-A-^u ^X-T* >1. Ö'-«-^» %.Vc^--«^ .y(rv/^/'////!{ Vorder- und Rückseite der Brahms-Vlsitenkarte, Stadtmuseum Gmunden - „Das nenne Ich eine stattliche Visitenkarte . .." Anzahl jener privaten Sommervillen gebaut, die heute noch das Bild der Stadt Gmunden, aber auch des ganzen Saizkammergutes, prägen, innerhalb dieser Villen^ entwickelte sich ein reiches kulturelles, musikalisches und wissenschaftliches Leben, das schließlich bis in unsere Zeit herein wirksam blieb, weil die Distanz der Zeit manches Ereignis erst in sei ner ganzen Bedeutung erkennbar werden läßt. Ein Beispiel besonderer Art sei in diesem Zusammenhang erwähnt: Vor genau hundert Jahren war Sigmund Freud als Gast seines Freundes und Gönners Dr. Josef Breuer^ in Gmunden, begeisterte sich an der morgend lich stillen Esplanade und wanderte über die Hügel der Umgebung. Seine Briefe, Schilde rungen und Überlegungen aus dem Jahr 1883 waren ausschlaggebend für einen wissen schaftlichen Essay über die Freud-sche Traumdeutung und ihre Beziehung zu Gmun den, der im Jänner 1983 in Amerika heraus gegeben wurde." Die Anzahl der bemerkenswerten Persönlich keiten, die sich allein nur in Gmunden aufge halten haben - wobei die anderen Salzkam mergutorte wahrscheinlich ebenso viele Na men zu nennen hätten - ist so groß, daß man sie im Rahmen einer kleinen Betrachtung nicht behandeln kann. Essel darum nure/n Beispiel großzügiger Gastlichkeit in weitestem Sinn herausgegriffen, das für das heurige interna tionale Brahmsjahr von überragender Bedeu tung ist: Dr. Victor von Miller zu Aichhoiz und Johannes Brehms in Gmunden Im Jahre 1875 hatte der damals dreißigjährige Dr. Victor von Miller aus Hruschau,® mögli cherweise nur auf der Durchreise, Gmunden kennengelernt. Er war im renommierten Hotel zum Goldenen Schiff am Seeplatz abgestie gen. Fünf Jahre später kam er wieder nach Gmunden, diesmal aber bewohnte er mit Gat tin, Kindern und Dienerschaft die Villa Gubler in Traundorf und war bereits mit seinem vollen Namen und Titel in der Gmundner Kurliste eingetragen: Dr. Victor Ritter von Miller zu Aichholz. Die Familie blieb der Stadt treu - auch in den folgenden Jahren blieb Gmunden ihr Sommeraufenthalt. Bis einschließlich 1884 war auch die Adresse in Traundorf gleich. 1885 allerdings erschien Dr. von Miller-Aichholz bereits als Villenbesitzer; er hatte die durch Todesfall vakant gewordene ehemalige Villa Heller, Ort Nr. 4,® erworben. Von da an begann ein höchst interessantes Leben an der nordwestlichen Peripherie der Stadt. Dr. Victor von Miller und seine Brüder (Franz von Miller-Aichholz erwarb 1888 den großen Komplex der Satorigründe in nächster Nachbarschaft des brüderlichen Besitzes) zo gen durch ihre großzügige Gastfreundschaft viele ihrer berühmten Freunde nach Gmun den. Darunter waren vorzugsweise Persön lichkeiten aus dem Wiener Geistes- und Mu sikleben, denn Victor von Miller war selbst ein ausgezeichneter Pianist (aus der Schule Ju lius Epsteins kommend) und konzertierte für wohltätige Zwecke sogar öffentlich.'^ Der berühmteste und wichtigste Gast des Hauses Miller-Aichholz war Johannes Brehms. Seit er ab 1889 sein ständiges Som merdomizil in Ischl® aufgeschlagen hatte, wa ren die oftmaligen sommerlichen Begegnun gen in Gmunden fast eine Seibstverständlichkeit. Einladungen zu einem Besuch in Gmun den (oder auch Selbsteinladungen von Brahms) erfolgten der Zeit entsprechend glücklicherweise noch schriftlich - per Visiten karte, per Gorrespondenzkarte, je nachdem. Der Schriftwechsel gibt noch heute ein unmit telbares Bild des eigenwilligen, aber sehr herzlichen Briefstils von Johannes Brahms. Die erste an Dr. Miller-Aichholz gerichtete schriftliche Nachricht von Brahms stammt vom 4. März 1890, was darauf schließen läßt, daß die enge familiäre Beziehung des Komponi sten zur Familie Miller-Aichholz zu Ende der achtziger Jahre geknüpft worden ist. Wie herz lich sich in der Folge diese Bekanntschaft ent wickelte, beleuchtet der Text einer Karte vom 2. Juli 1895, in der es unter anderem heißt: ,,Das nenne ich eine stattliche Visitenkarte! Denn wenn ich auch für die Sendung® bestens danke - das beste daran ist doch, daß sie Ihre Ankunft meldet. Wenn Sie einmal einen Gest wünschen, der besonders gern kommt, dann sagen Sie ein leises Wort. Ihrem herzlich grüßenden . I. (Johannes Brahms)^® Wenn Brahms in Gmunden angesagt war, versammelte sich stets ein großer Freundes kreis in der Villa Miller-Aichholz. Häufig war Joseph Joachim, der berühmte Violinvirtuose, anwesend, der seit frühester Jugend von Hamburg her mit Brahms befreundet war. Fast immer war auch ,,Excellenz" Franz von Hol bein dabei, der im Miller-schen Hausmusik kreis die Violine spieltej^^ Dr. Theodor Billroth war nicht nur gern gesehener Gast bei solchen Anlässen, er hatte einmal sogar eine private Aufführung eines Brahms-schen Violinkon zerts in der Gmundner Villa von Joachim erbe ten - als Honorar für eine notwendige medizi30
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